- Groppenfasnacht
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Die Groppenfasnacht in Ermatingen am Bodensee (Kanton Thurgau) ist die traditionsreichste Fasnacht in der Ostschweiz. Sie ist ausserdem die «späteste Fasnacht der Welt», denn sie findet erst am Sonntag Lätare, drei Wochen vor Ostern statt, wenn andernorts schon lange Fastenzeit ist. Der so genannte Groppenumzug als Höhepunkt der Groppenfasnacht findet nur alle drei Jahre statt; der aktuelle Termin ist Sonntag, der 14. März 2010.
Ursprung
Während des Konzils von Konstanz (1414–1418) soll nach einer Legende einer der drei Gegenpäpste, Johannes XXIII., heimlich aus Konstanz geflohen und nach Ermatingen gekommen sein. Gemäss Überlieferung soll der Papst als Dank für die Verpflegung den Ermatingern erlaubt haben, zu dieser Zeit nochmals Fasnacht zu feiern. Die Ermatinger führen daher die Groppenfasnacht auf diesen Papstbesuch zurück. Der Name Groppenfasnacht rührt laut der Sage von der Fischart Groppe her, die Johannes XXIII. als Abendessen im Pfarrhaus gereicht worden sei (Fisch ist eine Fastenspeise). Die Groppe ist ein in früheren Zeiten sehr häufig gefangener und gebraten als Delikatesse geschätzter kleiner Raubfisch, der heute jedoch selten geworden ist.
Wahrscheinlich hat die Groppenfasnacht jedoch eher ihren Ursprung in einem aus altgermanischer Zeit stammenden Frühlingsfest der Fischer am Untersee des Bodensees. Der Beginn der alljährlichen Groppen-Fangsaison nach dem Auftauen des flachen Untersees war wohl Anlass, ein Frühlingsfest zu feiern, und damit – vergleichbar anderen Bräuchen der Region, z. B. dem Sechseläuten in Zürich – «den Winter auszutreiben». Da der Groppenfang mit Schleppnetzen und nur im Frühjahr erfolgte, war mit dem ersten Fischzug auf einen Schlag eine grosse Menge an Groppen verfügbar, die bis zum – schon aus praktischen Gründen dann allemal gebotenen – grossen Fest(essen) lebend gehalten wurden.
Die Papst-Legende diente wohl dazu, dem eigentlich heidnischen Brauch einen christlichen begründeten Anlass zu geben, die Zeitdaten der Vorgänge um das Konzil stimmen jedoch auch annähernd mit dem Datum der Groppenfastnacht überein. Erste schriftliche Erwähnungen über abgehaltene «Groppenumzüge» datieren vom Ende des 19. Jahrhunderts.
Ablauf
Viele Jahrhunderte hinweg wurde die Groppenfasnacht nur im «Staad», der ursprünglichen Fischersiedlung am Seeufer, gefeiert. Im höhergelegenen «Oberdorf» wurde hingegen die übliche Bauernfasnacht abgehalten. Wann die beiden Feste zusammengelegt wurden, ist unklar.
Der Höhepunkt der Groppenfasnacht ist der nur alle drei Jahre (z. B. 2010) stattfindende «Groppenumzug» am Sonntag Lätare, ein kombinierter Fischer-, Frühlings- und alemannischer Fasnachtsumzug, an dem etwa 40 Gruppen und 1500 Einzelpersonen mitwirken und den zehntausende Besucher verfolgen.
Angeführt wird der Umzug von «König Gropp» (einer überdimensional nachgebildeten Groppe), gefolgt von den Fischern, die ihren Fang zeigen. Auch «Schilfungeheuer», Frösche und ähnliche Figuren gehören zu diesem Umfeld.
Im Umzug finden sich bunt gemischt neben traditionellen Fischergruppen auch fasnächtliche Prunkwagen mit satirischen Anspielungen und Blumenwagen, Gruppen mit bunten Inszenierungen von Frühlings- und Märchenthemen («Sujets»), sowie zahlreiche Guggenmusik-Gruppen.
Ergänzt wird das Programm der mehrtägigen Groppenfasnacht unter anderem durch einen Dorffasnachtsabend im Saal, mit grossem Bühnenprogramm, Guggen und Tanz, sowie durch die Beizenfasnacht in den örtlichen Gasthäusern, bei der ebenfalls Guggenmusiken aufspielen und Schnitzelbänke vorgetragen werden.
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