Günther Hauck

Günther Hauck

Tatunca Nara, eigentlich Günther Hauck (* 5. Oktober 1941 in Coburg), ist ein deutsch-brasilianischer Hochstapler und selbsternannter Indianer-Häuptling.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Erstmals hörte man von Tatunca Nara im Sommer 1972. Damals tauchte der braungebrannte angebliche Indianer-Häuptling in Brasilien auf und gab an, der Häuptling eines unbekannten Volkes zu sein. Er lebe mit seinem Volk in unterirdischen Gewölben unterhalb des Regenwaldes und verpflege dort auch etwa zweitausend deutsche Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg, die 1942 mit U-Booten nach Brasilien gekommen seien. Skeptisch wurden zunächst die brasilianischen Behörden, da Tatunca Nara nur gebrochen portugiesisch sprach, die deutsche Sprache dagegen perfekt beherrschte.

Mitte der 70er Jahre wurde der deutsche Auslandskorrespondent Karl Brugger auf den als Hochstapler titulierten Tatunca Nara aufmerksam. Tatunca erzählte ihm die Geschichte seines Volkes und wollte mit Brugger auf Entdeckungsreise gehen. Zunächst wollte man eine verlassene Pyramide im Regenwald suchen, die Außerirdische dort gebaut haben sollten. Brugger, angetan und stark überzeugt von Tatuncas Worten, schrieb die Geschichte des Tatunca Nara auf und veröffentlichte sie als das Buch „Die Chronik von Akakor“, die im Jahr 1976 auch in Deutschland erschien. Tatunca Nara machte ab diesem Zeitpunkt für kurze Zeit weltweit Schlagzeilen.

Um Geld zu verdienen, bot sich Tatunca Nara als Urwaldführer für Touristen an. Der erste Tourist, der häufiger kam und ähnlich wie Brugger nach der Entdeckung von Pyramiden und der unterirdischen Stadt Tatuncas, „Akakor“, strebte, war der Amerikaner John Reed. Er begann 1980 zusammen mit dem selbsternannten Häuptling eine Expedition. Beide wollten das Volk Tatuncas im Regenwald suchen. Allerdings kehrte Tatunca von dieser Reise allein zurück. Von John Reed fehlt seit diesem Zeitpunkt bis heute jede Spur.

Ähnlich erging es dem Schweizer Forstwirt Herbert Wanner. Er kehrte ebenfalls von einer Expedition mit Tatunca Nara im Jahr 1983 nicht mehr zurück.

Schließlich unternahm auch die Schwedin Christine Heuser mit Tatunca Nara im Jahr 1987 eine Expedition in den Urwald und verschwand auf geheimnisvolle Art und Weise.

Tatunca Nara wehrte sich gegen jegliche Anschuldigungen bzgl. eines Mordes oder nur eines Unfalls der drei vermissten Personen. Er wollte nie mit ihnen auf Expedition gegangen sein, sie nicht einmal gut gekannt haben. Während einer Touristenführung durch den Urwald einige Jahre später fand ein Ehepaar einen Totenschädel, der als der Schädel Herbert Wanners obduziert wurde. Daraus ergab sich, dass Tatunca Herbert Wanner im Urwald entweder zurückgelassen haben muss oder aber umbrachte. Ein Fußmarsch aus dem Ort, in dem Wanner während seines Urlaubs in Brasilien lebte, wäre undenkbar gewesen.

1984 wurde Karl Brugger in Rio de Janeiro auf offener Straße von einem Attentäter erschossen.

1990 nahm sich der bekannte deutsche Abenteurer Rüdiger Nehberg und der Filmemacher Wolfgang Brög des Falles an. Unter dem Vorwand, einen Film über ihn drehen zu wollen, unternahm Brög mit zwei Frauen und Tatunca eine Urwaldexkursion. Bei dieser Gelegenheit filmte Brög die widersprüchlichen Aussagen Tatuncas. Nach monatelangen Recherchen und Dreharbeiten gelang es dann Brög, die Lügen und Widersprüche Tatuncas zu entlarven. Der 58-minütige Film wurde 1991 im ARD-Abendprogramm gezeigt.

Zum Fall „Tatunca Nara“ hat Rüdiger Nehberg das Buch „Abenteuer Urwald“ geschrieben.

Durch das Bundeskriminalamt wurde Ende der 80er Jahre ermittelt, dass Tatunca Nara in Wirklichkeit als Günther Hauck in Coburg (Freistaat Bayern) geboren wurde und Anfang der 60er Jahre aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten aus Deutschland verschwand.

Tatunca lebt nach wie vor in Barcelos am Rio Negro/Brasilien. Sein brasilianischer Pass weist ihn als "Tatunca Nara, Herkunft Indio" aus. Im Jahr 2003 ließ sich Tatunca Nara alias Günther Hauck für geisteskrank erklären. Er arbeitet immer noch als Touristenführer in der Region von Barcelos.

Veröffentlichungen

  • Karl Brugger/Tatunca Nara, Die Chronik von Akakor. Erzählt von Tatunca Nara, dem Häuptling der Ugha Mongulala, 2000, ISBN 3-930219-28-X
  • Wolfgang Brög "Das Geheimnis des Tatunca Nara". Dokumentation, 58 Min. WDR 1990 /DVD bei Iris Film www.irisfilm.de

Literatur

  • Rüdiger Nehberg, "Abenteuer Urwald" - Malik-Verlag - ISBN 3-89029-286-0

Weblinks


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