Hasel (Botanik)

Hasel (Botanik)
Hasel
Gemeine Hasel (Corylus avellana), Illustration

Gemeine Hasel (Corylus avellana), Illustration

Systematik
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Buchenartige (Fagales)
Familie: Birkengewächse (Betulaceae)
Unterfamilie: Haselnussgewächse (Coryloideae)
Gattung: Hasel
Wissenschaftlicher Name
Corylus
L.

Die Haseln (Corylus) sind eine Gattung verholzender Sträucher und Bäume in der Familie der Birkengewächse (Betulaceae).

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Blätter von Corylus heterophylla.

Haseln sind 3 bis 15 m hoch werdende, im Winter Laub abwerfende Sträucher oder zumeist einstämmige Bäume. Sie verzweigen meistens in eine Vielzahl von Ästen, ohne einen Hauptstamm auszubilden, die Stämme und Äste sind drehrund. Die gräulich braune, dünne und glatte Rinde zeigt keine auffallenden Korkporen, sie ist geschlossen und zerbricht im Alter in vertikale Streifen und Schuppen. Das Holz ist nahezu weiß bis hellbraun, fein texturiert, mittelhart und schwer. Äste, Ästchen und Zweige sind in zwei Reihen stehend bis verteilt. Die jungen Zweige unterscheiden sich in lange und kurze Triebe. Vor dem Winter bilden die Pflanzen aufsitzende, breit eiförmige Knospen, die nach oben spitz sind und mehrere glatte, sich dachziegelartig überlappende Schuppen besitzen.

Die Laubblätter stehen zweireihig sowohl an den langen als auch an den kurzen Trieben. Die Blattspreite ist breit eiförmig, die Basis ist oftmals herzförmig, die Spitze gelegentlich nahezu gelappt, die Ränder sind doppelt gezähnt. Die 4 bis 12 cm lange und 3,5 bis 12 cm breite Spreite wird von acht oder weniger Paar Seitenadern durchzogen, sie ist dünn, die Unterseite ist meist fein behaart und gelegentlich drüsig.

Blütenstände und Blüten

Männliche Kätzchen von Corylus colurna.

Die Haseln sind einhäusig zweigeschlechtig (Monözie). Die männlichen Blütenstände (Kätzchen) stehen an den Zweigen der kurzen Triebe in vielen traubenartigen Gruppen. Sie werden bereits im Vorjahr gebildet und überdauern den Winter nackt, um bereits vor den Laubblättern auszuschlagen. Innerhalb der männlichen Kätzchen stehen die Blüten zu dritt gedrängt von einem schuppenartigen Tragblatt umgeben. Sie bilden vier Staubblätter, die nahezu bis zur Hälfte geteilt sind und damit acht Halbstaubblätter bilden. Die Staubfäden sind sehr kurz und mit den zwei Vorblättern am Tragblatt verwachsen.

Oberhalb der männlichen Kätzchen stehen die weiblichen Blütenstände als kleinere Gruppen von Blüten und Tragblättern, je zwei weibliche Blüten werden von einem Tragblatt gehalten. Die weiblichen Blüten blühen zur gleichen Zeit wie die männlichen Blüten, sie sind reduziert und nur der Griffel tritt zur Blütezeit aus der Knospe hervor.

Früchte

Fruchtstände von Corylus americana.

Die Fruchtstände sind dichte Gruppen, die aus mehreren Früchten bestehen. Jede Frucht ist von einem aus zwei Tragblättern gebildeten Hüllkelch umgeben. Die Tragblätter sind laubblattartig, haarig oder stachelig, vergrößert und gelegentlich zu einer kurzen bis verlängerten Röhre verwachsen. Die Nussfrüchte sind relativ dünnwandig, nahezu kugelförmig bis eiförmig, seitlich sind sie etwas eingedrückt und längsgerippt.

Vorkommen

Die Arten der Gattung sind in den gemäßigten Gebieten der nördlichen Halbkugel, von Nordamerika über Europa bis nach Asien verbreitet.

Ökologie

Haseln beherbergen 44 Arten Schmetterlingsraupen.[1]

Systematik

Äußere Systematik

Abgestorbene männliche Blüten

Innerhalb der Familie der Birkengewächse (Betulaceae) wird die Gattung in die Unterfamilie der Haselnussgewächse (Coryloideae) eingeordnet. Phylogenetische Untersuchungen stellen die Gattung als Schwesterklade zu den restlichen drei Gattungen der Unterfamilie.[2]

       ┌── Ostrya
    ┌──┤
    │  └── Carpinus
 ┌──┤
─┤  └───── Ostryopsis
 │
 └──────── Corylus
Kladogramm nach [2]

Innere Systematik

Je nach Autor wurden innerhalb der Gattung Corylus zwischen zehn und 25 Arten unterschieden. Aktuelle Bearbeitungen unterscheiden sicher neun Arten:

  • Corylus americana Marshall
  • Gemeine Hasel (Corylus avellana L.)
  • Corylus chinensis Franch.
  • Baum-Hasel (Corylus colurna L.)
  • Corylus cornuta Marshall
  • Corylus ferox Wall.
  • Corylus heterophylla Fisch.
  • Corylus jacquemontii Decne.
  • Corylus sieboldiana Blume

Je nach Auffassung des Autors werden von Corylus avellana oft die Arten Corylus maxima (Lambertshasel), Corylus pontica und Corylus colchia abgespalten. Zudem wird je nach Autor die Art Corylus californica als Varietät von Corylus cornuta gezählt. Ebenso werden die oft zu Corylus heterophylla gestellten var. sutchuensis und var. yunnanensis von einigen Autoren als eigenständige Arten geführt. Ebenfalls strittigen Rang besitzt Corylus papyraceae.[3]

Fossile Nachweise

Ein erster fossiler Nachweis von Haseln anhand von Nüssen, die von mehrlappigen, laubblattartigen und bestachelten Tragblättern umgeben sind, stammt aus dem mittleren Eozän und wurde bei Republic im US-amerikanischen Bundesstaat Washington gefunden. Fossile Blätter, die denen der Corylus-Arten ähneln, sind von der nördlichen Halbkugel aus vielen Funden aus dem Paleozän und dem Eozän bekannt. Eine genaue Zuordnung zur Gattung Corylus oder Palaeocarpinus ist jedoch nicht möglich.[4]

Quellen

Einzelnachweise

  1. Helmut Hintermeier: Der Liguster und seine Gäste, in Allgemeine Deutsche Imkerzeitung, November 2008, Seiten 30,31
  2. a b Z.D. Chen, S.R. Manchester & H.Y. Sun: Phylogeny and evolution of the Betulaceae as inferred from DNA sequences, morphology, and palaeobotany. In: American Journal of Botany, Band 86, 1999. Seiten 1168-1181.
  3. Veli Erdogan und Shawn A. Mehlenbacher: Phylogenetic Relationships of Corylus Species (Betulaceae) Based on Nuclear Ribosomal DNA ITS Region and Chloroplast matK Gene Sequences. In: Systematic Botany, Band 25, Heft 4, Oktober–Dezember 2000. Seiten 727–737.
  4. Steven R. Manchester: Biogeographical Relationships of North American Tertiary Floras. In: Annals of the Missouri Botanical Garden, Band 86, Nummer 2, 1999. Seiten 472–522.

Literatur

  • John J. Furlow: Corylus. In: Flora of North America, Volume 3: Magnoliophyta: Magnoliidae and Hamamelidae, Oxford University Press, 1997. ISBN 0-19-511246-6.

Weblinks

 Commons: Corylus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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