- Hardboiled detective
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Hardboiled detective (deutsch: hartgesottener Polizist/Ermittler) ist eine archetypische Figur des angloamerikanisch geprägten Kriminalromans.
Inhaltsverzeichnis
Eigenschaften
Der Hardboiled detective ist ein Asphaltcowboy, nur den eigenen Vorstellungen von Recht verpflichtet. Er hat eine illusionslose bis zynische Sicht auf die Welt, nimmt keine Rücksicht auf geltende Gesetzesnormen, macht skrupellos von der Schusswaffe Gebrauch und lebt in latentem oder offenem Konflikt mit der Polizei. Er bevorzugt hochprozentige Getränke, als Mann ist er sexuellen Abenteuern deutlich zugeneigt, hat jedoch gleichzeitig ein vergleichsweise hohes Maß an Frauenverachtung.
Geschichte
Als literarische Vorläufer dieses Typs gelten die frauenlosen, einsamen und gewaltbereiten Helden von James Fenimore Cooper, Herman Melville oder Jack London. Im Kriminalroman werden diese Einzelgänger im 20. Jahrhundert als Hardboiled detectives aus der Wildnis in die Stadt verpflanzt.
Eine literarisch bemerkenswerte erste Ausprägung erfährt er in den Figuren des Philip Marlowe (von Raymond Chandler geschaffen) und des Sam Spade (von Dashiell Hammett), beide wandern aus der Literatur ins Kino des film noir.
Der Typus erwies sich in der Folgezeit als erstaunlich wandlungs- und exportfähig. Sara Paretsky schuf mit V. I. Warshawski einen der emanzipierten weiblichen hardboiled detectives. Eine weitere zeitgenössische Erscheinung des hardboiled detective ist Burke, Held in den Romanen von Andrew Vachss – ein Krimineller, der Kinderschänder jagt. In Europa dürfte der Pariser Léo Malet mit Nestor Burma den ersten hardboiled detective geschaffen haben, in Dänemark Dan Turèll mit seinem namenlosen Journalisten. In der deutschsprachigen Krimiliteratur ist derzeit z.B. der Deutschtürke Kemal Kayankaya des Autors Jakob Arjouni als hardboiled detective bekannt; auch er gelangte mit Doris Dörries Film Happy birthday, Türke ins Kino.
Der europäische Gegentyp
Das Gegenstück zum Archetyp des hardboiled detective ist der vor allen Dingen in der europäischen Kriminalliteratur heimische melancholische Kommissar. Seine Tradition beginnt in Frankreich mit dem Kommissar Jules Maigret von Georges Simenon, im deutschsprachigen Raum mit dem Wachtmeister Studer von Friedrich Glauser oder im spanischsprachigen Raum als novela negra, zum Beispiel von Juan Madrid. Sie wird heute von diversen Autoren fortgeführt, beispielsweise mit der Figur des schwedischen Kommissars Kurt Wallander von Henning Mankell.
Literatur
- Nina Schindler (Hrsg.): Das Mordsbuch. Alles Über Krimis. Hildesheim 1997, ISBN 3-546-00122-2
- Gabriele Dietze: Hardboiled Woman – Geschlechterkrieg im amerikanischen Kriminalroman. 2001, ISBN 3-434-50411-7
- Martin Compart (Hrsg.): Noir 2000 2002, ISBN 3-7701-5018-X
Siehe auch
Weblinks
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