- Gotische Plastik
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Als gotische Plastik werden sowohl die mittelalterliche Bildhauerkunst als auch die entsprechenden, meistens architekturgebundenen Kunstwerke bezeichnet, die zeitgleich zu dem Baustil der Gotik entstanden. Ausgehend von den Portalskulpturen der Abteikirche von Saint-Denis (ab 1137) und der Kathedrale von Chartres in Frankreich verbreitete die gotische Plastik sich in Europa bevor sie schließlich in der frühen Neuzeit von dem Renaissancestil abgelöst wurde, der sich an der Antike orientierte.
Inhaltsverzeichnis
Gotische Plastik in Frankreich
Zu Beginn der Gotik gibt es in Frankreich noch keine frei stehenden Figuren, die Skulpturen verweilen in dem Steinblock aus dem sie gemacht sind. Erst am Anfang des 13. Jahrhunderts kam eine langsame Entwicklung zu vollen Figuren und fast schon natürlichen Proportionen, der Körper wird nun auch nicht mehr durch Kleidung verhüllt, sondern durch sie herausgestellt. Man experimentierte mit der Beweglichkeit durch Gewichtsverlagerung oder steigerte ihre Drehungen durch tief einschneidende, geknickte Faltenbahnen.
Gotische Plastik in Italien
Im Gegensatz zur spanischen Plastik, welche sich stark an Frankreich orientierte, bildet sich in Italien eine eigenständige Richtung. Hier hängt auch die Skulptur nicht mehr unmittelbar mit den Bauwerken zusammen, sie dient eher zur Ausstattung. Man orientierte sich nicht sehr an byzantinischer Kunst, viel mehr war man auf die Kunst der Antike fixiert.
Gotische Plastik in Deutschland
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts findet man in Deutschland hauptsächlich französisch geschulte Bildhauer. Im deutschen Gebiet bevorzugte man im Innenraum angebrachte Skulpturen. Als Beispiel dient hier der sog. Bamberger Meister, welcher seine Figuren nach eigenen Vorstellungen umsetzte, er gestaltete kräftigere Körper und weniger anmutende Gesichter. Jedoch gibt es auch in Deutschland unterschiedliche Richtungen, beim Straßburger Münster hingegen liegt das Hauptaugenmerk auf dem Kopf, während dem Körper eine negierende Eigendynamik zugewiesen wird. Man kann seit Beginn des 14. Jahrhunderts eine Konzentration der Arbeiten an gotischer Plastik in Deutschland sehen. Man konnte auch eine erhöhte Nachfrage nach Andachtsbildern feststellen, denn durch die Verbreitung der Mystik durch Hildegard von Bingen und Heinrich Seuse wurde der Gottessehnsucht Anfang des 14. Jahrhunderts Ausdruck verliehen. Dies manifestierte sich auch noch nachhaltig in der durch die Pest gebeutelten Bevölkerung. Man verwandte vor allem das Bildnis eines leidenden, ausgezehrten Gekreuzigten.
Im Norden kamen gegen Ende der Gotik vermehrt die sogenannten „schönen Madonnen“ auf (siehe weicher Stil). Das sind Darstellungen von Maria mit dem Jesusknaben auf dem Arm, typischerweise dominiert das Gewand die Figur und Maria ist sinnlich, jugendlich und hübsch gestaltet.
Quellen
- Achim Bednorz; Rolf Toman (Hrsg.): Gotik. Architektur – Skulptur – Malerei. Könemann, Köln 1998, ISBN 3-89508-313-5.
Weblinks
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