- Gla
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Gla ist der moderne Name einer bedeutenden mykenischen Siedlung in Böotien, Griechenland.
Der Fundplatz liegt auf einem Hügel, der in den heute ausgetrockneten Kopais-See ragte bzw. eine Insel in diesem bildete. Der Siedlungshügel erhebt sich bis zu 38 Meter über dem umgebenden Gelände, ist etwa 900 Meter lang und misst an der breitesten Stelle 575 Meter. Welchen antiken Namen die Siedlung trug und ob sie mit einem für Böotien genannten Ort bei Homer zu identifizieren ist, ist ungeklärt. Die Bezeichnung „Gla“ ist die albanische Version für „Paliokastro“, wie der Ort von der heutigen griechischen Bevölkerung genannt wird.
Bei Ausgrabungen kamen eine Befestigungsmauer sowie Gebäudereste aus mykenischer Zeit zu Tage. Ein Palast wie z. B. in Tiryns, Mykene oder Pylos wurde jedoch nicht gefunden. Das umschlossene Arial ist mit fast 20 ha etwa zehn Mal so groß wie die mykenischen Oberstädte von Athen oder Tiryns.
Die Befestigungsmauer ist aus mittelgroßen Kalksteinblöcken in Kyklopenbauweise gefertigt, 2,8 km lang und 3–5 Meter hoch. Sie wurde an vielen Stellen direkt an den Steilhang des Hügels gebaut. Ihre Stärke beträgt bis zu 5,75 Meter. Für mykenische Verteidigungsmauern ungewöhnlich hatte sie vier Zugänge: im Norden, Westen, Süden und Südosten. Zu den Toren führten aufwendige künstlich geschaffene Rampen. Die Befestigung wurde am Beginn der Phase SH III B, also um 1300 v. Chr. erbaut.
Von den architektonischen Resten der Innenbebauung sticht vor allem ein großes, meist als „Palast“ bezeichnetes, L-förmiges Gebäude hervor. Es befindet sich im Norden der Siedlung, die durch mehrere Binnenmauern unterteilt ist. Der „Palast“ befindet sich auf einer künstlichen Terrasse und besteht aus drei Flügeln. In jedem dieser Flügel befinden sich zumeist sehr kleine Räume, in Gruppen zu jeweils sechs angeordnet und mit Korridoren verbunden. Das Fehlen eines Thron(saals), eines Herdes und eines Bads machen es sehr unwahrscheinlich, dass es sich um einen Palast handelte. Zwei weitere Gebäudekomplexe sind im Areal der sogenannten Agora – von Palastareal durch Mauern abgetrennt – weiter südlich freigelegt worden. Die beiden Gebäudekomplexe sind parallel zueinenander angeordnet, von ähnlichem Grundriss und in Nord-Süd-Richtung orientiert. In beiden Fällen verbindet ein langer Korridor Gebäude im Norden und Süden der Komplexe. Die Gebäude sind in kleine Räume unterteilt. Die Fachleute sind sich uneinig, welche Funktion die Gebäude der „Agora“ hatten. Vorgeschlagen wurde, daß sie als Kasernen dienten, aber auch eine Nutzung als Vorratsräume und/oder Werkstätten wird propagiert.
Noch im 13. Jahrhundert v. Chr. oder um 1200 v. Chr. wurde die Siedlung zerstört. Sie wurde danach nicht weiterbesiedelt.
Einige Forscher vertreten die Ansicht, dass es sich um das bei Homer erwähnte Arne handelt.
Literatur
- S. E. Iakovidis: Gla and the kopais in the 13th Century BC. Athen 2001.
- Nic Fields: Mycenaean Citadels c. 1350–1200 BC. Oxford 2004.
Weblinks
- Jona Lendering: Artikel. In: Livius.org (englisch)
38.48333333333323.181944444444Koordinaten: 38° 29′ 0″ N, 23° 10′ 55″ OKategorien:- Mittelgriechenland
- Mykenische Stadt
- Archäologischer Fundplatz in Griechenland
- Orchomenos
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