Heinrich II. von Hoya

Heinrich II. von Hoya

Heinrich II. von Hoya († 15. Februar 1441) war Fürstbischof von Verden, gewählt am 21. Februar 1407 und resigniert am 14. August 1426.

Heinrich erreichte es, dass die trüben Zeiten seines Vorgängers, Konrad von Soltau, für sein Stift noch in Schatten gestellt wurden. Er war ein Sohn des Grafen Gerhard von Hoya, Vater des nachher regierenden, ihn öfter bekämpfenden Grafen Otto von Hoya; schon 1384 Domkantor und 1387 Domdechant zu Verden. Der Familieneinfluss, besonders seiner Schwäger, der Herzöge Bernhard und Heinrich von Lüneburg, setzte seine Wahl durch; die Zögerung des Domkapitels hatte aber König Ruprecht benutzt, seinen geistlichen Diplomaten, den mit den Interessen des kurpfälzischen Hauses eng verbundenen Herrn Ulrich von Albach (Albek in niederd. Form) zum Verdener Bischofe vom schismatischen Papst Gregor XII. ernennen zu lassen. Eine Intrige des Domkapitels um beide Gegner durch die mächtige Ritterfamilie von Behr zu verdrängen, scheiterte, und nun hatte zunächst Ulrich das Lüneburgische, da ihm die Herzöge und die Stadt Lüneburg zufielen, Heinrich das fürstbischöfliche Gebiet selbst in Besitz.

Beide Gegenbischöfe besuchten 1409 das Konzil zu Pisa, Ulrich als Agent Ruprechts, weshalb denn der neue Papst Alexander V. Heinrich bestätigte. Trotzdem hielten die Stadt Lüneburg und Herzog Heinrich an Ulrich fest, und Kaiser Sigismund hielt dies Verhältnis am 26. Juli 1414 aufrecht, bis ein Konzil auch über das bischöfliche Schisma entschieden habe; so spiegelte sich das päpstliche auch im Norden ab; der Befehl des Gegenpapstes Johannes XXIII. an die Stadt, schon von Konstanz datiert, 7. Februar 1415, blieb daher fruchtlos.

Die Kämpfe im Stift gehören der Spezialgeschichte an; Heinrich zeigte sich völlig kraft- und charakterlos, so geriet er bald mit seinem Schwager, bald mit seinem Bruder, seiner Stadt Verden, mit seinen Vettern, den Grafen von Oberhoya in Feindschaft und wieder in Freundschaft. Seit 1415 warf ihn dieser Hader dem Erzbischof Johann II. (von Slamstorf), später dessen Nachfolger, dem fehdelustigen Landschädiger Nikolaus (von Oldenburg-Delmenhorst seit 1422), in die Arme, was zu den verwüstendsten Raubzügen im Wesergebiete zwischen Verden und Bremen führte. Seine eigene Residenz Rotenburg war ihm 1416 von den Herzögen entrissen. Sein böser Geist scheint sein vertrauter Ratgeber, der Geistliche Johannes Veleber (plattdeutsch für Viel-Bier) gewesen zu sein, denn das Domkapitel, die Stadt und die Lüneburger Herzöge gleich haßten, und den die letzteren 7 Jahre zu Rotenburg gefangen in Fesseln hielten. 1417 hatte das Konzil Ulrich von Verden entfernt, der Erzbischof Eberhard von Salzburg verlieh ihm das Bistum Seckau (zu Graz).

Gleichzeitig erkannte es Heinrich an, befahl am 19. September 1417 der Stadt Lüneburg, ihm zu gehorchen, und ein kaiserlicher Befehl vom 9. Oktober 1418 forderte noch für Ulrich die bisher einbehaltenen Gefälle. Fernere drei kaiserliche Edikte vom 23. September und 23. Dezember 1418, durch den Canonicus Hermann Dwergh erzielt, suchten das Domkapitel, Lüneburg und Herzog Wilhelm zu Gunsten Heinrichs zu zwingen; der Verwirrung war aber nicht zu steuern. Müde resignierte Heinrich daher am 14. August 1426 zu Gunsten des päpstlichen Secretarius Johann von Atzel oder Assel gegen eine Rente von 400 Goldgulden, die ihm aber auch noch wegen Wiedereinbringung von Verschleuderungen gekürzt wurde.

