Grundbedürfnisstrategie

Grundbedürfnisstrategie

Die Grundbedürfnisstrategie ist eine Entwicklungsstrategie im Rahmen der Entwicklungshilfe.

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Hintergrund

Sie wurde in den 1970er Jahren formuliert und wird heute von vielen Industrieländern als Form der Entwicklungshilfe praktiziert. Die Beobachtung, dass bei hohem Wirtschaftswachstum die Disparitäten zunehmen und große Teile der Bevölkerung von der Entwicklung ausgeschlossen bleiben, hat zu einem Umdenken in der Entwicklungspolitik geführt. Der Zusammenhang zwischen der schlechten Nahrungs- und Gesundheitsversorgung der Bevölkerung und der niedrigen Arbeitsmotivation wird bei dieser Strategie aufgegriffen.

Ziele

Das Ziel der Grundbedürfnisstrategie besteht somit darin, die Grundbedürfnisse der Menschen zu decken. Dazu muss man zunächst festlegen, was die Grundbedürfnisse sind. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) setzte die Grundbedürfnisse fest: Demnach müssen Mindesterfordernisse wie „ausreichende Ernährung, Wohnung und Bekleidung“ sowie „bestimmte Haushaltsgeräte und Möbel“ verfügbar sein. Außerdem gehören lebenswichtige Dienstleistungen wie Gesundheits- und Bildungseinrichtungen, sowie eine Bereitstellung von sanitären Anlagen und sauberem Trinkwasser zu den Grundbedürfnissen. Zudem ist die Beteiligung der Menschen an politischen Entscheidungen erforderlich, dies wird wiederum durch ein effizientes Bildungs- und Gesundheitssystem erleichtert. Ist das alles nicht gegeben, wird von absoluter Armut gesprochen, heutzutage sind etwa eine Milliarde Menschen davon betroffen.

Methodik

Wichtig ist, dass die Grundbedürfnisstrategie nicht als Almosen oder Sozialhilfe betrachtet wird. Es ist vielmehr eine Hilfe zur Selbsthilfe. Die Grundbedürfnisbefriedigung soll nicht mit ausländischem Geld beschafft werden, sondern die Menschen selber sollen sie aufbauen. Das ausländische Kapital stellt nur eine Stütze dar. Beispiele dafür sind höhere Investitionen in traditionellen landwirtschaftlichen sowie in bestimmten städtischen Bereichen (z.B. Slumsanierung) und die Beseitigung der Hindernisse für die Entwicklung dieser Bereiche, insbesondere zur Steigerung der Nahrungsmittelerzeugung. Analog dazu wird in den Städten die Produktion billiger Massengüter vorangetrieben, sowie durch arbeitsintensive Betriebe Arbeitsplätze geschaffen. Es ist zu betonen, dass durch gleichzeitige Investitionen in Stadt und Land die Disparitäten nicht so stark zunehmen wie bei anderen Entwicklungsstrategien.

Aus den Maßnahmen der Grundbedürfnisstrategien entsteht zwangsläufig eine positive Rückkopplung. Erstens steigt die Arbeitskraft des Arbeiters, dessen Grundbedürfnisse befriedigt sind, da er kräftiger, geschulter und besser ernährt ist, was dazu führt, dass er motivierter ist. Zweitens führt eine bessere Bildung für Frauen zu einer verminderten Kindersterblichkeit und der Aufbau von Sozialversicherungen, die die Kinder als einzige Altersvorsorge wegfallen lassen, rasch zu einem Geburtenrückgang. Diese Verminderung ist ungemein wichtig, da das hohe Bevölkerungswachstum in der Dritten Welt meist der Auslöser für negative Ereignisse ist, wie zum Beispiel der Desertifikationsprozess oder zahllose Bürgerkriege. Drittens müssen zur Befriedigung der Grundbedürfnisse der Masse, die unterbeschäftigte Bevölkerung und Produktionsmittel mobilisiert werden. Wenn man die „Armen“ in den Mittelpunkt des Prozesses stellt, ließen sich Berechnungen zufolge eine höhere Produktivität und ein höheres Pro-Kopf-Einkommen als bei der klassischen Wachstumsstrategie erzielen. Die Grundbedürfnisstrategie bietet somit die Grundlage für „selbsttragendes Wachstum“, das daher Ergebnis und nicht Ziel der Grundbedürfnistheorie ist.

Literatur

  • Florian Steinberg: Grundbedürfnisstrategie. Wohnen in der „Dritten Welt“. Kiel 1985.
  • U. Kümmerle und N. von der Ruhrer: Fundamente Kursthemen. Ent-wicklungsräume in den Tropen. Saulgau/Aachen 2001.
  • Werner Storkebaum: Die Dritte Welt. Entwicklungsländer in der Krise. Braunschweig 1992.

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