Griechisch Weißenburg

Griechisch Weißenburg
Die Belagerung von Belgrad (Kriechisch W(e)ysseburg) 1456, Cosmographia von Sebastian Münster aus dem Jahr 1545

Griechisch Weißenburg mit der gelehrten Form Alba Graeca und Alba Bulgarica (in byzantinischen Quellen Βελιγράδον - Veligradon) war der geläufige Name für die serbische Hauptstadt Belgrad im Mittelalter vom 9. bis 16 Jahrhundert.[1] Die vorhergehende römisch-byzantinische Stadt Singidunum verschwand mit der Großen Slaweninvasion um 630 und erst 250 Jahre später wurde über die Existenz einer Folgesiedlung berichtet. Die slawische Bezeichnung Beligrad tauchte demnach zwar schon im 9. Jahrhundert auf, erlebte aber erst im Laufe der Türkenkriege im 17. Jahrhundert auch in Europa größere Verbreitung und verdrängte allmählich den Schriftnamen Griechisch Weißenburg, der aber auch noch bis ins 19. Jahrhundert weiter benutzt wurde.

Namenskonvention

In der Epoche der Makedonen und Komnenen vom 9. bis 12. Jahrhundert (in Europa das Früh- und Hochmittelalter, was in der Byzantinischen Geschichtsschreibung ungeläufige Begriffe sind) und insbesondere für die Zeit der byzantinischen Hegemonialmacht ab Basileios II. bis Manuel I. und der anschließenden ungarischen Herrschaft bis 1403 ist es angebracht historisch von Griechisch Weißenburg zu sprechen. Erst mit der Ernennung von Belgrad als Residenzstadt unter Stefan Lazarević, die eine wesentliche Zäsur durch den allgemeinen Bedeutungsgewinn der Stadt einleitete, die die Transformation des byzantinischen Kastrons zu einer mittelalterliche Stadt erkennbar macht, war auch der historische Vorgang des Begriffwechsels von Griechisch Weißenburg zu Belgrad semiotisch vollzogen. Der alte eingebürgerte Name hielt sich aber auch noch bis über die türkische Eroberung 1521. Damit kennzeichnet der Begriff die Historie von Belgrad, die mit dem Verschwinden von Singidunum und der Entwicklung der Mittelalterlichen Stadt Anfang des 15. Jahrhunderts endet, vor allem die Byzantinische Epoche, die immerhin vier Jahrhunderte andauert.

Geschichte

Ausdehnung des Byzantinischen Reiches 1025
Holzschnitt der Belagerung von Belgrad (1521), herausgegeben von Wolfgang Resch in Nürnberg 1521. Die seitenverkehrte Ansicht (die Ansicht ist nicht invers geschnitten worden) zeigt den vom Fluss ausgehenden Angriff von Piri-Pascha und der Janitscharen mit der Erstürmung der Unterstadt. Unter anderem ist die turmreiche Oberstadt und der Mlinarica-Turm (Mühlturm) an der Save abgebildet.

Im 9. Jahrhundert wurde Belgrad erstmalig als Bestandteil des Ersten Bulgarischen Reich erwähnt, das unter Simeon mit Byzanz um die Vorherrschaft auf dem Balkan kämpft. Zar Simeon konnte Belgrad kurzzeitig in sein Reich eingliedern, aber mit Johannes Tzimiskes (969 - 976), der die Russen und Bulgaren zurückdrängt und die Kroaten und Serben zu Vasallen macht, begann die Byzantinische Ausbreitung bis zur Donau und Save, die mittelfristig nicht mehr zu aufhaltbar war. Belgrad fiel 976 nach dem Tod von Tzimikes nochmals an das Großbulgarische Reich. Der aufbrechende Hegemonialkonflikt mündete in den langwierigen Bulgarisch-Byzantinischen Krieg (991-1014), der von Basileios II. 1014 in der Schlacht von Kleidion zugunsten von Byzanz entschieden wurde, wodurch das Reich des Samuils 1018 endgültig auflöst wurde. Damit war die Führung des südslawischen Völer unter Samuil, der sein Reich vom Schwarzen Meer bis zur Adria ausdehnen konnte, beendet und die Balkanhalbinsel völlig in Byzantinischer Kontrolle, die mit der Anerkennung der Byzantinischen Oberhochheit von den Kroaten und Serben vollendet wurde.

In der Zeit der Makedonen und Komnen war Griechisch Weißenburg ein byzantinisches Kastron das in die Themenverwaltung integriert. Es war Bestandteil des von Basileios II. 1018 eingerichteten Themas Sirmium. Die Stadt wurde für fast zwei Jahrhunderte fester Bestandteil innerhalb der byzantinischen Reichsgrenzen, wurde aber regelmäßig von den Ungarn belagert und geplündert (1096, 1112 und 1127), die die Befestigung 1112 völlig abtrugen und anstatt dessen das gegenüberliegende Zemun aufbauten.

Kaiser Manuel I., der die byzantinische Vorherrschaft im 12. Jahrhundert weiter untermauerte, war während mehrerer Gelegenheiten in Belgrad und zerstörte 1165 das ungarische Zemun (Zeugminon). Er verstärkte gleichzeitig die Befestigungsstellung in Belgrad in Form eines deltoiden Kastells, das etwa die Ausmaße 135 m x 60 m besaß und festigte mit der Entscheidung in der Schlacht bei Sirmium die Nordgrenzen des Byzantinischen Reiches gegen die Ungarn .[2]

Mit dem beginnenden Niedergang der byzantinischen Vormacht und nachdem 1076 Jerusalem in die Hände der Seldschuken gefallen war, führten die ersten Kreuzzüge durch die Stadt, die 1184 an Ungarn fällt. 1189 weilt Kaiser Friedrich Barbarossa mit etwa 100.000 Kreuzfahrern in der zerstörten Stadt, die im folgenden eine für 200 Jahre eher untergeordnete Rolle spielt. Erst unter Stefan Lazarević erhielt sie als Residenz eine Bedeutung, die sie davor noch nie hatte und geriet ins Blickfeld des Osmanischen Reiches, die um die Stadt mit den Ungarn heftige kämpften (1444, 1456 und 1521).

Einzelnachweise

  1. Erläuterung zur lateinischen Bezeichnung
  2. Paul Stephenson; Byzantium's Balkan frontier: a political study of the Northern Balkans, 900-1204. Cambridge University Press, 2008.
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