Grützpott

Grützpott

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Burg Stolpe
Der Bergfried - genannt „Der Grützpott“ (1999)

Der Bergfried - genannt „Der Grützpott“ (1999)

Alternativname(n): Stolper Turm; Grützpott
Entstehungszeit: letztes Drittel des 12. Jh.
Burgentyp: Hügelburg
Erhaltungszustand: Ruine
Ort: Angermünde, Ortsteil Stolpe
Geographische Lage 52° 58′ 50,6″ N, 14° 6′ 57,1″ O52.98073055555614.115857Koordinaten: 52° 58′ 50,6″ N, 14° 6′ 57,1″ O
Burg Stolpe (Brandenburg)
DEC
Burg Stolpe

Die Burg Stolpe liegt auf einer Anhöhe über Stolpe, seit 2003 ein Ortsteil der uckermärkischen Stadt Angermünde, ungefähr 15 Kilometer südöstlich des Stadtzentrums im Landkreis Uckermark. Der erhaltene Turm ist mit 18 m Außendurchmesser der wahrscheinlich dickste Bergfried in Deutschland. Der Turm wird, auf einer Sage beruhend, im Volksmund „Grützpott“ genannt.


Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In einer slawischen Wallanlage des 7./8. Jahrhunderts lassen im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts die Herzöge von Pommern einen stark befestigten Wohnturm erbauen. Erbaut wurde der Stolper Turm zwischen 1170 und 1190.

Um 1250 kommt die südliche Uckermark in den Besitz der Askanier. Die Burg wird Sitz des Vogtes der Markgrafen von Brandenburg. Der sich um die Burg entwickelnde Ort erhält 1286 durch die Markgrafen Otto IV. und Konrad (1266-1304) Stadtrechte. Eine Befestigung der Stadt unterbleibt jedoch. 1301 wird die Vogtei an Magdeburg verpfändet, kommt jedoch bereits 1324 durch einen Schiedsspruch König Christoph II. von Dänemark wieder an Brandenburg.

1355 tritt Markgraf Ludwig II. die Burg an Pommern ab. Sie bleibt bis 1446 bei Pommern. Die Herzöge von Pommern belehnen mit der Burg verschiedene adlige Familien. Im Krieg gegen Pommern um die Uckermark eroberte 1445 der Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Eisenzahn, die Burg Stolpe. Dabei brannte der obere Teil der Burg ab, die Trümmer bildeten eine meterdicke Schicht aus Schutt, die die Substanz des Turms für weit über 500 Jahre schützen sollte. Die Burg war seit 1445 Ruine und wurde nicht wieder aufgebaut.

Im Januar 1446 bestätigt Hans von Buch, dass Kurfürst Friedrich II. die Anlage erobert habe. Der Kurfürst überlässt die Burg dem bisherigen Besitzer Hans von Buch als brandenburgisches Lehen. Mit der Errichtung eines Schlosses im Ort im Jahre 1553 verliert die Anlage an Bedeutung und verfällt im Laufe der Zeit.

Zu Lebzeiten des Stolper Geologen Christian Leopold von Buch (1774–1853), einem Freund von Alexander von Humboldt, etwa im Jahr 1840 (andere Quellen nennen 1844), wurde ein weiterer, unterirdischer Zugang durch einen Stollen aus etwa nördlicher Richtung angefertigt. Dieser Stollen wird der Initiative von Buch zugeschrieben, das ist aber nicht belegt.

Das Schloss wird 1917 durch einen Brand schwer beschädigt und erst 1921/1922 mit erheblichen Änderungen wiederhergestellt. Am 26. April 1945 erhielt der Turm drei Volltreffer der sowjetischen Artillerie, die daraufhin das Feuer einstellten, weil kaum Schaden am Turm festzustellen war. Dies haben die Schützen beim späteren Aufenthalt gegenüber Augenzeugen ausgesagt. Die Einschüsse sind deutlich nahe dem ersten Eingang und im Sandsteinfundament zu erkennen.

Neuzeit

Bis zur Wende 1990 blieb der Turm weitgehend unberührt. In den Wirren der ersten Nachwendejahre begann ein Investor aus den alten Bundesländern, den Turm mit ABM-Kräften zu enttrümmern, wobei auf archäologische Funde keine Rücksicht genommen wurde. Durch das Abtragen des Schuttes vom Oberteil des Turms setzte eine sehr schnelle Verwitterung ein. Mittlerweile waren Denkmalschützer aufmerksam geworden; der Investor hatte sich mit den Fördergeldern abgesetzt, und der Turm konnte erhalten bleiben.

Als Notmaßnahme erhielt der Turm eine Art „inneren Ringanker“ aus Stahlbeton sowie eine neue Abdeckung. Dies ist zwar nicht sonderlich hübsch, aber es rettet fürs Erste die Bausubstanz.

Anlage

Wallanlage und „Grützpott“

Von der mittelalterlichen Anlage ist heute neben den Wallanlagen nur noch der Wohnturm/Bergfried („Grützpott“) vorhanden. Mit einem Durchmesser von 18 Metern ist er der größte aller Bergfriede in Brandenburg.

Erbaut wurde der Stolper Turm als romanischer Burgturm in Ziegelbauweise (Backstein). Er war der höchste Teil einer umwallten Burganlage mit Ringmauer und Torhaus. Der untere Teil besteht aus Granitquadern sowie drei Lagen Sandstein (innen vier Lagen). Dieser als „schlesischer Sandstein“ bezeichnete Stein kann auch aus der Umgebung von Bad Freienwalde oder aus Dänemark stammen.

