Gregorsmesse

Gregorsmesse
Gregorsmesse, Ulm oder Ravensburg um 1480 (Bode-Museum Berlin)
Ein Altarblatt mit der Gregorsmesse aus der Spätgotik in der Lorenzkirche Nürnberg
Detail: die Marterwerkzeuge, der Hahn, der krähte, als Petrus Jesus verleugnete, und die Schächer.

Die Gregorsmesse, auch Gregoriusmesse genannt, ist ein Bildthema der christlichen Kunst. Dargestellt ist die Legende, dass Papst Gregor der Große eine Messe in der Kirche Santa Croce in Gerusalemme in Rom feierte, als ihm während der Wandlung Zweifel an der kirchlichen Transsubstantiationslehre kamen, er also daran zweifelte, ob Christus wahrhaftig in Blut und Wein gegenwärtig ist. Um seine Zweifel zu zerstreuen sei daraufhin Christus als Schmerzensmann mit den Marterwerkzeugen leibhaftig erschienen und sein Blut sei in den Messkelch geflossen.

Die früheste Abbildung dieser Legende ist eine Mosaikikone aus dem 13./14. Jh., die sich heute in der Schatzkammer von Santa Croce in Gerusalemme befindet und angeblich von Gregor selbst in Auftrag gegeben wurde, nachdem er die Erscheinung gehabt hatte. In der zweiten Hälfte des 15. Jh. erfuhr das Bildmotiv der Gregorsmesse eine geradezu explosionsartige Verbreitung, insbesondere nördlich der Alpen. Ein Grund dafür war sicherlich, dass das Gebet vor den Altarbildern, die dieses Motiv darstellen, zunehmend selbst mit einem Ablass für den Betenden verbunden war.

Bekannte Darstellungen stammen von Bernt Notke für die Lübecker Marienkirche (1942 verbrannt) und Albrecht Dürer. Der so genannte Meister der Gregorsmessen, benannt nach zwei Tafeln jenen Motivs in Aschaffenburg (BStGS INv.-Nr. 6270 und 6271), wurde durch Andreas Tacke als Simon Franck, Hofmaler bei Kardinal Albrecht von Brandenburg, identifiziert.

Literatur

  • A. Thomas: Gregoriusmesse. In: Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 2. Freiburg i. Br. 1970, Sp. 199-202
  • J. de Borchgrave d'Altena: La messe de Saint Grégoire. In: Bulletin des Musées Royaux des Beaux Arts 8 (1959), S. 3-34
  • P. Jezler (Hrsg.): Himmel, Hölle, Fegefeuer. Das Jenseits im Mittelalter. Katalogbuch. Zürich 1994
  • A. Gormanns, Th. Lentes (Hrsg.): Das Bild der Erscheinung. Die Gregorsmesse im Mittelalter. (= KultBild 3). Berlin 2007
  • P. Hawel: Gregoriusmesse. In: Lexikon zur Kunst & Geschichte abendländischer Kultur. Hawel Verlag, München 2005, ISBN 3-9810376-0-X
  • Esther Meier: Die Gregorsmesse. Funktionen eines spätmittelalterlichen Bildtypus. Böhlau, Köln u. a. 2006, ISBN 978-3-412-11805-1 (zugl. Dissertation, Universität Marburg 2003), Rezension

Link

 Commons: Gregorsmesse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gregorsmesse — Gregorsmesse,   Gregoriusmesse, Bildthema der christlichen Kunst. Dargestellt ist die Legende, nach der Papst Gregor I., der Große, während der Feier der Eucharistie in Santa Croce in Gerusalemme in Rom Christus als Schmerzensmann mit… …   Universal-Lexikon

  • Gregorsmesse — Gre|gors|mes|se die; <nach Papst Gregor I., vgl. ↑Gregorianik> im Spätmittelalter häufige Darstellung in der bildenden Kunst, auf der Christus dem vor dem Altar knienden Papst Gregor I. erscheint …   Das große Fremdwörterbuch

  • Adolf Greverade — Mögliches Porträt Adolf Greverades, Detail aus Bernt Notkes Gregorsmesse Mögliches Porträt von Heinric …   Deutsch Wikipedia

  • Notke — Bernt Notke – vermutetes Selbstporträt in der zerstörten Gregorsmesse Bernt Notke (* um 1435 in Lassan in Pommern; † Anfang vor dem 12. Mai 1509 in Lübeck) war ein in Nordeuropa bekannter Lübecker Maler und Werkstattleiter, wohl der bedeutendste… …   Deutsch Wikipedia

  • Wunderhostie — Unter Hostienwunder versteht man unerklärte Erscheinungen an einer konsekrierten Hostie. Blutwunder von Lanciano Da nach katholischer Lehre bei der Eucharistie Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi verwandelt werden, gibt es viele… …   Deutsch Wikipedia

  • Wunderhostien — Unter Hostienwunder versteht man unerklärte Erscheinungen an einer konsekrierten Hostie. Blutwunder von Lanciano Da nach katholischer Lehre bei der Eucharistie Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi verwandelt werden, gibt es viele… …   Deutsch Wikipedia

  • Bernt Notke — – vermutetes Selbstporträt in der zerstörten Gregorsmesse Bernt Notke (* um 1435 in Lassan in Pommern; † Anfang vor dem 12. Mai 1509 in Lübeck) war ein in Nordeuropa bekannter Lübecker Maler und Werkstattleiter, wohl der bedeutendste im… …   Deutsch Wikipedia

  • Meister der Revaler Passion — ist der Notname für einen ausgangs des 15. Jahrhunderts und zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Lübeck tätigen niederdeutschen Maler. Der Meister erhielt seinen Notnamen nach dem Passionszyklus auf den Außenseiten des 1483 von Bernt Notke an den… …   Deutsch Wikipedia

  • Petrikirche zu Bosau — St. Petri in Bosau, Südseite St. Petri, Inn …   Deutsch Wikipedia

  • Thoman Burgkmair — Thomas (Thoman) Burgkmair: Hochzeitsbild Jakob Fuggers und der Sibylla Arzt, Augsburg, um 1470 Thoman (Thomas) Burgkmair (* um 1444 in Augsburg; † 1523 in Augsburg) war ein Maler des ausgehenden Mittelalters in Augsburg. Er war als Maler dort in… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”