Makkabäer

Makkabäer
Wojciech Stattler, "Die Makkabäer"

Die Makkabäer waren jüdische Freiheitskämpfer gegen die Dynastie der Seleukiden. Sie begründeten das königliche und hohepriesterliche Geschlecht der Hasmonäer und erkämpften für einhundert Jahre (165 v. Chr. bis 63 v. Chr.) eine Erbherrschaft über die Juden.

Inhaltsverzeichnis

Der Makkabäeraufstand

Die Vorgeschichte des Aufstandes

Als der seleukidische Herrscher Antiochos III. um 200 v. Chr. im fünften syrischen Krieg die Ptolemäer besiegte und ihnen Koilesyrien abnahm, kam auch der jüdische Priesterstaat unter seleukidische Oberhoheit. Während der Herrschaft seines Sohnes Antiochus IV. wandte sich ein hellenisierter Jude namens Jason, Bruder des damaligen Hohepriesters Onias III., an den König, damit dieser ihm den Posten des Hohepriesters verschaffe. So löste Jason seinen Bruder im Amt ab, nachdem er Antiochus eine Erhöhung der jährlichen Tribute versprochen hatte. Er trieb die Hellenisierung Jerusalems stark voran. 172 v. Chr. erkaufte sich ein weiterer hellenisierter Jude namens Menelaos, der nicht zum Hohepriestergeschlecht der Oniaden gehörte, das Hohepriesteramt bei Antiochus und vertrieb Jason. Er war es auch, der es dem durch Reparationszahlungen an Rom belasteten Antiochus mehrfach erlaubte, den Jerusalemer Tempel zu plündern. Als sich Antiochus 168 v. Chr. auf einem Feldzug in Ägypten befand und das Gerücht aufkam, er sei gefallen, kehrte Jason nach Jerusalem zurück und versuchte, seine alte Stellung zurückzuerlangen. Der aus Ägypten zurückkehrende Antiochus legte dies als Revolte gegen seine Herrschaft aus, eroberte Jerusalem und errichtete eine Militärsiedlung, die Akra, in seiner Nähe. Außerdem verbot er die Ausübung des jüdischen Kultes und wandelte den Jerusalemer Tempel in einen Tempel für Zeus um.

Der Beginn des Aufstandes – Judas Makkabäus

Das Religionsedikt des Antiochus IV. wurde zum Anlass für den Aufstand. Nachdem ein jüdischer Priester namens Mattathias in seiner Heimatstadt Modi’in zum heidnischen Opfer aufgefordert wurde, tötete er den seleukidischen Boten und zog sich mit seinen Söhnen und einigen Getreuen in die Wüste zurück. Als er ein Jahr darauf starb, übernahm sein Sohn Judas mit dem Beinamen Makkabäus (von aramäisch Makkaba, der Hammer) die Führung des Aufstandes. Diesem gelang es mittels Guerilla-Taktiken, mehrere kleine Armeen der Seleukiden zu schlagen, während Antiochus IV. selbst gerade einen Feldzug im Osten seines Reiches führte. Judas führte auch Feldzüge in Gebiete benachbarter Stämme an, die allerdings noch nicht den Charakter von Eroberungszügen hatten. Schließlich gelang es ihm sogar, Jerusalem einzunehmen und den entweihten Tempel wieder zu reinigen. Dieses Ereignisses wird noch heute während des Chanukkafestes gedacht. Sein Abwehrkampf profitierte davon, dass Antiochus IV. 164 v. Chr. starb und unter seinen Generälen ein Kampf um die Vormundschaft für seinen jungen Sohn Antiochus V. ausbrach. Dieser endete allerdings, als Demetrios, ein Neffe von Antiochus IV., aus Rom zurückkehrte, seinen kleinen Cousin ermorden ließ und selbst den Seleukidenthron bestieg. Er führte den Krieg gegen die Makkabäer fort. Als Judas 160 v. Chr. im Kampf gegen Demetrios' General Bacchides fiel, war dies ein schwerer Schlag für die Sache der Aufständischen.

Seleukidische Thronwirren und Triumph der Makkabäer – Jonathan und Simon

Nach Judas' Tod wurde sein Bruder Jonathan Anführer des Aufstandes. Ihm kam zugute, dass Demetrios I. mittlerweile nicht mehr unangefochtener Herrscher des Seleukidenreichs war, sondern von dem Usurpator Alexander Balas bedroht wurde. Beide Thronprätendenten wandten sich nun an Jonathan und versuchten ihn mit Zugeständnissen auf ihre Seite zu ziehen. Alexander Balas verlieh ihm sogar das Amt des Hohepriesters. Der Usurpator konnte sich schlussendlich zwar durchsetzen, unterlag kurz darauf allerdings Demetrios' Sohn Demetrios II.. Der Kampf um den Thron wurde nun von diesem und dem General Diodotos Tryphon weitergeführt, was die Position des Jonathan noch weiter stärkte. Dies änderte sich auch nicht, als Tryphon Jonathan ermorden ließ und mit Simon der letzte der Mattathias-Söhne Anführer des Aufstandes und Hohepriester wurde. Simon gelang es schließlich auch mit der Akra das letzte Symbol seleukidischer Herrschaft in Judäa zu beseitigen. Unter seinem Sohn Johannes Hyrkanos I. kam es noch einmal zu Kämpfen mit dem Seleukidenkönig Antiochus VII., die allerdings 134 v. Chr. mit einem Friedensschluss endeten. Danach waren die Seleukiden schon bald zu schwach, um außerhalb Syriens noch eine aktive Politik zu betreiben.

