Muslimbrüder

Muslimbrüder
Hizb ut-Tahrīr

Parteilogo
Parteilogo

Selbstbezeichnung arabisch ‏الإخوان المسلمون‎ al-ichwān al-muslimūn
Vorsitzender Hussein Mahmoud
Gründer Hassan al-Banna
Gegründet 1928
Zentrale Ägypten
Ideologie Panislamismus

Die Muslimbrüder oder Muslimbruderschaft (arabisch ‏الإخوان المسلمون‎ al-ichwān al-muslimūn) ist eine der einflussreichsten islamisch-fundamentalistischen Bewegungen im Nahen Osten. Sie wurde 1928 von Hasan al-Banna in Ägypten gegründet. Seitdem hat sich die Muslimbruderschaft in andere Länder, insbesondere Syrien und Jordanien, ausgebreitet. In den jeweiligen Ländern – mit Ausnahme Syriens – ist die Muslimbruderschaft eine wichtige politische Bewegung geworden. Sie gilt als die erste revolutionäre islamische Bewegung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte in Ägypten

Hassan al-Banna, Gründer der Muslimbruderschaft, mit seiner Gefolgschaft (1935)

Die Muslimbrüder wurden im Jahre 1928 von Hassan al-Banna zusammen mit sechs Arbeitern der Sueskanal-Gesellschaft in Ismailia als Reaktion auf den Zusammenbruch des Osmanischen Reiches und den britischen Kolonialismus in Ägypten gegründet. Ziel war die Verbreitung islamischer Moralvorstellungen und die Unterstützung wohltätiger Aktionen und sozialer Einrichtungen, aber auch die Befreiung des Landes von der fremden Okkupation sowie der Kampf gegen die britisch-westliche „Dekadenz“, die sich im Lande ihrer Meinung nach offenbarte. Anfangs war die Bruderschaft eine religiöse Gesellschaft, die im Umfeld säkularistischer Tendenzen und Ansprüche Großbritanniens ihre islamischen Moralvorstellungen verbreiten wollte und wohltätige Aktionen unterstützte.

In den 1930er Jahren politisierte sich die Bruderschaft stärker und setzte sich für das Ziel der Rückkehr zum ursprünglichen Islam und der Errichtung einer islamischen Ordnung ein. Sie sahen die Religion als bedroht an und wollten nur diejenigen als legitime Herrscher anerkennen, die in Übereinstimmung mit der Scharia regierten.[1].

Al-Banna wandte sich 1936 mit dieser Zielsetzung in seinem Traktat „Aufbruch zum Licht“ (nahwa an-nūr) an den ägyptischen König und andere arabische Staatsoberhäupter. Er trat auch für den bewaffneten, offensiven Dschihad gegen Nicht-Muslime und deren Helfer ein. 1938 führte die „Bruderschaft“, unter den antisemitischen Parolen „Nieder mit den Juden“ und „Juden raus aus Ägypten“, gewalttätige Proteste gegen Juden durch. 1938 erschien Al-Bannas Werk „Die Todesindustrie“, in welchem die Abwendung vom Leben radikalisiert[2] und die Verherrlichung des Märtyrertums entfaltet wird: „Derjenigen Nation, welche die Industrie des Todes perfektioniert und die weiß, wie man edel stirbt, gibt Gott ein stolzes Leben auf dieser Welt und ewige Gunst in dem Leben, das noch kommt. Die Illusion, die uns gedemütigt hatte, besteht in nichts anderem als der Liebe zum weltzugewandten Leben und dem Hass auf den Tod.“ (Al-Banna)

Labiba Ahmed, Gründerin der Frauenfraktion der Muslimbrüder

Die Bruderschaft wuchs sehr rasch und breitete sich auch in Nachbarländern aus.[3] Ende der 1930er Jahre noch eine Gruppe von wenigen Hundert, hatte sie 1941 schon ungefähr 60.000, 1948 ungefähr 500.000 Mitglieder und Hunderttausende Sympathisanten. Sie war streng hierarchisch organisiert, hatte eigene Moscheen, Firmen, Fabriken, Krankenhäuser und Schulen und besetzte wichtige Posten in Armee und Gewerkschaften. Sie legte viel Wert auf Bildung und Ausbildung im Sinne ihrer islamischen Gesellschaftsvision. So gelang es ihr, großen Einfluss im ägyptischen Staat zu gewinnen.