Er starb in Verden am 15. Februar 1441 und wurde im Dom beigesetzt. Seinem Nachfolger hatte er ein völlig bankerottes Stift übergeben, aber kaum ein Verdener Bischof hat Kaiser, Päpste und Konzile mehr in Bewegung gesetzt als dieser untüchtige Mann, unter dem es einen Landfrieden kaum noch gab.

Literatur

  • Pfannkuche: Aeltere Geschichte des vorm. Bistums Verden, S.216 ff. mit den Nachträgen in Th. II. Ueber die Fehden auch von Ompteda in Zeitschr. des hist. Vereins f. Niedersachsen 1865 S. 288 f.
  • Karl Ernst Hermann Krause: Heinrich II., Bischof von Verden. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 11, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 626.


Vorgänger Amt Nachfolger
Ulrich von Albeck Bischof von Verden
1407–1426
Johannes III. von Asel

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heinrich II. von Moers — (* vermutlich 1391; † 1450) war Bischof von Münster und Administrator des Bistums Osnabrück. Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Herrschaftsbeginn 3 Friesenkrieg und Konflikt mit Kleve …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich III. von Bruchhausen — Heinrich III. von Oldenburg († 27. Mai 1234) war von 1197 bis 1199 Graf von Wildeshausen Bruchhausen und von 1199 bis 1234 Graf von Bruchhausen. Er entstammt aus dem Haus Oldenburg. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Erbe 3 Ehe und Kinder …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich III. von Schauenburg-Holstein — Siegel des Heinrich III. aus der Zeit um 1402 Heinrich III. von Schauenburg Holstein († Februar 1421 in Bordesholm) war Bischof von Osnabrück (1403 1410) dann Graf von Holstein. Er war der jüngste Sohn von Heinrich II. und dessen Frau Sofia von… …   Deutsch Wikipedia

  • Grafen von Hoya — Die Grafschaft Hoya war ein Territorium des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation im Niederrheinisch Westfälischen Reichskreis vorwiegend westlich der Mittelweser. Nach ihr wurde der frühere gleichnamige Landkreis und die heutige… …   Deutsch Wikipedia

  • Gerhard von Hoya (Verden) — Gerhard von Hoya († 4. Mai 1269) war von 1251 bis 1269 Bischof von Verden. Leben Gerhard entstammte dem Geschlecht der Grafen von Hoya. Er war ein Sohn des Grafen Heinrich I. von Hoya, der Mindener Bischof Wedekind I. von Hoya war sein Bruder,… …   Deutsch Wikipedia

  • Erich I. von Hoya — Erich von Hoya (* um 1410; † 1458) war von 1437 bis 1441 oder 1442 Administrator des Bistums Osnabrück. Zwischen 1450 und 1457 beanspruchte er das Bistum Münster für sich. Als Gegenbischof zu Walram von Moers war er eine der Hauptpersonen der… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann IV. von Hoya — Johann von Hoya Johann Graf von Hoya zu Stolzenau (* 18. April 1529 in Wiburg; † 5. April 1574 auf Schloss Ahaus) war seit 1553 als Johann IV. Fürstbischof von Osnabrück, seit 1566 als Johann III. Bischof von Münster und seit 1568 als Johann …   Deutsch Wikipedia

  • Otto IV. von Hoya — († 14. Oktober 1424 in Beverungen) war von 1392 bis 1424 Bischof von Münster. Er war außerdem seit 1410 Administrator des Bistums Osnabrück. Inhaltsverzeichnis 1 Frühes Leben 2 Religiöses Leben 3 Äußere Politik …   Deutsch Wikipedia

  • Johann II. von Hoya — Johann Graf von Hoya (* 18. April 1529 in Wiburg; † 5. April 1574 in Schloss Ahaus) war bis zu seinem Tode unter dem Namen Johann II. Fürstbischof von Osnabrück seit 1553, Münster seit 1566 und Paderborn seit 1568. Hoya war ein Neffe des… …   Deutsch Wikipedia

  • Wedekind I. von Hoya — († 1261) (auch Wittekind) war von 1253 bis 1261 Bischof von Minden. Leben Er stammte aus dem Haus Hoya und war Bruder des Grafen Heinrich II. Als Mitglied des Mindener Domkapitels brachte er es bis zum Dompropst. Nach seiner Wahl zum Bischof… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”