Großjägermeister von Frankreich

Großjägermeister von Frankreich

Im Ancien Régime war das Amt des Großjägermeisters von Frankreich (Grand Veneur de France) eines der Großämter des Haushalts des Königs von Frankreich; die damit verbundene Aufgabe waren die königlichen Jagden, vor allem die Hirschjagden, da die Jagd mit Greifvögeln und die Wolfsjagd dem grand fauconnier de France bzw. dem grand louvetier de France oblagen.

Das Amt wurde 1413 von König Karl VI. eingerichtet, gleichzeitig mit dem des grand fauconnier und des capitaine du vautrait. Der Grand Veneur war verantwortlich für eine Meute von rund 100 Jagdhunden. Zur Zeit des Königs Karl VIII. kommandierte der Großjägermeister neun Reitknechte (écuyers), neun Jäger (veneurs), zwei Gehilfen, sechs Bedienstete für die Spürhunde sowie einen für die Hunde für die Fuchsjagd. Die Bedeutung des Amtes wuchs unter den Königen Franz I. und Heinrich II., seine größte Bedeutung hatte es jedoch unter König Heinrich IV.: im Jahr 1596 unterstanden dem Großjägermeister 182 Personen: Leutnants, Unterleutnants, Edelmänner, Bedienstete für die Spürhunde, für die bei der Hetzjagd zu Pferde eingesetzten Hunde, für die normalen Hunde und nicht zu vergessen ein Arzt und ein Apotheker.

Im 16. Jahrhundert stellte das Haus Guise fünf Großjägermeister. Das Haus Rohan folgte ihnen im 17. Jahrhundert mit drei Amtsinhabern. Zu Beginn des 18. Jahrhundert ernannte König Ludwig XIV. seinen unehelichen Sohn Louis-Alexandre de Bourbon, comte de Toulouse, der wiederum die Aufgabe an seinen Sohn Louis Jean Marie de Bourbon, duc de Penthièvre weitergab.

Ab dem 16. Jahrhundert wurde der Großjägermeister mit 1.200 Livres jährlich entlohnt, einer vergleichsweise bescheidene Summe. Hier sind allerdings „Zuwendungen“ von rund 10.000 Livres und weitere Gratifikationen hinzuzurechnen. Der Wert des Amtes lässt sich am ehesten an der Information ermessen, die von Saint-Simon stammt. Danach verkaufte der Herzog von La Rochefoucauld die Aufgabe 1714 für 500.000 Livres.

Literatur

  • Père Anselme: Histoire généalogique et chronologique de la Maison royale de France. Band VIII. Compagnie des Libraires associés, Paris 1733, Seite 683-782.
  • Philippe Salvadori: La Chasse sous l'Ancien Régime. Fayard, 1996, ISBN 2-213-59728-6.

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