Alleinerzieher

Alleinerzieher
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Alleinerziehend (nach neuer deutscher Rechtschreibung auch allein erziehend) bezeichnet in der Regel ein Elternteil, das minderjährige, also unter 18 Jahre alte Kinder alleine betreut und erzieht. Es handelt sich dabei um Mütter oder Väter, die ledig, verwitwet, dauernd getrennt lebend oder geschieden sind und nicht mit einem anderen Erwachsenen, jedoch mit ihrem Kind oder ihren Kindern in ständiger Haushaltsgemeinschaft zusammenleben (sogenannte Einelternfamilie). Das Kind hat dabei nur eine unmittelbare Bezugsperson, den mit ihm zusammenlebenden Elternteil. Mit dem anderen Elternteil (sofern dieser noch lebt und jemals eine Beziehung zu dem Kind aufgebaut hat) gibt es allenfalls Besuchskontakte.

In § 21 Absatz 3 SGB II wird als alleinerziehend jedwede Person bezeichnet, die ohne die nicht nur unerhebliche Hilfe eines anderen Erwachsenen Kinder unter 18 Jahren groß zieht. Das können beispielsweise auch Pflegeeltern oder Großeltern sein.

Inhaltsverzeichnis

Situation in Deutschland

Auch wenn beide Elternteile das Sorgerecht (elterliche Sorge) im juristischen Sinne innehaben, was seit dem 1. Juli 1998 in Deutschland nach einer Scheidung der Normalfall ist, hat das Kind in der Regel bei einem Elternteil den Lebensmittelpunkt. Dieser entscheidet über die alltäglichen Belange des Kindes. Entscheidungen von erheblicher Bedeutung müssen von beiden Elternteilen gemeinsam getroffen werden. Nicht verheiratete Eltern haben die Möglichkeit, die gemeinsame Sorge durch eine Sorgeerklärung zu erlangen. Die Beziehung zum nicht mit dem Kind lebenden Elternteil wird in der Regel durch intensive Umgangskontakte aufrecht erhalten.

Lebt ein Kind zu gleichen zeitlichen Anteilen bei beiden Eltern, leben diese das so genannte „Wechselmodell“. Keiner der Elternteile ist in diesem Fall alleinerziehend.

Alleinerziehende haben, sofern der andere Elternteil seiner Unterhaltspflicht nicht oder nur unregelmäßig nachkommt, für Kinder unter zwölf Jahren Anspruch auf Unterhaltsvorschuss. Der Unterhaltsvorschuss ist auf 72 Monate begrenzt und beträgt 125 Euro für Kinder bis zur Vollendung des 6. Lebensjahres, danach liegt er bei 168 Euro.

Elternteile, in deren Haushalt noch andere volljährige Personen leben sind in der Regel Partnerschaften mit Kindern. Hier hat zwar nur der Elternteil das juristische Sorgerecht und damit die Erziehungsverpflichtung, die anderen Personen einer solchen Mehrgenerationen- oder Stieffamilie beteiligen sich aber in der Regel an der Erziehung und Betreuung des Kindes.

Besonderheiten bei fehlendem Einkommen

Alleinerziehende leben häufiger als verheiratete Eltern unter der Armutsgrenze, da sie allein für die Sicherung des Lebensunterhalts verantwortlich sind. Etwa 91 % der Alleinerziehenden waren im Jahr 2003 Frauen. In Deutschland lebten 2008 nach dem Familienbericht der Bundesregierung etwa 40 Prozent der alleinerziehenden Eltern von Arbeitslosengeld II. Dies sind etwa 660.000 Mütter oder Väter mit rund einer Million Kindern [1].

Deshalb wurde mit § 21 Absatz 3 SGB II zum Ausgleich ein Zuschlag zum Arbeitslosengeld II geschaffen. Dieser knüpft jedoch nicht an das Sorgerecht oder die hiesige Definition von alleinerziehend an, sondern wird allen „Personen [gewährt], die mit einem oder mehreren minderjährigen Kindern zusammen leben und allein für deren Pflege und Erziehung sorgen“. Dies können beispielsweise auch Großeltern oder Menschen sein, die Pflegekinder groß ziehen, in der Regel jedoch keine volljährige Geschwister des zu versorgenden Kindes. [2]

Gesundheit alleinerziehender Mütter und Väter

Belastungen alleinerziehender und verheirateter Mütter
Belastungen/Beunruhigungen alleinerziehende Mütter verheiratete Mütter
Unsicherheit wie eigene Zukunft weitergeht 48,8 % 26,4 %
finanzielle Probleme 47,7 % 18,7 %
Erziehung und Ausbildung der Kinder 34,5 % 27,1 %
zu viele Aufgaben in der Familie 23,8 % 13,0 %
Anforderungen nicht mehr gewachsen sein 22,7 % 11,4 %
nicht genug Erfolg 20,3 % 7,5 %
fehlende Harmonie in der Familie 17,9 % 4,1 %
Probleme mit der Wohnsituation 16,6 % 6,2 %
Gefühl, überflüssig zu sein 15,5 % 8,9 %
Robert Koch Institut / Statistisches Bundesamt: Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 14: Gesundheit alleinerziehender Mütter und Väter [2]

