- Haus Rohan
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Das Haus Rohan ist ein französisches Adelsgeschlecht mit erheblichem Einfluss auf die Geschichte des Landes. Es war – neben dem Haus Clisson und dem Haus Laval – die mächtigste Familie der Bretagne.
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines
Die Rohan führen ihre Familie auf die bretonischen Könige zurück. Sicher ist jedoch nur, dass sie von Vizegrafen von Porhoët abstammen. Im Mittelalter verbündeten sich die Vicomtes de Rohan mehrfach mit den Herzögen der Bretagne, zuletzt 1407. 1603 wurde das Familienoberhaupt zum Duc de Rohan ernannt; über seine einzige Tochter Marguerite, die 1645 den poitevinischen Adligen Henri Chabot heiratete, ging der Titel an das Haus Chabot über, das trotz des Widerstands der Rohan den Namen Rohan-Chabot annahm. Eine Mitglied der jüngeren Linie war bereits 1570 zum Prince de Guéméné, dessen Sohn 1594 zum Herzog von Montbazon und Pair von Frankreich ernannt worden. Dessen jüngerer Sohn wiederum erhielt 1667 dem Titel eines Prince de Soubise.
Im 18. Jahrhundert folgten vier Kardinäle aus der Familie Rohan als Fürstbischöfe von Straßburg aufeinander. Die Französische Revolution brachte dann das Ende der Rohan in Frankreich; die heutigen französischen Rohan sind Angehörige der Hauses Rohan-Chabot.
Die Ursprünge
Die Rohan stammen von den Vizegrafen von Porhoët ab, sowie – dem Familiengenealogen Pierre-Hyacinthe Morice de Beaubois (Dom Morice) folgend – vom mythischen bretonischen König Conan Meriadoc. Der älteste bekannte Familienangehörige ist Guethenoc, der das Schloss Josselin errichten ließ, der bereits zur Familie Rohan gezählt wird, obwohl erst sein Urenkel den Namen führte.
Guethenoc ist der Vater von Josselin, der an der normannischen Eroberung Englands und der Schlacht von Hastings teilnahm. Er erhielt dafür Ländereien in Bedfordshire, Buckinghamshire und Gloucestershire, darunter die Stadt Caerwent. Er starb 1074.
Josselins Sohn Eudon I. von Porhoët († nach 1092) heiratete Emma de Léon, Tochter des Vizegrafen von Léon; deren Söhne waren die Vizegrafen Geoffroy, Josselin und Alain I. de Rohan, Vicomte de Castelnoec († 1128). Geoffroys Sohn Eudon II. von Porhoët war von 1148 bis 1156 Herzog von Bretagne als Regent für seine Ehefrau Bertha. Geoffroys zweiter Sohn war Alain I. de la Ceoche, der ab 1172 in England nachgewiesen ist und dort 1190 starb. Seine Nachkommen sind die La Zouche, die 1799 ausstarben.
Alain I., der jüngste, ist der Erbauer der Burg Rohan, nach der er sich nun nannte, und der Stammvater der Familie Rohan. Sein Sohn Alain II. de Rohan († nach 1168) führte als erster den Titel Vicomte de Rohan.
Siehe auch: Stammliste der Rohan#Die Grafen von PorhoëtDie Rohan im Mittelalter und der Renaissance
Zehn Generationen lang führte die Familie Rohan diesen Titel, bevor Alain IX. de Rohan († 1462) die Grafschaft Porhoët als Enkel von Olivier V. de Clisson zurück erhielt. Mit seinem Enkel Jacques I. de Rohan erlosch die Linie dann aber 1527.
Parallel dazu begann jedoch der Aufstieg der Nachkommen eines Vetters Alains IX., des Herren von Guéméné Louis I. de Rohan († 1457), der aus der zweiten Ehe ihres Großvaters Jean I. de Rohan hervorging. Mit den Söhnen von Louis I. teilte sich dieser Zweig in zwei Linien, die Linie Rohan-Guéméné (1570 Prince de Guéméné, 1594 Duc de Montbazon) und die Linie Rohan-Gié (Pierre I. de Rohan: 1485 Prince de Rohan, 1603 Duc de Rohan).
Die „Princes étrangères“
Die Rohan nutzten ab dem 17. Jahrhundert ihre (angebliche) Herkunft, um nicht nur in einen fürstlichen Rang aufzusteigen, sondern als Princes étrangères einen Rang zu erhalten, der den der Herzöge und Pairs noch übertraf. Ihr Ziel war es zum einen, die Souveränität der alten bretonischen Könige zu belegen, zum anderen ihre direkte Abstammung von ihnen - daher auch die Verwendung des Vornamens Mériadec in der Familie.
