- Böotien
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Präfektur Böotien
(1899–1909 und 1943–2010)
Νομός ΒοιωτίαςBasisdaten (April 2010)[1] Staat: Griechenland Verwaltungsregion: Mittelgriechenland Fläche: 3.211 km² Einwohner: 123.913 Bevölkerungsdichte: 30,59 Einwohner je km² Hauptstadt: Livadia Stadtgemeinden (δήμοι): 18 Landgemeinden (κοινότητες): 2 ISO 3166-2 Code: GR-03 NUTS-3-Code: GR241 Kfz-Kennzeichen: BI (Viotia) Website: www.viotia.com.gr Böotien (griechisch Viotía Βοιωτία, altgr. Transkription Boiōtia), ist die in der Antike nach den dortigen Rinderweiden (altgriechisch bous βοῦς ‚Rind‘) benannte[2] Landschaft, in der der griechische Volksstamm der Boioter (Böotier) siedelte.
Von 1833 bis 1943 war Böotien Teil der Präfektur Attika-Böotien, von 1899 bis 1909 und schließlich ab 1943 eine eigenständige Präfektur, ab 1986 in der griechischen Verwaltungsregion Mittelgriechenland. 1974 wurden einige Küstengemeinden in die Präfektur Euböa ausgegliedert. Mit der Verwaltungsreform von 2010 wurden die Kompetenzen der Präfektur an die Region Mittelgriechenland und die durch Zusammenlegung stark reduzierten Gemeinden übertragen, das Gebiet der Präfektur existiert als Regionalbezirk Böotien (gr. Periferiaki Enotita Viotias) weiter, der elf Abgeordnete in den mittelgriechischen Regionalrat entsendet, darüber hinaus aber keine politische Bedeutung hat.
Inhaltsverzeichnis
Topographie
Böotien grenzt im Westen an Phokis, im Süden an den korinthischen Golf, im Osten an den Kithairon und im Norden an das opuntische Lokris. Der Sund von Euböa bildete lange die natürliche Ostgrenze. Das Gebiet ist im Norden hügelig, im Süden gebirgig, dazwischen liegt ebenes Tiefland. Die wichtigsten Orte der Antike waren Theben und Haliartos, außerdem Orchomenos, Thespiai (Thespiae) und Plataiai (Platää). Heutige Hauptorte sind Thiva (das moderne Theben) und Livadia. Böotien blieb binnenländisches Agrarland, obwohl seine Küstenlinien natürliche Häfen aufwiesen. Historisch und archäologisch von Bedeutung sind zudem Akraiphia, Aulis, Eutresis, Gla, Leuktra, Siphai, Tanagra und Thisbe.
Geschichte
Älteste Siedlungsspuren finden sich seit der Altsteinzeit rund um den Kopaissee. In mykenischer Zeit waren Theben und Orchomenos die Sitze bedeutender Dynastien. Älteste stammesgeschichtliche und kultische Beziehungen bestanden mit Thessalien und dem makedonischen Grenzgebirge zu Epirus. Der thebanische Feldherr und Staatsmann Epaminondas bezeichnete die Böotien als "Tanzplatz des Ares", weil sich ihre weitläufigen Ebenen als hervorragend für die mit der griechischen Phalanx verbundene Art der Kriegsführung eigneten. Böotien und sein Städtebund waren durch Theben perserfreundlich eingestellt und standen im Peloponnesischen und im Bundesgenossenkrieg auf Seiten Spartas. Sie mussten nur kurzzeitig die spartanische und athenische Hegemonie erdulden. Seine Städte waren stets von Theben abhängig, manche wurden vollständig zerstört (z. B. Orchomenos).
Theben selbst und Teile Böotiens wurden beim Aufstand gegen Alexander zerstört, später wiedererbaut und in einen makedonischen Bund gepresst.
Kult
Die wichtigsten Heiligtümer Böotiens waren das Poseidon-Heiligtum in Onchestos, die Athena Itonia bei Koroneia und der Tempel des Apollon in Delion.
Der Begriff böotisch
In der griechischen Antike bedeutete (vor allem bei den Athenern) "böotisch" so viel wie ‚ländlich grob, ungebildet‘; die Griechen nannten die Böotier bisweilen gar "böotische Schweine".[3] Mit dieser Wortbedeutung ging "böotisch" auch in die gehobene deutsche Sprache des 18. und 19. Jahrhunderts ein. Literarisch wurde diese Bedeutung auch durch die Figur des dementen John Styx aus Jacques Offenbachs Orphée aux enfers, der in seinem Couplet Quand j’étais roi de Béotie … (dt. meist Als ich noch Prinz war von Arkadien …) seiner Vergangenheit als „König von Böotien“ nachtrauert.[4] Ebenso bei Lion Feuchtwanger, der die Figur Paul Hessreiter in seinem Roman Erfolg von der "Böotisierung" Münchens sprechen lässt. In der französischen Sprache hat béotien bis heute die Bedeutung von "Kulturbanause, Primitivling, ungebildeter Mensch".
Literatur
- Eugen Oberhummer, Friedrich Cauer: Boiotia (1). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 637–663.
- Angela Kühr: Als Kadmos nach Boiotien kam. Polis und Ethnos im Spiegel thebanischer Gründungsmythen (Hermes. Einzelschrift Band 98), Stuttgart, Franz Steiner Verlag 2006, ISBN 978-3-515-08984-5
Einzelnachweise
- ↑ Die Einwohnerzahlen stammen aus einer Broschüre des griechischen Innenministeriums vom Mai 2010 anlässlich der Verwaltungsreform nach dem ‚Kallikratis-Gesetz‘: Elliniki Dimokratia, Ypourgeio Esoterikon, Apokendrosis ke Ilektronikis Diakyvernisis: "Programma Kallikratis," Systasi, syngrotisi Dimon, Periferion ke Apokendromenon Diikiseon gia ti Nea Architektoniki tis Aftodiikisis ke tis Apokendromenis Diikisis, Athen 2010.
- ↑ Eintrag in: Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon, Oxford 1940, ISBN 0-19-864226-1
- ↑ „so wurden die Böotier von den Griechen, die ihnen nicht gut waren und sie als ein dummes Volk betrachteten, böotische Schweine genennt“, in: Nicolas-Sylvestre Bergier: Ursprung der Götter des Heydenthums, nebst einer zusammenhängenden Erklärung der Gedichte des Hesiodus. Band 2, Tobias Goebhardt, Bamberg / Würzburg 1788 (Originaltitel: L’origine des dieux du paganisme), S. 413 (484 Seiten, eBook, abgerufen am 10. Februar 2011).
- ↑ Libretto zu Offenbachs Operette (frz.)
Weblinks
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