Alleinerziehende, die mit mindestens einem minderjährigen Kind, aber ohne Partner bzw. Partnerin zusammenleben, gelten als belastet. Alleinerziehende Mütter sind nicht nur durch finanzielle Probleme, sondern auch durch Zukunftsängste, Anzeichen von Überforderung und durch ein geringes Selbstwertgefühl stärker belastet als verheiratete Mütter (siehe nebenstehende Tabelle des Robert Koch Instituts).

Alleinerziehende Mütter litten bzw. leiden deutlich häufiger unter

  • Nieren- und Lebererkrankungen,
  • chronischer Bronchitis und
  • Migräne.

Besonders auffällig ist, dass sie mit 24,7% mehr als doppelt so häufig psychische Erkrankungen angeben wie die verheirateten Mütter. Zudem leiden sie häufiger und stärker unter Schmerzen als verheiratete Mütter, wodurch sie sich auch häufiger in der Bewältigung des Alltagslebens schwerer beeinträchtigt fühlen. Vor allem in der unteren Sozialschicht fühlen sich alleinerziehende Mütter durch Schmerzen und emotionale Probleme stärker beeinträchtigt als die verheirateten Mütter. Das Robert Koch Institut geht davon aus, dass sich "hier die negativen Effekte des Alleinerziehens auf Einzelaspekte der gesundheitsbezogenen Lebensqualität durch die Zugehörigkeit zur unteren Sozialschicht noch verstärk[en]."[3]

Alleinerziehende und verheiratete Mütter nehmen ungefähr gleichhäufig Arzttermine und Kuren in Anspruch. Allerdings nehmen alleinerziehende Mütter seltener Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch als verheiratete. Die Arzttermine werden auch aufgrund akuter Beschwerden denn aufgrund von Beratung in Anspruch genommen.

Entsprechende Unterschiede in der Gesundheit, wie sie zwischen alleinerziehenden und verheirateten Müttern vorliegen, lassen sich nicht zwischen alleinerziehenden und verheirateten Männern finden.

Hauptartikel: Sozial bedingte Ungleichheit von Gesundheitschancen

Alleinerziehende in Literatur, Film und Fernsehen

Alleinerziehende Elternteile als Hauptfiguren oder wichtige Nebenrollen sind in Literatur, Theater, Kino oder Fernseheserien ein häufiges Thema. Beispiele für Kinofilme sind etwa der Actionthriller Jane Doe – Allein gegen alle!, der Spielfilm Kaltes Land, der Horrorfilm Dark Water, der Krimi Nancy Drew, Girl Detective, Kinderfilme wie Der Mistkerl, Emil und die drei Zwillinge auch Filmdrama und Komödien wie Tiefe der Sehnsucht, Der Preis der Gefühle oder Biete Mutter – suche Vater sind hierunter zu rechnen. In unzähligen Fernsesehrien finden sich alleinerziehende Elternteile in Haupt und Nebenrollen. Etwa die Krankenschwester "Annie" Logan in General Hospital (Produktion seit 1963) oder Lieutenant Worf in Raumschiff Enterprise (Produktionsjahre 1987–1994), Captain James T.Kirk in Raumschiff Enterprise (Produktionsjahre 1966–1969) ist dagegen ein Vater, der von Sohn und Mutter getrennt lebt. Nichelle Nichols die Darstellerin Lieutenant Nyota Uhura ist eine im realen Leben allein erziehende Mutter. Porter Ricks der Vater in Flipper (Produktionsjahre 1964-1967), Ellen Miller die Mutter in Lassie (Produktionsjahre 1954-1957), Lorelei Gilmore die Mutter in Gilmore Girls (Produktionsjahre 2000-2007), Dr. Andrew Brown der Vater in Everwood (Produktionsjahre 2002-2006) oder Amy Gray die Mutter in Für alle Fälle Amy (Produktion 1999-2005) zeigen, dass Alleinerziehende in Fernsesehrien weder ein neues noch ein auf Nebenrollen beschränktes Phänomen ist. Auch in der RTL- Seifenoper Ahornallee ist Willi Schlosser als Hauptfigur ein alleinerziehender Vater.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 660.000 Alleinerziehende leben von Hartz IV, Spiegel Online vom 16. Februar 2009
  2. Fachliche Hinweise der Bundesagentur für Arbeit zu § 21 SGB II Rn. 21.7 ff., Stand 20. Dezember 2008 (auch als PDF).
  3. Robert Koch Institut / Statistisches Bundesamt: Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 14: Gesundheit alleinerziehender Mütter und Väter [1]
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