Hassan al-Banna

Hassan al-Banna
Hassan al-Banna mit Gefolgschaft (1935)

Hassan al-Banna (arabisch ‏حسن أحمد عبد الرحمن البنا‎, Ḥasan Aḥmad ʿAbd ar-Raḥmān al-Bannā; * 14. Oktober 1906 in Mahmudiyya bei Kairo; † 12. Februar 1949) war Gründer der Muslimbruderschaft, einer der wichtigsten und einflussreichsten islamistischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts. Zahlreiche islamistische Organisationen begründen sich noch heute auf al-Bannas Ideen und die seiner Nachfolger.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Al-Banna wuchs in kleinbürgerlichen, traditionsverbundenen Verhältnissen auf. Nach strenger religiöser islamischer Erziehung und Ausbildung im Lehrerseminar "Dār al-ʿUlūm" trat er 1927 eine Stelle als Volksschullehrer in Ismailia an der ägyptischen Mittelmeerküste am Sueskanal an, einen Posten den er bis 1946 innehatte.[1]

Dort gründete er mit sechs Arbeitern der Sueskanal-Gesellschaft im Jahre 1928 die Muslimbruderschaft (dschamʿiyyat al-ichwān al-muslimīn) zur Verbreitung islamischer Moralvorstellungen und der Unterstützung wohltätiger Aktionen, aber auch zum Kampf gegen kapitalistische Ausbeutung und westliche Dekadenz.[2]

In den 30er Jahren politisierte sich die Bruderschaft stärker und setzte sich für das Ziel der Rückkehr zum ursprünglichen Islam und der Errichtung einer islamischen Ordnung ein. Al-Banna wandte sich 1936 mit diesem Ziel in dem Traktat "Aufbruch zum Licht" (naḥwa 'n-nūr) an den ägyptischen König und andere arabische Staatsoberhäupter. Er trat auch für den bewaffneten, offensiven Dschihad ein. Banna wörtlich: "Es liegt in der Natur des Islams, zu herrschen und nicht beherrscht zu werden, seine Gesetze allen Nationen aufzuzwingen und seine Macht über den gesamten Planeten auszuweiten."

1938 glorifizierte er in dem Traktat Die Todesindustrie den Tod des individuellen Gläubigen aus religiösen Beweggründen als Mittel der Durchsetzung politischer Forderungen.[3]

Die Bruderschaft wuchs sehr rasch. 1941 zählte sie bereits 60.000 Mitglieder, auf dem Höhepunkt 1948 waren es 500.000 und Hunderttausende von Sympathisanten. Sie war straff organisiert, hatte eigene Moscheen, Firmen, Fabriken, Krankenhäuser und Schulen und besetzte wichtige Posten in Armee und Gewerkschaften. So gelang es ihr, großen Einfluss im ägyptischen Staat zu gewinnen.

Deshalb nahmen die Spannungen zwischen der Bruderschaft und der Regierung zu, bis es schließlich zur völligen Eskalation im Machtkampf zwischen Muslimbruderschaft und der erstarkten Wafd-Partei kam. Nach Anschlägen von angeblichen Muslimbrüdern auf Politiker und der Vermutung eines bevorstehenden Staatsstreichs von Seiten der Muslimbrüder verbot Premierminister Mahmoud an-Nukrashi Pascha die Bruderschaft 1948, woraufhin er selbst im Dezember 1948 einem Anschlag von militanten Muslimbrüdern zum Opfer fiel.[4]

Al-Banna wurde am 12. Februar 1949 in Kairo erschossen. Der Attentäter wurde nicht gefasst. Bannas Nachfolger als Kopf der Bruderschaft wurde Hasan al-Hudaybi.

Bannas Enkel ist der einflussreiche Islamgelehrte Tariq Ramadan, Sohn einer Tochter al-Bannas und des ebenfalls einflussreichen Denkers Said Ramadan. Der liberale Islam-Gelehrte Gamal al-Banna (*1920) ist der jüngere Bruder von Hassan al-Banna.

Al-Banna und der Mufti von Jerusalem

Im Jahr 1946 publizierte al-Banna eine Lobrede auf den Mufti von Jerusalem, der inzwischen aus seinem Exil bei den Nationalsozialisten zurückgekehrt war:

Der Mufti ist soviel Wert wie eine ganze Nation. Der Mufti ist Palästina, und Palästina ist der Mufti. O Amin! Was bist Du doch für ein großer, unbeugsamer, großartiger Mann! Hitlers und Mussolinis Niederlage hat Dich nicht geschreckt. Was für ein Held, was für ein Wunder von Mann. Wir wollen wissen, was die arabische Jugend, Kabinettsminister, reiche Leute und die Fürsten von Palästina, Syrien, Irak, Tunesien, Marokko und Tripolis tun werden, um dieses Helden würdig zu sein, ja dieses Helden, der mit der Hilfe Hitlers und Deutschlands ein Empire herausforderte und gegen den Zionismus kämpfte. Deutschland und Hitler sind nicht mehr, aber Amin el-Husseini wird den Kampf fortsetzen.[5]

