- Johannes Tzimiskes
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Johannes I. Tzimiskes (griechisch Iōannēs A′ (I.) „Tzimiskēs“ Kurkuas Ἰωάννης A′ „Τζιμισκὴς“ Κουρκούας; * wahrscheinlich 924 in Konstantinopel; † 10. Januar 976 ebenda) war von 969 bis 976 byzantinischer Kaiser. Er starb nach der Rückkehr von einem Feldzug gegen die Araber wahrscheinlich an Typhus. Sein Beiname „Tzimiskes“ stammt vom armenischen Wort „tschemschkik“ ab, das „roter Stiefel“ bedeutet.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Leben und Karriere bis zur Kaiserkrönung
Johannes war armenischer Abstammung und ein Verwandter des Kaisers Nikephoros II., wie er ein Usurpator und seit 963 Strategos (General) des Thema Anatolikon. Das anfänglich gute Verhältnis zu Nikephoros wurde jedoch bald gestört; vermutlich wollte dieser Johannes abberufen. Daraufhin plante Johannes mit seiner Geliebten, die pikanterweise Theophanu die Ältere, die Ehefrau des Nikephoros war, diesen wegen seines Äußeren jedoch verabscheute und sich zu dem gutaussehenden Johannes hingezogen fühlte, die Ermordung des Kaisers. Am 11. Dezember 969 gelangte Johannes in den Palast und tötete Nikephoros. Nun hoffte das Paar auf eine rasche Heirat, wurde jedoch bitter enttäuscht. Der Patriarch von Konstantinopel verlangte eine Buße des Kaisers. Verbittert musste Theophanu miterleben, wie Johannes bald darauf auch eine andere heiratete, nämlich die Schwester des Kaisers Romanos II., Theodora.
Die Restauratio Imperii des Kaisers
Bereits Nikephoros hatte den Ruf eines erfolgreichen Feldherrn. Doch Johannes sollte ihn diesbezüglich noch in den Schatten stellen. Johannes träumte von einer Restauratio imperii des Ostreichs. Ziel war sicherlich keine Restauration in den Grenzen eines Justinian I., doch hatten die vorherigen Jahre deutlich gezeigt, dass die Araber längst nicht mehr so stark waren wie in den beiden Jahrhunderten davor. Im Frühjahr 971 begann er jedoch zuerst mit militärischen Aktionen gegen Bulgarien, die er erfolgreich abschloss. Danach wendete er sich den Arabern zu. 974/75 gelangen ihm einige Erfolge. So wurde Antiochia in Syrien, einst eine der größten Städte des römischen Reiches, wieder eingenommen – nach über 300 Jahren arabischer Herrschaft. Auch Emesa, Baalbek und Damaskus fielen 975 in seine Hand.
Der Kaiser marschierte noch 975 in Palästina ein. Es gelang ihm, Nazareth und die wichtigen Hafenstädte Akkon und Caesarea Maritima zu erobern. Das Ende der arabischen Herrschaft in Syrien schien kurz bevorzustehen. Auf die Einnahme Jerusalems verzichtete er jedoch, wohl auch um seine Versorgunglinien nicht über Gebühr zu belasten. Dennoch hatte Byzanz einen nicht geringen Teil seiner verlorenen Ostgebiete wiedererobert. Es war ein neuer Höhepunkt byzantinischer Macht, gleichzeitig offenbarte es aber auch die strukturellen Schwächen der arabischen Herrschaft. Doch auf dem Höhepunkt seines Erfolgs starb der Kaiser überraschend nach der Rückkehr vom syrischen Kriegsschauplatz am 10. Januar 976. Die Todesursache war vermutlich Typhus.
Innen- und Außenpolitik
In der Innenpolitik hatte Johannes schwer mit den Umständen seiner Machtübernahme zu kämpfen. Daher musste er manche Verordnungen seines Vorgängers bezüglich der Kirche widerrufen. Doch konnte er sich im Inneren gegen die Großgrundbesitzer, die sich gegen die Zentralgewalt stemmten, mit harten Maßnahmen durchsetzen. Zudem war er ja nur Sachwalter: ebenso wie unter seinem Vorgänger gehörte die Kaiserkrone offiziell den beiden minderjährigen Söhnen des Kaisers Romanos II. In der Außenpolitik gelang ihm eine Verständigung mit Otto I. Er sandte 972 seine Nichte Theophanu in das Ostfrankenreich. Sie sollte Ottos Sohn, den späteren Otto II., heiraten. Damit entspannten sich die Beziehungen zwischen den beiden Kaiserreichen merklich. Durch seine Erfolge gegen die Truppen des Kiever Rus unter Swjatoslaw I. in Bulgarien und im Osten gegen die Araber stand Byzanz nach der Katastrophe der islamischen Expansion auf dem Höhepunkt seiner Macht.
Bedeutung
Johannes I. gilt als fähiger Feldherr und Kaiser. Nachdem bereits sein Vorgänger Nikephoros II. militärisch erfolgreich agiert hatte, konnte Byzanz wieder als Großmacht gelten. Allerdings blieb Johannes im Hinblick auf territoriale Gewinne hinter seinem Nachfolger Basileios II. zurück, dessen Erfolge aber nur von kurzer Dauer waren. Dass Johannes an die Macht kam, indem er seinen Vorgänger und Verwandten Nikephoros ermorden ließ, wurde in den zeitgenössischen Quellen allerdings teils missbilligt.
Quellen
Die wichtigste erzählende Quelle zu seiner Regierungszeit sind die Historien des Leon Diakonos. Davon wohl teilweise abhängig ist Johannes Skylitzes, der aber auch andere, heute verlorene Quellen benutzte.
- Leonis Diaconi Caloënsis historiae libri decem. Hrsg. von Charles Benoît Hase (Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae 3). Bonn 1828.
- die beste Übersetzung (mit sehr guter Einleitung und Kommentierung) ist: The History of Leo the Deacon: Byzantine military expansion in the tenth century. Introd., transl., and annotations by Alice-Mary Talbot and Denis F. Sullivan. Dumbarton Oaks Research Library and Collection, Washington/DC 2005.
- Hans Thurn (Hrsg.): Ioannis Scylitzae Synopsis historiarum. Berlin 1973.
- es ist keine deutsche Übersetzung der betreffenden Passagen bei Skylitzes verfügbar, dafür aber eine neuere englische: John Skylitzes: A Synopsis of Byzantine History, 811-1057. Translated by John Wortley. With Introductions by Jean-Claude Cheynet and Bernard Flusin and Notes by Jean-Claude Cheynet. Cambridge 2010.
Literatur
- Wilhelm Blum: Johannes Tzimiskes. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2, Sp. 415–416.
- Ralph-Johannes Lilie: Byzanz – Das zweite Rom. Berlin 2003.
- Warren Treadgold: A History of the Byzantine State and Society. Stanford 1997
- Mark Whittow: The Making of Byzantium, 600–1025. Berkeley 1996.
Weblinks
Commons: Johannes Tzimiskes – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienVorgänger Amt Nachfolger Nikephoros II. Kaiser von Byzanz
969–976Basileios II. Kategorien:- Kaiser (Byzanz)
- Geboren im 10. Jahrhundert
- Gestorben 976
- Mann
- Leonis Diaconi Caloënsis historiae libri decem. Hrsg. von Charles Benoît Hase (Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae 3). Bonn 1828.
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