Der Turm wurde als wehrhaftes Wohngebäude errichtet, genutzt wurde wahrscheinlich nur der Bereich ab etwa 10 m Höhe als Wohnbereich (79 m²) mit einer Höhe von etwa 4 m, die darüber liegende Etage diente als Wehrplattform. Sie war durch einen Zinnenkranz gedeckt, damit es den Verteidigern möglich war, von dieser Höhe die gesamte Burganlage mit Waffen und Wurfgeschossen zu beherrschen.

Als Baumeister werden Dänen angenommen, weil aus dem 12. Jahrhundert in der Brandenburgischen Baukunst kein vergleichbares Bauwerk auf diesem Niveau bekannt ist. Pommern stand zudem unter dänischer Herrschaft und die Umgebung von Stolpe stellte die Grenze beider Fürstentümer dar. Das Ziegelmauerwerk ist äußerst homogen in Läufer- und Binderschichten ausgebildet, auffallend sind die exakt gefertigten Ziegel, eine Fertigung, die die Zisterziensermönche dieser Gegend Jahrhunderte später bei dem Bau des Kloster Chorin noch nicht beherrschten. Das Innere des Turms ist achteckig ausgeführt.

Die Höhe des Turmes mit verdecktem Fundament beträgt etwa 25 m. Der Bergfried steckt etwa 10 m in der Erde. Im unteren Teil des Turms beträgt die Dicke der Mauer über 6 m. Zur Zeit der Erbauung hatte der Turm nur einen einzigen Eingang in etwa 10 m Höhe. Dieser Eingang hat einen romanischen Torbogen als Abschluss. Das „Erdgeschoss“ war einmal etwa 15 m hoch und hatte als oberen Abschluss ein Bandrippengewölbe. Es diente als Verlies und/oder Vorratsraum. Das Dach lag kegel- oder pyramidenförmig innerhalb des Wehrgangs und war mit Ziegeln (Mönch und Nonne) gedeckt.

Legenden

Immer wieder wurde berichtet, dass es einen geheimen Notausgang aus dem Turm gebe. Logisch wäre dies, bisher wurde aber keiner gefunden. Ein kurzer, wenige Meter langer Gang Richtung Nordwest wurde noch nicht näher untersucht, angeblich kann man nach einigen Metern stehen. Dieser (begonnene?) Gang kann aber auch darauf zurückzuführen sein, dass es einst beim Auftreffen auf einen größeren Findling keine Möglichkeiten gab, diesen zu entfernen. Deshalb wurde möglicherweise der heute noch existierende Gang ein paar Meter weiter vorgetrieben.

Die Grützpott-Sage

Vor vielen Jahrhunderten, so die Sage, lebte auf der Burg der Raubritter Tiloff. Er hatte es vor allem auf Handelsleute abgesehen, die durch sein Gebiet zogen. Er hatte eines Tages einen Kaufherrn aus Schlesien ausspioniert, der eine volle Geldkatze trug. Als der Kaufmann durch den Stolper Wald ritt, überfiel ihn der Ritter mit gezogenem Schwert. Doch der Kaufmann hatte bereits eine Pistole, geladen mit einem silbernen Knopf vom Kleid seiner Frau. Der Knopf drang dem Ritter ins Herz und er fiel tot vom Pferde. Entsetzt flohen dessen Knappen zur Burg.

Bald drang die Kunde vom Tod des verhassten Tiloff in die umliegenden Dörfer und die Bauern rotteten sich zusammen, um die verhasste Burg zu zerstören. Die Burg hatten sie bald eingenommen, da war aber noch der Bergfried. Die Verteidiger warfen aus der Höhe alles mögliche auf die Stürmer. Als sie nichts mehr zu werfen hatten, warfen sie ihr fertiges Mittag, einen dicken Grützbrei, auf die Belagerer. Dieser Brei fiel dem Stolper Schmied, welcher auf der obersten Leitersprosse stand, gerade auf seine Sturmhaube. Mit den Worten „Den Grützpott war'n wi bald utschüren“ schlug er mit einer Eisenstange die Bohlentür zum Turm ein. Das war das Ende des Raubnestes. Die Mauern wurden geschleift, den dicken Turm, den Grützpott, ließ man zur Erinnerung stehen.

Bildergalerie

Quellen

Literatur

  • Stefan Breitling: Adelssitze zwischen Elbe und Oder 1400–1600. In: Veröffentlichungen der deutschen Burgenvereinigung. Reihe A: Forschungen. Band 10. Zugleich Dissertation Universität Hannover 2005. Deutsche Burgenvereinigung, Braubach 2005, ISBN 3-927558-21-4.
  • Gerd Heinrich: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd.10, Berlin und Brandenburg. 3. Auflage. Kröner, Stuttgart 1995, ISBN 3-520-31103-8.
  • Jo Lüdemann: Burgenführer Brandenburg. Trescher, Berlin 2001, ISBN 3-89794-006-X.
  • Rainer Schulz: Barnim und Uckermark – eine Burgenlandschaft. Entdeckungen entlang der Märkischen Eiszeitstraße, Heft 2. Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen Eiszeitstraße, Eberswalde 1999.
  • Ralf-Dietmar Hegel, Karla Horstmann: Stolper Steine - Geschichte und Geschichten aus der Uckermark Schibri, 2009, ISBN 978-3-86863-016-9.

Weblinks


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