- Halsschnur von Bunsoh
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Die Halsschnur von Bunsoh ist ein textiles Geflecht aus dem Schalkholzer Moor von Bunsoh, bei Albersdorf im Kreis Dithmarschen. Vermutlich handelt es sich dabei um die Einfassung des Halsausschnittes eines vergangenen Leinenkittels der Moorleiche von Bunsoh.
Inhaltsverzeichnis
Forschungsgeschichte
Am 17. Mai 1890 stießen Torfarbeiter im Schalkholzer Moor auf menschliche Knochen. Die stark zerfallene Leiche wurde sorgfältig freigelegt. Bis auf das Wollgeflecht in der Halsgegend war die Leiche unbekleidet. Der Kopf der Leiche war eingeschlagen. Um die Leiche herum waren einige stark angespitzte Birkenpfähle positioniert, die durch andere Birkenstämme miteinander verbunden waren. Zunächst deutete man das Wollgeflecht als die Schnur einer Halsfessel eines zum Tode verurteilten Delinquenten, an dem dieser geführt oder erwürgt wurde. Die erste wissenschaftliche Bearbeitung der Halsschnur erfolgte 1907 durch die Archäologin Johanna Mestorf. Sie versuchte vergeblich den Fadenverlauf zu ermitteln und scheiterte mit Versuchen, die Halsschnur nachzuknüpfen. Johanna Mestorf stellte jedoch fest, dass sich das Geflecht bei Zugbelastung auflöst und somit zum Binden oder Würgen nicht geeignet ist. Die zweite Bearbeitung der Halsschnur erfolgte im Jahre 1941 durch Irmingard Fuhrmann, ihr gelang es den Fadenverlauf innerhalb des Geflechts zu ermitteln. Sie stellte fest, dass der Faden häufig in der Verzwirnung durchstochen war und deshalb Häkel-, Strick- oder Flechttechniken ausschieden. Fuhrmann veröffentlichte Fadenverlaufsschemen und knüpfte Repliken der Halsschnur nach. Fuhrmann bestätigte die Annahme Mestorfs und stellte die Vermutung an, dass es sich um eine Ziernaht eines vergangenen Kleidungsstückes handeln könnte. So könnte dies die wollene Halseinfassung eines leinenen Kittels sein, der durch das saure Milieu des Hochmoores zersetzt wurde. Weitere Bearbeitungen erfolgten durch Karl Schlabow Mitte des 20. Jahrhunderts und 2006 durch Heinke Arnold und Erika Drews. Letztere beide konnten die Halsschnur in allen Details nachknüpfen und schlüssige Nachweise zur Funktion der Halsschnur erarbeiten, sie bestätigten die Vermutung Fuhrmanns, dass es sich um die Einfassung eines Halsausschnitts handelt.
Beschreibung
Die Halsschnur ist in zwei Fragmenten von zusammen etwa 59 cm Länge erhalten. Fragment 1 ist 342 mm und Fragment 2 ist 246 mm lang. Die etwa 0,3 bis 0,6 mm starken Fäden sind sorgfältig in scharfer Z-Drehung gesponnen und anschließend in S-Drehung verzwirnt. Das Geflecht ist in einer komplizierten Nadelbindetechnik hergestellt. Dazu wird der Faden mit einer Nadel von der Innenseite durch den Stoffrand nach außen gestochen und über den Stoffrand wieder von der Innenseite in regelmäßigen Abständen durch den Stoff nach außen geführt. Im weiteren Verlauf wird der über den Stoffrand zurückführende Faden mehrfach in regelmäßigen Mustern über und unter den bisheringen Schlingen hindurchgeführt. Auf der Innenseite des Kleindungsstückes liegen die Fäden in einer gleichmäßigen Anordnung, wohingegen auf der Außenseite die Fäden durch die Verflechtung in Dreiergruppen gegliedert sind. Auf dem Grat des Geweberandes bilden die Fäden ein gleichmäßiges, dekoratives Flechtmuster. Die ursprüngliche Farbe der heute durch die Lagerung in den Moorsäuren mittel- bis dunkelbraunen Wolle ist nicht untersucht worden. Die Länge von 59 cm entspricht dem Umfang eines Halsausschnittes von Kleidungsstücken, die über den Kopf eines erwachsenen Menschen gezogen werden können. Obwohl konkrete Datierungshinweise fehlen, ist eine Datierung in die Eisenzeit wahrscheinlich.
Die Halsschnur von Bunsoh wird im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig verwahrt. Die Überreste der Moorleiche liegen im Museum Meldorf Dithmarschen.
Literatur
- Johanna Mestorf: Moorleichen: Die Moorleiche von Bunsoh in Süderdithmarschen. In: Bericht des Schleswig-Holsteinischen Museums Vaterländischer Alterthümer. 44, 1907, S. 15–17.
- Irmingard Fuhrmann: Die Halsschnur von Bunsoh. In: Offa, Berichte und Mitteilungen des Museums vorgeschichtlicher Altertümer in Kiel. 6/7, 1941/42.
- Karl Schlabow: Textilfunde der Eisenzeit in Norddeutschland. In: Göttinger Schriften zur Vor- und Frühgeschichte. 15, Wachholtz, Neumünster 1976, ISBN 3-529-01515-6, S. 16.
- Heinke Arnold, Erika Drews: Die so genannte Halsschnur von Bunsoh. In: Experimentelle Archäologie in Europa Bilanz 2007. Nr. 5, Isensee Verlag, Oldenburg 2006, ISBN 978-3-89995-447-0, S. 135–443 (PDF, 223 KB, abgerufen am 9. November 2010).
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