Hartmut Boettcher

Hartmut Boettcher

Hartmut Boettcher (* 8. März 1937 in Neustadt an der Orla, Thüringen) ist ein Verwaltungslandwirt und Tierzuchtleiter der Schweinezucht.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Boettcher stammt aus einem bäuerlichen Betrieb. Nach dem Abitur an der Oberschule in Neustadt an der Orla studierte er von 1955 bis 1960 an der Universität Halle/Saale Landwirtschaft (mit der praktischen Ausbildung im Gut Tornau bei Halle) und schloss als Diplomlandwirt ab. Es folgten drei Jahre als Zootechniker in einem Tierzuchthauptgut des Kreises Weißenfels und einundeinhalb Jahre als wissenschaftlicher Assistent am Tierzuchtinstitut der Universität Jena bei Professor Fritz Hofmann.

Ab 1965 war Boettcher in der Schweinezucht Thüringens tätig. Er baute den mobilen Ultraschallmessdienst für Thüringen auf, legte 1970 die staatliche Tierzuchtleiterprüfung ab und wurde 1971 Abteilungsleiter und stellvertretender Bereichsleiter Schweine des VEB Tierzucht Erfurt. Hier war er an der Neuzüchtung der Schwerfurter Fleischrasse und der umfangreichen Zuchtwertprüfung der Besamungsgeber über Station und im Feld beteiligt. Er arbeitete als „aufmerksamer Anwender“ aktiv in der zentralen Arbeitsgruppe EDV-System Schwein beim Rechenzentrum der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Tierzucht in Paretz mit. 1991 wurde er Referent, 1995 Referatsleiter Schweine – dann in der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) – und war bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden 2002 Zuchtleiter im neu gegründeten Thüringer Schweinezucht- und Produktionsverband (TSPV). Bis 2011 hat er sich weiterhin mit speziellen Aufgaben zur Entwicklung der ostdeutschen Schweinezucht beschäftigt, besonders von Thüringen und Sachsen-Anhalt. Außerdem trug er durch umfangreiche Recherchen zur Ergänzung von biographischen Datenbanken im Bereich der Landwirtschaft und Veterinärmedizin bei.

Tätigkeit und Dokumentation

Boettcher hat aus den über 40 Jahren seiner Tätigkeit eine umfassende Dokumentation der Schweinezucht Thüringens erarbeitet. Sie wurde in mehreren Geschichtsheften der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) Jena seit 1997 teilweise veröffentlicht, ist aber vollständig im Deutschen Schweinemuseum Ruhlsdorf (Stadt Teltow b. Berlin) hinterlegt. Das betrifft unter anderem 70 Lebensläufe von Züchtern, über 60 Beschreibungen von Zuchtbetrieben oder –regionen. Außerdem war er mit 42 Beiträgen an Jahresberichten zur Schweinezucht und –produktion seiner Region beteiligt (zum Beispiel Leicoma). Für Sachsen-Anhalt hat er noch Beschreibungen zur Schweinezucht in 100 Orten bzw. Regionen sowie zum gesamten Gebiet erstellt.

Veröffentlichungen

  • Fritz Hofmann, Winfried Peter, Hartmut Boettcher: Eigenleistungsprüfung mit Ultraschall bei Jungsauen. In: Archiv Tierzucht. 8/1965, S. 331–336.
  • Fritz Hofmann, Hartmut Boettcher: Kann die Schlachtleistung gemerzter Zuchtsauen zur Charakteristik der Sauenfamilien beitragen? In: Archiv Tierzucht. 9/1966, S. 243–259.
  • Rudi Eichhorn, Wolfgang Weissig, Hartmut Boettcher: Die Wirksamkeit des Eberstichprobentestes für die Sicherung einer hohen Ansatzleistung in der Schlachtschweineproduktion. In: Tierzucht. 37/1983, S. 160–163.
  • Hartmut Boettcher: Entwicklung der Schweinezucht und Leistungsprüfung Thüringens in den letzten 30 Jahren. Sonderschrift „25 Jahre KBS in Gesamtthüringen“. Eigenverlag TSPV, 1994.
  • Hartmut Boettcher, Ernst Ritter, Rolf Kürbs: Die Entwicklung der Schweinezucht in Thüringen. In: 4. Geschichtsheft der TLL Jena. 2/1997, S. 47–80.
  • Hartmut Boettcher, Ernst Ritter, Simone Müller: Die Stationsprüfung auf Fleischleistung beim Schwein in Thüringen. In: 7. Geschichtsheft der TTL Jena. 13/2001, S. 46–73.
  • Ingo König, Ingeborg Tschinkel, Hartmut Boettcher: Die Anfänge der Schweinebesamung in Thüringen. In: 8. Geschichtsheft der TLL Jena. 2002, S. 61–75.
  • Hartmut Boettcher: 40 Jahre Zucht von Cornwallschweinen in Thüringen (1925 bis 1965). In: 11. Geschichtsheft der TLL Jena. 2006, S. 99–116.
  • Hartmut Boettcher: Über 50 Jahre organisierte Sattelschweinzucht in Thüringen (1949 bis 2005). In: 11. Geschichtsheft der TLL Jena. 2006, S. 125–142.
  • Hartmut Boettcher: Abkürzungsverzeichnis Schweinezucht und –produktion. In: Archiv Schweinezucht Thüringen. Mitteldeutscher Schweinezuchtverband, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011.
  • Zuchtberichte des Thüringer Landesverwaltungsamtes 1991 bis 1993 und der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL-AINFO). Jena 1994 bis 2001.
  • Jahresberichte des Thüringer Schweinezucht- und Produktionsverbandes (TSPV) 1991 bis 2004. Eigenverlag.
  • Zur Entwicklung der Schweinezucht in Sachsen-Anhalt. In: Archiv Schweinezucht Sachsen-Anhalt. Mitteldeutscher Schweinezuchtverband, 2010, 156 S.

Ehrung

Ab 1991 widmete sich Boettcher besonders der vom Aussterben bedrohten Rasse „Deutsches Sattelschwein“. Er wurde 2002 mit der Ehrennadel des Zentralverbandes der Deutschen Schweineproduktion (ZDS) in Silber ausgezeichnet.

Literatur

  • Theophil Gerber: Persönlichkeiten aus Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau und Veterinärmedizin. In: Biographisches Lexikon. Dyck & Westerheide, Berlin, ISBN 978-3-936735-67-3.
  • Boettcher, Hartmut: Geschichte der Schweinezucht in Thüringen – Lebensläufe von Züchterpersönlichkeiten. Deutsches Schweinemuseum Teltow.

Weblinks


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