- Giffen-Paradoxon
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Das Giffen-Paradoxon (auch Giffen-Fall genannt) ist ein erstmals von Robert Giffen beschriebener, paradox erscheinender Preiseffekt. Giffen beobachtete, dass Haushalte, die am Existenzminimum leben, auf eine Erhöhung des Brotpreises mit einer steigenden Nachfrage nach Brot reagierten. Begründen lässt sich diese Anomalie damit, dass ein steigender Preis für ein Grundnahrungsmittel bei diesen Haushalten das für andere (relativ teurere) Nahrungsmittel verfügbare Einkommen so stark sinken lässt, dass sie auf diese verzichten müssen und mehr Brot kaufen müssen, um ihre Ernährungsgrundlage sicherzustellen.
Güter, bei denen das Giffen-Paradoxon auftritt, werden als Giffen-Güter bezeichnet. Ökonomisch handelt es sich bei ihnen um absolut inferiore Güter, die eine positive Preiselastizität besitzen. Daher ist auch zu beachten, dass nicht alle absolut inferioren Güter Giffen-Güter sind (wie das untenstehende Beispiel 3 zeigt). Zerlegt man die Nachfrageänderung infolge einer Preisänderung in Einkommens- und Substitutionseffekt, so dominiert bei Giffen-Gütern der Einkommenseffekt über den Substitutionseffekt.
Beispiele
- Beispiel 1: Jemand hat 3 Euro am Tag zur Verfügung. Er kauft jeden Tag 1 Laib Brot für 1 Euro und 1 Stück Fleisch für 2 Euro. Jetzt steigt der Brotpreis auf 1,50 Euro. Da er nach einem Laib Brot nicht mehr genug Geld für Fleisch übrig hat, kauft er stattdessen einen weiteren Laib Brot.
Die steigende Nachfrage muss allerdings in der Praxis an dem Punkt enden, wo Haushalte keine weiteren finanziellen Mittel aufbringen können.
- Beispiel 2: Der Brotpreis steigt weiter auf 2 Euro. Derjenige, der nur 3 Euro am Tag zur Verfügung hat, kann sich nunmehr nur noch 1,5 Laibe Brot pro Tag leisten.
Würde dies nicht gelten, stiegen die Preise außerdem ins Unermessliche, da sich dann mit Preiserhöhungen die Einnahmen bis ins Unendliche erhöhen ließen. Dies gilt aber nur insofern, als der Preis für Fleisch auch steigt (wenn Brot teurer als 2 Euro ist, wird wieder auf Fleisch umgestiegen).
- Beispiel 3: Ein Student setzt sich ein begrenztes Budget von 20 Euro pro Woche (5 Tage) für sein tägliches Mittagessen. Er möchte dieses auf keinen Fall überschreiten. Da er in der Mittagspause bevorzugt in das nahegelegene Restaurant geht, benötigt er einen Großteil seines Mittagsbudgets, um dort 2-mal für je 7 Euro zu speisen. An den anderen drei Tagen geht er abwechselnd und gleich oft (über mehrere Wochen betrachtet) in die Mensa oder in eine Pizzeria. Mensaessen und Pizza kosten jeweils 2 Euro. Müsste er nun sein wöchentliches Mittagsbudget um 10 Euro kürzen, so müsste er seine Restaurantbesuche streichen und würde jeden Tag entweder in die Mensa oder in die Pizzeria gehen. Bei beiden Mittagstischangeboten handelt es sich also um absolut inferiore Güter. Würde sich jedoch der Pizzapreis erhöhen, so würde er die Pizzeriabesuche streichen und an den Tagen, an denen er nicht im Restaurant speist, immer in der Mensa speisen. Also ist Pizza (in diesem Beispiel) kein Giffen-Gut, obwohl sie ein absolut inferiores Gut ist.
Weiterführende Informationen
- Untersuchungen zum Giffen-Paradoxon in China, F.A.Z., 2. September 2007, Seite 38
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