Werke

Siehe auch

Literatur

  • Johannes Grundmann: Islamische Internationalisten. Strukturen und Aktivitäten der Muslimbruderschaft und der Islamischen Weltliga. Reichert Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-89500-447-2, (Rezension von I. Küpeli)
  • Richard P. Mitchell: The Society of the Muslim Brothers. Oxford University Press, London 1969, ISBN 0-19-215169-X, (Middle Eastern monographs 9).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Richard P. Mitchell: The Society of the Muslim Brothers. London 1969
  2. Richard P. Mitchell: The Society of the Muslim Brothers. London 1969
  3. Thomas Schmidinger, Dunja Larise Zwischen Gottesstaat und Islam - Handbuch des politischen Islam, Wien 2008, S. 77
  4. Richard P. Mitchell: The Society of the Muslim Brothers. London 1969
  5. Jeffrey Herf (Hg.): Hitlers Dschihad. Nationalsozialistische Rundfunkpropaganda für Nordafrika und den Nahen Osten. in Zs. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Oldenbourg, München April 2010, H. 2. ISSN 0042-5702 S. 259 - 286. Als Volltext im Netz verfügbar, die Angabe des Links wird jedoch von WP blockiert. Gebe daher in google ein: jeffrey herf "static.ow.ly". Hier S. 27, im Print S. 285

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hassan Al-Banna — Hassan el Banna  Pour l’article homonyme, voir Al Banna.  Hassan el Benna (alternativement Hassan al Bannâ) (14 octobre 1906 12 février 1949), en arabe حسن البنا, est un instituteur égyptien fondateur des Frères… …   Wikipédia en Français

  • Hassan El-Banna —  Pour l’article homonyme, voir Al Banna.  Hassan el Benna (alternativement Hassan al Bannâ) (14 octobre 1906 12 février 1949), en arabe حسن البنا, est un instituteur égyptien fondateur des Frères musulmans …   Wikipédia en Français

  • Hassan al banna — Hassan el Banna  Pour l’article homonyme, voir Al Banna.  Hassan el Benna (alternativement Hassan al Bannâ) (14 octobre 1906 12 février 1949), en arabe حسن البنا, est un instituteur égyptien fondateur des Frères… …   Wikipédia en Français

  • Hassan el-banna —  Pour l’article homonyme, voir Al Banna.  Hassan el Benna (alternativement Hassan al Bannâ) (14 octobre 1906 12 février 1949), en arabe حسن البنا, est un instituteur égyptien fondateur des Frères musulmans …   Wikipédia en Français

  • Hassan el Banna —  Pour l’article homonyme, voir Al Banna.  Hassan el Benna (alternativement Hassan al Bannâ) (14 octobre 1906 12 février 1949), en arabe حسن البنا, est un instituteur égyptien fondateur des Frères musulmans …   Wikipédia en Français

  • Hassan al-Banna — (October 14, 1906 – February 12, 1949, Arabic:حسن البنا) was an Egyptian social and political reformer, best known for founding the Muslim Brotherhood, one of the largest and most influential 20th century Muslim revivalist organizations. Al Banna …   Wikipedia

  • Hassan el-Banna —  Pour l’article homonyme, voir Al Banna.  Hassan el Banna et ses disciples. Hassan el Benna (alternativement Hassan al Bannâ) (14 octobre  …   Wikipédia en Français

  • Hassan al-Hudaybi — (also Hassan al Hodeiby) (Arabic: حسن الهضيبي) (lived 1891 1973) was the second General Guide , or leader, of the Islamist Muslim Brotherhood organization, appointed after founder Hassan al Banna s assassination in 1949. He is credited with… …   Wikipedia

  • Hassan (given name) — Hassan ( ar. حسن) is an Arabic name given to males. Also Hassan is an Irish, Arabic and Hebrew surname. It is spelled either Hasan, Hassan, Hassen, Hasson, Hassin, Hacen, Hasen, Hasin or Hasaan. *The name Hassan in Arabic means handsome , manly… …   Wikipedia

  • Hassan (surname) — Hassan (Arabic: حسن) is an Arabic name given to males. Also Hassan is an Irish, Arabic and Hebrew surname. It is spelled either Hasan, Hassan, Hassen, Hasson, Hassin, Hacen, Hasen, Hasin or Hasaan. *The name Hassan in Arabic means handsome ,… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”