- Alice Holzhey-Kunz
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Alice Holzhey-Kunz (* 1943) ist eine Schweizer Daseinsanalytikerin.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Alice Holzhey studierte Geschichte und Philosophie in Zürich. Sie promovierte 1971 und bildete sich dann am Daseinsanalytischen Institut Zürich zur daseinsanalytischen Psychotherapeutin weiter. Seit 1976 ist sie Psychoanalytikerin daseinsanalytischer Richtung in eigener Praxis in Zürich, seit 1983 Co-Leiterin des Daseinsanalytischen Seminars (DaS), Lehranalytikerin, Supervisorin und Dozentin und seit 1991 Präsidentin der Gesellschaft für hermeneutische Anthropologie und Daseinsanalyse (GAD). Sie ist Mitherausgeberin der Ausgewählten Werke Ludwig Binswangers.[1]
Die Daseinsanalyse wurde von Ludwig Binswanger und Medard Boss in unterschiedlicher Weise begründet und gelehrt. Holzhey vertritt einen neuen daseinsanalytischen Ansatz, der die Entdeckungen Sigmund Freuds stärker aufnimmt und mit existenzphilosophischen Auffassungen (vor allem Martin Heidegger, aber auch Søren Kierkegaard und Jean-Paul Sartre) verbindet. Daraus gewinnt sie eine philosophische Auffassung seelischen Leidens. Ausgangspunkt dafür bildet die Hypothese, dass seelisch leidende Menschen besonders hellhörig sind für das Abgründige und Rätselhafte menschlichen Lebens. Wer seelisch leidet, ist nach Holzhey nicht weniger offen als der seelisch Gesunde, sondern offener und ist deshalb den Erfahrungen existenzieller Angst, Schuld und/oder Scham viel mehr ausgesetzt. In Abhebung von der Psychoanalyse charakterisiert sie deshalb seelisches Leiden nicht als ein „Leiden an Reminiszenzen“ (Freud), sondern als ein „Leiden am eigenen Sein“. Sie deutet die verschiedenen Formen seelischen Leidens (Neurose, Psychose, Borderline-Zustände usw.) als verschiedene Formen der unbewussten Auflehnung gegen die angst-, scham- und schuldbesetzten Grundbedingungen des Menschseins. Die Depression erhält dabei eine Sonderstellung, weil sie hinter allen anderen Formen seelischen Leidens lauert und dann einbricht, wenn der Kampf gegen Angst, Schuld und Scham als illusionär durchschaut und aufgegeben wird.
Der daseinsanalytische Deutungsansatz von Holzhey will den psychoanalytischen nicht ersetzen, sondern erweitern und vertiefen. Deshalb ist daseinsanalytische Psychotherapie immer beides: Auseinandersetzung mit den individuellen traumatischen Kindheitserfahrungen und Auseinandersetzung mit den traumatischen Grundbedingungen des Menschseins. Mit beidem gilt es sich zu versöhnen.[2]
Werke (Auswahl)
Zahlreiche Publikationen, darunter:
- Leiden am Dasein. Die Daseinsanalyse und die Aufgabe einer Hermeneutik psychopathologischer Probleme. 2. Auflage. Passagen Verlag, Wien 2001, ISBN 3-85165-465-X.
- Das Subjekt in der Kur. Über die Bedingungen psychoanalytischer Psychotherapie. 1. Auflage. Passagen Verlag, Wien 2005, ISBN 3-85165-557-5.
- Alice Holzhey-Kunz: Daseinsanalyse, in: Alfried Längle, Alice Holzhey-Kunz: Existenzanalyse und Daseinsanalyse, 2008, UTB 2966, S. 183-348. ISBN 978-3-8252-2966-5
Weblinks
- Literatur von und über Alice Holzhey-Kunz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek und auf anderen Websites
- Holzhey in der Zentralbibliothek Zürich
- Rezension des 2. Teils 'Daseinsanalyse' von "Existenzanalyse und Daseinsanalyse" in der FAZ
- Daseinsanalytisches Seminar (DaS)
Einzelnachweise
Kategorien:- Frau
- Geboren 1943
- Psychotherapeut
- Daseinsanalyse
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