Hafenseilbahn Barcelona

Hafenseilbahn Barcelona
Torre Sant Sebastià aus der Seilbahn heraus fotografiert
Torre Jaume I

Die Hafenseilbahn Barcelona ist eine Luftseilbahn in Barcelona, Spanien, die von der in 57 m Höhe am Hang des Montjuïc gelegenen Station Miramar über den 119 m hohen Torre Jaume I zum 86 m hohen Torre Sant Sebastià fährt und dabei den Port Vell, den alten Hafen Barcelonas, das World Trade Center und die im Hafen liegenden Fährschiffe überquert. Im Torre Sant Sebastià geht ein Fahrstuhl zu dem am Meer gelegenen Stadtteil La Barceloneta hinunter.

Der fast genau auf halber Strecke stehende Torre Jaume I war die höchste Seilbahnstütze der Welt und blieb es bis 1966, als die Gletscherbahn Kaprun III gebaut wurde. In der Spitze dieses Stahlfachwerkturmes sind die Mittelstation und eine Aussichtsplattform untergebracht. Ein Aufzug fährt zur Hafenmole hinunter. Im Torre Sant Sebastià befindet sich die Endstation und ein Restaurant. Die beiden hin- und herfahrenden Kabinen halten im Torre Jaume I einige Minuten, damit die Touristen den Blick auf Barcelona genießen können.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Hafenseilbahn sollte eine Attraktion der Weltausstellung 1929 werden. Zu diesem Zweck wurde die Gesellschaft Air Rail San Sebastian-Miramar, S.A. gegründet, der die königliche Konzession zum Bau und Betrieb der Seilbahn erteilt wurde. Der Ingenieur Juan Rodríguez Roda übernahm die Leitung des Projektes. Die Türme wurden von dem Architekten Carles Boigas geplant und von dem örtlichen Stahlunternehmen Material para Ferrocarriles y Construcciones S.A. gebaut. Die damals weltbekannte Firma Adolf Bleichert & Co. erhielt den Auftrag für die Planung und den Bau der eigentlichen Seilbahn, nachdem sie mit der österreichischen Zugspitzbahn eine aufsehenerregende Seilbahn gebaut und kurz zuvor die Seilbahn am Montserrat fertiggestellt hatte. Ihr Projektleiter war Friedrich Gründel. Allerdings wurde die Größe des Projektes unterschätzt, so dass die Seilbahn erst am 12. September 1931 eröffnet werden konnte.

Ursprünglich fuhren je zwei Kabinen zwischen den Endstationen und dem Torre Jaume I hin und her, weshalb man dort umsteigen musste. Allerdings wurden die Kabinen von nur einem, über die ganze Strecke reichenden Zugseil bewegt. Die Kabinen entsprachen denen am Montserrat und fassten je 20 Personen. Im Zwischengeschoss auf halber Höhe befand sich ein Restaurant, während das Restaurant im Torre Sant Sebastià noch nicht existierte.

Die Hoffnungen auf einen wirtschaftlichen Erfolg der Seilbahn wurden durch die Weltwirtschaftskrise und den spanischen Bürgerkrieg (1936–1939) zunichte gemacht. Der Torre Jaume I eignete sich hervorragend als Beobachtungsposten, der durch ein Maschinengewehr verstärkt wurde. In den Kämpfen wurde der Turm beschossen, ein Seil brach und eine Kabine stürzte ins Meer. Eine zweite, im Turm geparkte Kabine wurde durch die Schüsse zerstört. Am Ende des Bürgerkrieges blieben von der Seilbahn nur zwei Kabinen in der Station Miramar und die Stahlgerippe der beiden Türme. Eine Kabine wurde zu der ebenfalls beschädigten Montserrat-Seilbahn gebracht, die 1940 wieder in Betrieb genommen wurde. Die rostenden Türme boten jahrelang einen hässlichen Anblick. Obendrein verfing sich 1957 ein militärischer Hubschrauber in dem noch gespannten Hilfsseil und stürzte in den Hafen.

Es wurde diskutiert, die beiden Türme ganz abzureißen. Friedrich Gründel, der die Seilbahn rund 30 Jahre zuvor entworfen hatte, setzte sich jedoch für ihren Erhalt ein und gründete die Teleféricos de Barcelona, S.A., mit der er 1958 die Konzession für den Wiederaufbau und den Betrieb der Seilbahn erhielt. 1960 wurde der Torre Sant Sebastià mit einem neuen Restaurant an der Spitze wiedereröffnet, zwei Jahre später folgte der Torre Jaume I mit einer umgebauten Mittelstation, die ermöglicht, dass die Kabinen die ganze Strecke durchfahren können. Anschließend wurden neue Seile gezogen und die an den Montserrat ausgeliehene Kabine zurückgeholt. 1963 konnte die Seilbahn wieder in Betrieb genommen werden, diesmal mit nur zwei Kabinen und einer auf 3 m/s (10,8 km/h) reduzierten Geschwindigkeit. Nach dem Tod von Friedrich Gründel wurde die Teleféricos de Barcelona, S.A. vom Eigentümer des Swiss Hotel, später vom Eigner des Vergnügungsparks am Montjuïc übernommen. Der wirtschaftliche Erfolg war gering, der Zustand der Seilbahn verschlechterte sich so sehr, dass die Behörden 1995 beschlossen, die Anlage zu schließen. 1996 begann die Stadtverwaltung aber mit der Sanierung des Hafens und dem Bau des World Trade Center und in diesem Zusammenhang auch mit der Renovierung der Seilbahn. Im Jahr 2000 wurden neue Seile gezogen und die Bahn erneut in Betrieb genommen.

Blick vom Dach der Seilbahnstation auf dem Montjuic über die Stadt
Blick vom Dach der Seilbahnstation auf dem Montjuic über die Stadt

Namen

Jaume I (1208–1276) war Graf von Barcelona und König von Aragon. San Sebastián ist der spanische Name einer Stadt an der Biskaya, in der Leonardo Torres Quevedo 1907 seine erste Seilbahn, den transbordador funicular eröffnete. Die Hafenseilbahn wird auch transbordador aeri genannt.

Technische Daten

Die von Adolf Bleichert & Co. gebaute und 1931 eröffnete Hafenseilbahn ist eine Pendelbahn nach dem System Bleichert-Zuegg mit je einem Tragseil (45 mm) und einem Zugseil (23 mm) sowie einem Hilfsseil (17 mm) für Notfälle. Die horizontale Streckenlänge beträgt 1303 m, die beiden Abschnitte sind 652 bzw. 651 m lang. Die beiden 12-eckigen Kabinen (Model Pavillon) fassen 20 Personen zuzüglich des Kabinenbegleiters. Eine leere Kabine wiegt 1350 kg. Es sind noch die ursprünglichen Kabinen, die jedoch mehrfach renoviert wurden. Jede Kabine fährt (mit einem Halt in der Mittelstation) über die gesamte Strecke. Die Fahrgeschwindigkeit beträgt 3 m/s. Der Antrieb befindet sich in der Station Miramar, die Spanngewichte im Torre Sant Sebastià. Der Zugang zur Station Miramar erfolgt von einem Weg in Höhe ihres Daches über eine abwärts führende Treppe. Bei höheren Windgeschwindigkeiten wird der Betrieb eingestellt.

Weblinks

 Commons: Hafenseilbahn Barcelona – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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