Harbers

Harbers

Guido Harbers (* 4. September 1897 in Rom; † 29. Juli 1977 in Feilnbach) war ein deutscher Architekt und Wohnungsbaureferent.

Postamt Dießen
Gustav-Adolf-Kirche

Inhaltsverzeichnis

Leben

Guido Harbers wurde in Rom als Sohn eines Bankprokuristen geboren, wo er dann die Deutsche Schule besuchte. Sein Abitur machte er nach der Rückkehr am Realgymnasium in Weimar. 1915 meldete sich Harbers als Freiwilliger für das Heer, wurde jedoch nach einer Erkrankung als untauglich entlassen. Er studierte Architektur an der Technischen Hochschule München, unter anderem bei Theodor Fischer, und schloss sein Studium 1921 mit Auszeichnung ab. Neben dem Studium arbeitete er beim Eisenbahnbau im Rahmen des Vaterländischen Hilfsdienstes.

Nach seiner Abschlussprüfung war er zwei Jahre im Baureferat der Oberpostdirektion München bei Robert Vorhoelzer beschäftigt, für die er an zahlreichen Postbauten beteiligt war. 1923 absolvierte er auch die Staatsprüfung für den höheren Baudienst (Regierungsbaumeister) mit Auszeichnung. 1924 wechselte er in die Oberste Baubehörde des Innenministeriums, wo er unter anderem für die Planung und Konzeption der Deutschen Verkehrsausstellung München 1925 als Oberbaumeister zuständig war. 1925 heiratete er Franziska Deininger, eine Schwägerin des hohen NS-Funktionärs Hermann Esser. Im Oktober 1925 wechselte er erneut, diesmal ins Hochbauamt der Stadt München unter Fritz Beblo.

Obwohl Vorhoelzer ihm großes Talent bescheinigte, schwenkte Harbers nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten von der in der Postbauschule vertretenen gemäßigten Moderne zur einer traditionellen Formensprache um. Harbers trat der NSDAP und dem Kampfbund der Deutschen Architekten und Ingenieure bei. Ab 1927 hatte er als Schriftleiter der Fachzeitschrift Der Baumeister großen Einfluss auf die Entwicklung der Architekturtheorie, sprach sich aber trotz seiner Ablehnung des Neuen Bauens am Beispiel der Stuttgarter Weißenhofsiedlung als „traditionslos“, „blutleer“ und „undeutsch“ nicht explizit für die Heimatarchitektur aus, sondern plädierte für eine Entideologisierung des Bauens. Was die Inneneinrichtung betraf, bevorzugte Harbers sogar eine vom Bauhaus geprägte nüchterne Modernität.

1933 wurde Harbers von Karl Fiehler zum Siedlungs- und Wohnungsbaureferenten der Stadt München ernannt. Er war unter anderem für die Gesamtkonzenption der Mustersiedlung Ramersdorf verantwortlich, die als Beitrag für die Siedlungsausstellung neue Formen des gartenstadtähnlichen Wohnens in Kleinhäusern demonstrieren sollte. 1935 wurde auf Harbers Initiative die Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft neu gegründet, um in größerem Maße Volkswohnungen bereitzustellen. 1937 waren in der Münchener Maikäfersiedlung die ersten 421 Mietwohnungen und 190 Eigenheime bezugsfertig.

1945 bis 1948 verbrachte Harbers in amerikanischer Internierungshaft. Anschließend arbeitete er wieder als freier Architekt und Publizist.

Werke (Auswahl)

  • 1922: Umbau des Postamts Passau
  • 1924: Postamt Dießen am Ammersee (mit Robert Vorhoelzer und Alfred Bramigk)
  • 1933-1934: Mustersiedlung in München-Ramersdorf
  • 1935: Gustav-Adolf-Kirche in München-Ramersdorf
  • 1935-1937: Maikäfersiedlung in München

Schriften

  • 1930: Das Kleinhaus
  • 1932: Das freistehende Einfamilienhaus
  • 1933: Der Wohngarten

Literatur

  • Ulrike Haerendel: Kommunale Wohnungspolitik im Dritten Reich: Siedlungsideologie, Kleinhausbau und „Wohnraumarisierung“ am Beispiel Münchens. Oldenbourg, München 1999. ISBN 3-486-56389-0
  • Bettina Seeger: Die Maikäfersiedlung in München. Architektur - Geschichte - Zusammenleben. Volk Verlag, München 2005. ISBN 978-3-937200-23-1

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Guido Harbers — (* 4. September 1897 in Rom; † 29. Juli 1977 in Feilnbach) war ein deutscher Architekt und Wohnungsbaureferent. Postamt Dießen …   Deutsch Wikipedia

  • Mark Harbers — Markus Gerardus Jozef (Mark) Harbers (born 19 April 1969 in Ede) is a Dutch politician and former communication employee. As a member of the People s Party for Freedom and Democracy (Volkspartij voor Vrijheid en Democratie) he has been an MP… …   Wikipedia

  • Trans-Spliced Exon Coupled RNA End Determination (TEC-RED) — Trans Spliced Exon Coupled RNA End Determination is a technique designed by Muller et al. that, like SAGE, allows for the digital detection of messenger RNA sequences. Unlike SAGE, detection and purification of transcripts from the 5’ end of the… …   Wikipedia

  • Friedrich Miescher — Infobox Scientist name = Friedrich Miescher box width = image width =150px caption = Friedrich Miescher birth date = 13 August 1844 birth place = Basel death date = 26 August 1895 death place = Davos residence = citizenship = nationality = Swiss… …   Wikipedia

  • UBE2L3 — Ubiquitin conjugating enzyme E2L 3, also known as UBE2L3, is a human gene.cite web | title = Entrez Gene: UBE2L3 ubiquitin conjugating enzyme E2L 3| url = http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez?Db=gene Cmd=ShowDetailView TermToSearch=7332|… …   Wikipedia

  • UBOX5 — U box domain containing 5, also known as UBOX5, is a human gene.cite web | title = Entrez Gene: UBOX5 U box domain containing 5| url = http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez?Db=gene Cmd=ShowDetailView TermToSearch=22888| accessdate = ] PBB… …   Wikipedia

  • Hansakontor — Das Hansakontor Das Hansakontor Dortmund ist ein Bürogebäude im Kern der Dortmunder Innenstadt. Als ehemaliges Verwaltungsgebäude der Ruhrkohle AG ist es heute Unterkunft für verschiedene jüngere und etablierte Unternehmen aus der Region. Das… …   Deutsch Wikipedia

  • Hansakontor Dortmund — Das Hansakontor Das Hansakontor Dortmund ist ein Bürogebäude im Kern der Dortmunder Innenstadt. Als ehemaliges Verwaltungsgebäude der Ruhrkohle AG ist es heute Unterkunft für verschiedene jüngere und etablierte Unternehmen aus der Region. Das… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Haq–Har — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Har — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”