Judäa nach dem Aufstand

Die Dynastie wurde nach dem Tod des Johannes Hyrkanos I. von dessen Sohn Aristobulos I. weitergeführt, der erstmals den Königstitel annahm und diesen so mit dem Amt des Hohepriesters verband. Das Königreich betrieb eine aktive Eroberungspolitik, die anscheinend auch Zwangskonvertierungen der umgebenden Stämme zum Judentum einschloss, und konnte bis zur Eroberung Jerusalems durch Pompeius (63 v. Chr.) seine Unabhängigkeit bewahren. Die Herrscher-Dynastie, die ab 63 v. Chr. nur noch die Hohepriester stellen durfte, fand 37 v. Chr. mit der Einnahme Jerusalems durch den Edomiter Herodes ihr Ende.

Makkabäer oder Hasmonäer?

Der Name Makkabäer leitet sich ab von Makkabäus (von aramäisch Makkaba, der Hammer), dem Beinamen des Mattathias-Sohnes Judas, und wird meist gebraucht, um Angehörige dieser Familie während der Zeit des Aufstandes zu bezeichnen. Für die Königsdynastie, welche sie begründeten, hat sich die Bezeichnung Hasmonäer eingebürgert, die sich vom Namen eines Vorfahren des Mattathias, einem gewissen Hasmonäus, herleitet. Die Begründung der Dynastie geht auf Simon zurück, dem die Ämter eines Hohenpriesters und Ethnarchen von Judäa im Jahr 141 v. Chr. durch eine Volksversammlung verliehen wurden, die unter seinen Nachfahren erblich wurden (1 Makk 14,41-49 EU).[1] Sein Enkel Aristobulos I. nahm später zusätzlich den Königstitel an, den aber nicht alle seiner Nachkommen trugen. Von dieser Dynastie sind die Nachkommen der anderen Makkabäer zu unterscheiden, so führte beispielsweise der Historiker Flavius Josephus seine Abstammung zurück auf Jonathan, den Hohenpriester und Makkabäer.[2]

Rezeption

Die Geschichte der Makkabäerzeit wird in den deuterokanonischen bzw. apokryphen alttestamentlichen Büchern 1. Makkabäer, 2. Makkabäer und 4. Makkabäer dargestellt. Eine weitere wichtige Quelle sind die Werke Geschichte des jüdischen Krieges (gr. Ἱστορία Ἰουδαϊκοῦ πολέμου πρὸς Ῥωμαίους, lat. De bello Iudaico) und Jüdische Altertümer (lat. Antiquitates Judaicae, auch unter dem Titel Jüdische Archäologie bekannt) von Flavius Josephus, der im 1. Jahrhundert n. Chr. lebte.

In der heutigen Zeit tragen weltweit viele jüdische Sportvereine den Namen Maccabi, in Erinnerung an die Heldentaten der Makkabäer.

Literarisch bzw. musikalisch wurde das Thema bearbeitet von

In der Kölner Kirche St. Andreas (nahe Hauptbahnhof) findet man den Makkabäerschrein, eine großartige Goldschmiedearbeit, der angeblich die Gebeine der 7 Makkabäerbrüder und ihrer Mutter enthält. Die Darstellungen auf dem Schrein erzählen von einem grausamen Martyrium der 7 Brüder, das in Parallele zur Passion Christi gestellt wird.

Einzelnachweise

  1. Klaus-Dietrich Schunck: Makkabäer/Makkabäerbücher. In: Gerhard Krause, Gerhard Müller (Hrsg.): Theologische Realenzyklopädie. Studienausgabe. Teil 2, Band 21, Walter De Gruyter, Berlin 2000, ISBN 978-3-11-016295-0, S. 736 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche, abgerufen am 24. Juli 2011).
  2. Flavius Josephus, Heinz Schreckenberg, Manuel Vogel; Folker Siegert (Hrsg.): Aus meinem Leben. Vita. Mohr Siebeck, Tübingen 2001, ISBN 978-3-16-147407-1 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche, abgerufen am 24. Juli 2011).

Siehe auch

Literatur

  • Bezalel Bar-Kochva: Judas Maccabaeus. The jewish struggle against the Seleucids. Cambridge University Press, Cambridge 1989, ISBN 0-521-32352-5.
  • Elias Bickermann: Der Gott der Makkabäer. Untersuchungen über Sinn und Ursprung der Makkabäischen Erhebung. Schocken, Berlin 1937. Engl. Übersetzung: Brill, Leiden 1979, ISBN 90-04-05947-4.
  • Thomas Fischer: Seleukiden und Makkabäer. Beiträge zur Seleukidengeschichte und zu den politischen Ereignissen in Judäa während der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. Brockmeyer, Bochum 1980, ISBN 3-88339-138-7.
  • Markus Sasse: Geschichte Israels in der Zeit des Zweiten Tempels. Historische Ereignisse, Archäologie, Sozialgeschichte, Religions- und Geistesgeschichte, Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 2004, ISBN 3-7887-1999-0. 2. Auflage 2009.
  • Zacharias Werner: Die Mutter der Makkabäer. Tragödie. Wien 1820.

Weblinks


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