H. P. Deeg

H. P. Deeg
Der Stürmer mit Reklame für Peter Deegs Buch Hofjuden

Peter Deeg (* 14. Mai 1908 in Bad Kissingen; † 25. Juni 2005 ebenda; vollständiger Name Hans Peter Deeg) war ein deutscher Autor, NSDAP-Mitglied und Jurist (Dr. iur. utr.).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Peter Deeg wurde am 14. Mai 1908 in Bad Kissingen geboren. Er war der Sohn eines Kunstschlossers und einer von drei Söhnen. Als Schüler hatte er sich schon als Antisemit gegen jüdische Mitschüler hervorgetan.[1] 1928 trat Deeg in die NSDAP ein und gehörte ihr bis 1939 an.[2] 1933 war er Pflichtverteidiger im spektakulären „Mordfall Waltershausen“. Der Täter wurde vom Landgericht Schweinfurt freigesprochen.[3]

Über Kontakte höherer Juristen soll Deeg zu Julius Streicher gekommen sein. Der Leiter des Verlages „Der Stürmer“ ermöglichte Deeg 1938 und 1939 die Veröffentlichung zweier seiner Bücher, nämlich Hofjuden (1938; sowie später noch weitere Auflagen) und Die Judengesetze Großdeutschlands (1939). 1939 erhielt er einen Lehrauftrag an der Universität Berlin zum Thema Die Juden in der deutschen Rechtsgeschichte.[4] Anfang der 1940er Jahre soll Deeg wegen betrügerischer Manipulationen beim Verlag „Der Stürmer“ von einem Gericht zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verurteilt worden sein.[5] Der Spiegel relativierte diese Behauptung allerdings 1963 in seiner Rubrik „Rückspiegel“[6] Jedenfalls erscheinen nach 1940 keine seine Bücher mehr im Verlag „Der Stürmer“. Anfang der 40er Jahre war Deeg bei Baufirmen in Polen tätig.[3]

In der Sowjetischen Besatzungszone wurden Deegs Schriften Hofjuden und Die Judengesetze Großdeutschlands sowie in der Deutschen Demokratischen Republik Vor 50 Jahren. Für und wider den Russen-Pakt auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[7][8]

1952 erhielt Deeg erneut die Zulassung als Rechtsanwalt. Er praktizierte in dieser Funktion bis zu seinem Lebensende. Durch die Mitgliedschaft in der CSU[4] und die persönliche Freundschaft zu Franz Josef Strauß wurde er Generalbevollmächtigter der italienischen Rüstungsfirma Simmel. In dieser Rolle wurde er in die Spiegel-Affäre verwickelt. Dabei lieferte auch er sich – ähnlich wie Strauß – heftige Auseinandersetzungen mit Rudolf Augstein.[9] In den 50er und 60er Jahren betrieb er mit seiner Frau die Hotels 'Russischer Hof' und 'Kurhaus Hohenzollern'. Er war Gründer der Deegenberg-Klink (einer renommierten Herzklinik in Bad Kissingen) und war Mitglied der Gesellschaft der Freunde für die Wiederherstellung des deutschen Privateigentums in den USA.[3]

Schriften

  • Inhalt und Ausübung des Strafantragsrechtes. Eine strafrechtliche Studie für Theorie und Praxis (Diss.) Stuttgart 1933.
  • Hofjuden. Juden, Judenverbrechen und Judengesetze in Deutschland von der Vergangenheit bis zur Gegenwart (Hrsg. v. Julius Streicher) Nürnberg 1938.
  • Die Judengesetze Großdeutschlands (Hrsg. v. Julius Streicher) Nürnberg 1939.
  • Vor 50 Jahren. Für und wider den Russen-Pakt Nürnberg 1940.
  • Die Glanzvolle Leipzig 1942.
  • zusammen mit Deeg, Dietrich Zur Genealogie und Lebensgeschichte der Äbte Degen von Ebrach und Weiner von Banz Neustadt an der Aisch 1974.

Literatur

  • Nachrichten aus den staaltlichen Archiven Bayerns Nr. 53, Juli 2007, Seite 24.
  • Onkel Aloys in: DER SPIEGEL, Nr. 39, 1962, S. 29-43.
  • Balkan in Bonn in: DER SPIEGEL, Nr. 40, 1962, S. 28.
  • Rückspiegel in: DER SPIEGEL, Nr. 5, 1963, S. 74.
  • Der Autor der 'Hofjuden' minderbelastet in: MAIN-POST (Würzburg) vom 26. August 1948.
  • Viele Verdienste aber auch Schatten in der Biografie in: MAIN-POST (Würzburg) vom 30. Juni 2005.
  • Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003, S. 103.
  • Beck, Hans-Jürgen und Walter, Rudolf Jüdisches Leben in Bad Kissingen Bad Kissingen 1990, S. 120ff.
  • Schultheis, Herbert Juden in Mainfranken 1933-1945 Bad Neustadt 1980, Seite 751ff.

Einzelnachweise

  1. Persönliche Mitteilung Ernst Kissingers in: Jüdisches Leben in Bad Kissingen Bad Kissingen 1990, Seite 120ff.
  2. Jüdisches Leben in Bad Kissingen Bad Kissingen 1990, Seite 120ff.
  3. a b c Nachrichten aus den staatlichen Archiven Bayerns Nr. 53, Juli 2007, Seite 24.
  4. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 103.
  5. Vgl. „Der Autor der 'Hofjuden' minderbelastet“ in: Main-Post (Würzburg) vom 26. August 1948 sowie „Onkel Aloys“ in: DER SPIEGEL, Nr. 39, 1962, S. 29-43.
  6. DER SPIEGEL, Nr. 5, vom 30. Januar 1963, Seite 74.
  7. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-d.html
  8. http://www.polunbi.de/bibliothek/1953-nslit-d.html
  9. Vgl. Auseinandersetzung mittels Anzeigen der Bad Kissinger Saale-Zeitung vom 25. September 1962 und 2. Oktober 1962.

Weblinks


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