Beide Aussagen sind nicht offensichtlich und sogar umstritten. Die Rohan versuchten, ihre Sicht der Dinge durch Genealogen wie Dom Morice zu untermauern, aber auch schlicht durch ihre Macht und ihren Reichtum durchzusetzen, also die Geschichte in ihrem Sinne zu verzerren – eine im Übrigen übliche Verfahrensweise in den Familie des Ancien régime. Die Rohan sicherten ihren Anspruch und ihre Position durch
- Ehebündnisse mit den anderen „ausländischen Fürstenfamilien“ (aus Lothringen (Haus Châtenois), dem Herzogtum Bouillon (La Tour d’Auvergne), den Condé),
- Erhebung ihres Grundbesitzes zu Fürstentümern (Guéméné, Soubise, Pays de Léon), sowie die Berufung zu Bischöfen von Straßburg und damit Reichsfürsten, und
- ihre Nähe zu den Königen Ludwig XIV. (Madame de Soubise), Ludwig XV. (Maréchal de Soubise) und Ludwig XVI. (Madame de Marsan, die Schwester des Marschalls und Erzieherin der Schwestern des Königs, und Madame de Guéméné, die Erzieherin der Kinder Ludwigs XVI.).
Die Fürstbischöfe von Straßburg
Im 18. Jahrhundert folgten vier Kardinale aus der Familie Rohan als Fürstbischöfe von Straßburg aufeinander:
- Armand I. Gaston Maximilien de Rohan-Soubise (1674–1749), 1704 Bischof von Straßburg, 1713 Großalmosenier von Frankreich
- Armand II. François Auguste de Rohan-Soubise (1717–1756)
- Louis César Constantin de Rohan-Guéméné (1697–1779) und
- Louis René Édouard de Rohan-Guéméné (1734–1803), 1777 Großalmosenier von Frankreich
Weitere wichtige Kirchenfürsten der Zeit aus der Familie waren:
- Armand Jules de Rohan-Guéméné (1695–1762), Erzbischof von Reims, der Ludwig XV. krönte,
- Ferdinand Maximilien Mériadec de Rohan-Guéméné (1738–1813), 1769–1781 Erzbischof von Bordeaux, der Erste Kaplan der Kaiserinnen Joséphine und Marie Louise
Konkurs und Auswanderung
Am Vorabend der Französischen Revolution, 1783, ging Jules Hercule Mériadec de Rohan, prince de Guéméné, in Konkurs, ein Skandal, der 1785 nur noch von der Verwicklung seines Bruders, des Kardinals Louis René Édouard de Rohan, in die Halsbandaffäre übertroffen wurde. Die Familie des Bankrotteurs emigrierte nach Österreich, wo sie bald eingebürgert wurde. 1816 wurde seinem Enkel vom Wiener Kongress aufgrund der Verwandtschaft mit der Familie La Tour d'Auvergne der alte Titel eines Duc de Bouillon zugesprochen. 1820 kaufte Charles Alain de Rohan u.a. die böhmischen Herrschaften Sychrov, Svijany, Český Dub und Turnov, von welchen u.a. der Rohanstein auf dem Jeschken bei Liberec zeugt.
Beim Aussterben der Linie 1846 erbte der jüngere Zweig der Rohan-Guéméné, die Fürsten von Rochefort, die Titel eines Fürsten Rohan, Prince de Guéméné, Duc de Montbazon und Duc de Bouillon etc. sowie die böhmischen Güter, die sie 1945 im Zuge der Beneš-Dekrete 1945 jedoch wieder verloren.
Rohan-Gué de l’Isle und Rohan-Poulduc
Der Zweig Rohan-Gué de l’Isle entstand um 1270 mit einem jüngeren Sohn von Alain VI. de Rohan und ist nach Saint-Étienne-du-Gué-de-l’Isle benannt. Er erlosch 1554. Von ihm spaltete sich der wenig bekannte Zweig Rohan-Poulduc (oder Rohan-Poldu) ab, der nach Pouldu bei Pontivy benannt ist, das heute zu Saint-Jean-Brévelay gehört. Der bekannteste Angehörige dieser Familie ist Emmanuel de Rohan-Polduc, Großmeister des Malteserordens von 1775 bis 1797. Er erlosch im Jahr 1800.
Literatur
- Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln Band X (1986) Tafel 13ff
Weblinks
Commons: House of Rohan – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Französisches Adelsgeschlecht
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