Guido Gialdini

Guido Gialdini

Guido Gialdini (eigentlich Kurt Abramowitsch; * 1878 in Berlin; † 194 ?? im KZ ?) war ein deutscher Varietékünstler (Pfeifkünstler; umělec piskani) jüdischer Abstammung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Guido Gialdini wurde 1878 als Kurt Abramowitsch in Berlin geboren. Nach einer Kaufmannslehre war er als Wäschehändler tätig, ehe man auf sein außergewöhnliches Talent aufmerksam wurde. Abramowitsch konnte nahezu jede Melodie, die er je einmal gehört hatte, fehlerfrei nachpfeifen, ob es nun ein Volksliedchen, eine Opernarie oder der neueste Ragtime war. Und egal, ob ihn ein Orchester oder nur ein einfaches Klavier dabei begleitete.

Gerne arbeitete er auch mit anderen Artisten zusammen, zu deren Gesangs- oder Wort-Vorträgen er pfiff. Darauf wurde bald auch die noch junge Tonträgerindustrie aufmerksam, denn der Pfeif-Ton eignete sich, ähnlich wie das Banjo oder wie Blasinstrumente, ganz besonders gut für die seinerzeit noch akustisch mit einem Trichter und einer Membrane erfolgende Aufnahme.

So gab es bald schon viele Edison-Cylinder und Grammophon-Platten mit Stücken, die von Kurt Abramowitsch gepfiffen worden waren. Vor dem Ersten Weltkriege war Abramowitsch eine bekannte Größe im internationalen Varietégeschäft, die ebenso wie auf den Unterhaltungsbühnen auch auf dem Grammophon vertreten war.

Auch nach der Einführung der elektrischen Aufnahmetechnik mit dem Mikrophon nach 1925 blieben seine Aufnahmen gefragt. Abramowitsch pfiff auch im Rundfunk. Doch dann kam das Jahr 1933 und die Machtergreifung der Nationalsozialisten. In ihrem vom Rassenwahn bestimmten Weltbild war für Künstler wie Abramowitsch kein Platz.

Nachrichten über ihn nach diesem Jahre fehlen. Es ist zu befürchten, dass auch Abramowitsch Arbeitsverbot erhielt und im Reich nicht mehr auftreten konnte. Auch ein Todesdatum ist nicht bekannt. Wahrscheinlich fiel auch er spätestens in den 1940er Jahren der Shoah zum Opfer.

Bekannt gewordene Aufnahmen von Gialdini

Mit anderen Künstlern

  • Zonophon Record grün X-21 133 Spatzen-Hochzeit: Ludwig Arno, Vortrag, und gepfiffen von Guido Gialdini. / Zonophon Record grün X-29 308 Weibi, Weibi, von Haupt - hier nur Gialdini.
  • Odeon O-2661a/b (Be 7435, 7436) Der stumme Kunstpfeifer vor Gericht, I und II

mit Paul Bendix und Orchester. Okt.28

Solo

Akustische Aufnahmen:

  • Waffah Record Nr.4157a (12 494) Kind du kannst tanzen. Großer Walzer a.d.Optte „Die geschiedene Frau“ (Leo Fall) / b (12 496) Täubchen, mein Täubchen Prisca. Italienisches Ständchen a.d.Optte „Die Najaden“ (Rupprecht)
  • Favorite 1-10 315 (14 010-0-) Alexander Two-Step (R.Belin)(sic) / 1-10 318 (302 248) Temptation Rag (Lodge)
  • Zonophone X-29 259 (3868 h) Schenk' mir doch ein kleines bißchen Liebe, aus „Berliner Luft“ / X-29 260 (3866 h) Whistling Rufus
  • Zonophone X-5 29 270 (6458 r) Lieb' mich und die Welt ist mein / (6459 r) Mein Täubchen
  • Zonophone 60 064 (6831 L) Waldvögelein. Gavotte (A.Adolfs) / (6833 L) Mohnblumen (Poppies). Intermezzo (Neil Moret)
  • Victor 17 050 Gretchen’s Dream Waltz (Disc 1912, vgl. http://wfmu.org/playlists/shows/13792 )

Elektrische Aufnahmen:

  • Tri-Ergon T.E.5182 (M 01283) La Folleta (S.C.Marchesi) / (M 01285) Die Spieluhr (The Clock Is Playing) (P.Blaauw)
  • Ultraphon Z.11 015 (15 314) Dětska Přehlidka (Kinderparade) (F.Bendix)

Neu veröffentlichte Aufnahmen auf CD:

Aufnahmen von Gialdini sind zu hören unter

Literatur

  • Alan Kelly: His Master's Voice. Die Stimme seines Herrn. The German Catalogue. Greenwood Press, Westport, CT 1994.
  • Berthold Leimbach (Hrsg.): Tondokumente der Kleinkunst und ihre Interpreten 1898–1945. Selbstverlag, Göttingen 1991.
  • Karleric Liljedahl: Svenska akustiska grammofoninspelningar 1903–1928. Arkivet for ljud och bild, Stockholm 1987.
  • Alfred Noriega, Michael Buchak, Ronald Dethlefson: Edison Blue Amberol Recordings 1912–1914. American Popular Series. „Live“ Recordings and Selected Recordings 1915–1928. APM Press, Brooklyn, NY 1980.

Quellen

Für Auftritte am Berliner Rundfunk sei zum Beleg angeführt, dass ihn der seinerzeit populäre Rundfunkkomiker Ludwig Manfred Lommel in seiner Szene Paul und Pauline hören Radio unter die zitierten Rundfunkkünstler aufnimmt und mit Erfolg imitiert. (erhalten auf Odeon O-26 731, wiederveröffentlicht auf Gloria G.O. 10 112, vgl. http://www.lmlommel.de/ge/singles_ge.html)

Zur Verbreitung in den USA: siehe Cylinder Preservation and Digitization Project http://cylinders.library.ucsb.edu./search.php?queryType=%40attr+1%3D1016+&query=whistling (Aufnahmen Gialdinis auf Edison-Cylindern).

Weblinks


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