Gu Gan

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Gu Gan (chin. 古干, Gǔ Gàn) ist ein Schönschreibe-Maler aus der Volksrepublik China. Gu Gan, geboren 1942 in Changsha in der Provinz Hounan, absolvierte sein Kunststudium in Peking. Während 10 Jahren der kulturellen Revolution seiner Kunst beraubt, konnte sich Gu Gan dieser erst vollständig seit 1976 widmen.

Heute gilt er nicht nur als Meister, sondern auch als großer Theoretiker seiner Kunst (The Three Steps of Modern Calligraphy, 1990). Gu Gan bestätigt in seinem Werk, dass die Kalligraphie ein Bindestrich zwischen seiner eigenen Kultur und der abstrakten, westlichen Kunst sein kann.

Die chinesische Kalligraphie, ursprünglich piktographisch, blieb seit dem 2. Jahrhundert vor unserer Zeit unverändert. Gu Gan bleibt dieser Tradition treu und ist dennoch tief bahnbrechend: er öffnet die Kalligraphie der Farbe, befreit sich von den traditionellen Gleichgewichten und fügt, direkt auf der Zeichnung, ornamentale Wertmerkmale hinzu.

Picassos berühmter Ausspruch „Wenn ich Chinese wäre, wäre ich Kalligraph“ charakterisiert in treffender Weise die künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten, die die Kalligraphie als modernes Medium der Malerei qualifiziert. Gu Gan hat diesen Gedanken aufgegriffen und unter dem Einfluss der kalligraphischen Neuerer, wie seinem berühmten Lehrer Huang Miaozi, die uralte Kunst der Kalligraphie in eine Form der modernen abstrakten Malerei verwandelt und damit eine Synthese zwischen Tradition und Moderne, fernöstlicher und westlicher Kunst gefunden.

Beeinflusst von Kandinskis bekannte Schrift „Punkt und Linie zur Fläche“ hat Gu Gan ein eigenes Konzept der modernen Kalligraphie entwickelt: Das Elixier aus dem es Kraft und Lebendigkeit schöpft ist sein Rückgriff auf die klassische Kalligraphie mit all ihren künstlerischen Möglichkeiten und Stilen und die Fähigkeit und der Mut, ihre tradierten Regeln und ästhetischen Normen zu durchbrechen und damit zu neuen künstlerischen Formen vorzudringen. Deformation traditioneller Schrifttypen, Integration verschiedener Schrifttypen in einem Bild, bevorzugter Rückgriff auf die archaischen Zeichen, die teilweise ihren Abbildcharakter konkreter Gegenstände bewahrt haben, ihre Befreiung aus Quadrat und festgelegter Reihenfolge und der Einsatz von Farbe als wichtiges künstlerisches Ausdrucksmittel sind die grundlegenden Merkmale, die Gu Gans Konzept der modernen Kalligraphie in Malerei umsetzen.

Ein Schlüsselwort, das Gu Gan für seine moderne Kalligraphie gerne benutzt heißt Komposition. Die Grundelemente seiner Kompositionen sind die chinesischen Schriftzeichen, die er durch Abwandlung Kombination und Neuanordnung öffnet und frei beweglich macht für das phantasievolle Zusammenspiel auf der gesamten Bildfläche. Gu Gans Formensprache chanchiert so zwischen den Zeichen der Schrift und den Zeichen einer phantasievoll geschaffenen Formenwelt. Die Transformation der Kalligraphie in abstrakte Malerei vergleicht Gu Gan mit einer der Musik vergleichbaren universalen Weltsprache, deren Klang jeder über die kulturellen Grenzen hinweg zu verstehen vermag.

Den 1942 in Changsha, in der Provinz Hunan geborenen, sehr agil erscheinenden Kalligraphen Gu Gan, der heute in Beijing lebt und in einem Verlag arbeitet, überrascht „wie leblos sich der menschliche Blick gegenüber abstrakten Formen verhalte, wo doch das Gegenteil der Fall sei. Je konkreter die Formen seien, desto fremder würden sie von den Menschen unterschiedlicher Herkunft empfunden, desto begrenzter und weniger universal seien sie.“ Abstrakte Malerei ist nach dem Credo des Künstlers so etwas wie Esperanto, eine Weltsprache, mit der man sich weltweit verständigen kann. Aber auch die Weltsprache will erst erlernt sein. Er arbeitet mit dem deutschen Künstler und Tuschmaler René Böll zusammen, mit dem er auch an gemeinsamen Werken gearbeitet hat.


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