Muslimbrüder in Palästina (1948)

Anfang der 1940er Jahre richtete die Bruderschaft einen geheimen militärischen Apparat ein. Sie beteiligte sich an antibritischen Aktionen. Nach Anschlägen von Muslimbrüdern und der Aufdeckung des Geheimapparats verbot Premierminister Mahmoud an-Nukrashi Pascha im Dezember 1948 die Bruderschaft, woraufhin er selbst kurz darauf einem Anschlag der Bruderschaft zum Opfer fiel. Die Behörden reagierten ihrerseits mit verstärkter Verfolgung. Al-Banna wurde schließlich am 12. Februar 1949 in Kairo, wahrscheinlich im Auftrag des ägyptischen Königshauses, erschossen; der Attentäter wurde nicht gefasst.

Salih Aschmawi wurde für kurze Zeit Al-Bannas Nachfolger als Kopf der Bruderschaft. Schon 1950 wurde die Bruderschaft rehabilitiert und die Gefangenen freigelassen. Unter dem neuen Führer Hasan al-Hudaibi verfolgte sie weiter ihre Ziele: Bildung und soziale Verbesserungen für die Massen, eine national ausgerichtete Wirtschaft sowie die Befreiung und Einheit der arabischen Welt.

Anfang der 1950er Jahre führte der Widerstand der Bruderschaft gegen die Briten zu einem regelrechten Kleinkrieg. Sie unterstützte auch den Staatsstreich der „Freien Offiziere“ im Juli 1952. Einige der Offiziere, darunter Anwar as-Sadat, waren sogar Muslimbrüder. Bald nahmen die Spannungen zwischen der Bruderschaft und der neuen Regierung unter Präsident Nasser zu, auch intern gab es Konflikte. Schließlich kam es zur Eskalation und die Regierung verbot am 14. Januar 1954 erneut die Bruderschaft, ließ sie jedoch schon im März wieder zu. Trotzdem verübte die Bruderschaft am 26. Oktober 1954 ein Attentat auf Staatspräsident Nasser, das jedoch erfolglos blieb. Daraufhin folgten brutale Repressionen; viele Anhänger, darunter der 1951 der Muslimbruderschaft beigetretene neue Vordenker Sayyid Qutb, wurden verhaftet.

Qutb entwickelte nach diesen Erfahrungen eine neue, militantere Ideologie: In seinem wichtigsten Werk Wegzeichen von 1964 erklärte er, auch muslimische Gesellschaften könnten sich im Zustand der (vorislamischen) „Unwissenheit und Ignoranz“ (jāhilīya) befinden und dürften daher von rechtgläubigen Muslimen gestürzt werden, um einen Gottesstaat zu errichten. Nach kurzzeitiger Freilassung und Wiederfestnahme 1965 im Rahmen einer neuen Verfolgungswelle nach Aufdeckung eines Verschwörungsplans wurde Qutb 1966 schließlich hingerichtet.

Besonders der Zusammenbruch des Nasserismus nach dem Sechstagekrieg 1967 und der „Export“ ägyptischer Lehrer und Techniker auf die arabische Halbinsel im Zuge des Ölbooms nach 1973 stärkte den Einfluss der Muslimbrüder wieder. Präsident Sadat ließ die Betätigung offiziell dulden, ohne das Verbot aufzuheben, und entließ 1971 die Gefangenen. Vor allem an den Universitäten, aber auch unter den verarmten Landflüchtlingen hatte die Bruderschaft weiterhin großen Erfolg – ihre Zahl wird zu dieser Zeit auf eine Million Aktive und mehrere Millionen Sympathisanten geschätzt.

Ab 1972 übernimmt Umar at-Tilimsani die Führung der Muslimbruderschaft und propagiert den gewaltlosen Kampf.

Nachdem sich Ende der 1970er Jahre die radikalen Gruppen Takfīr wa’l-Higra (Erklärung zu Ungläubigen und Auswanderung) und Islamischer Dschihad (al-Jihad al-Islāmī) abspalteten, zählt die ägyptische Bruderschaft eher zu den gemäßigten islamistischen Organisationen, die Gewalt als Mittel der Politik grundsätzlich ablehnt, aber sie ausdrücklich im Kampf gegen „Besatzer“ billigt. Diese Einschränkung zielt insbesondere gegen Israel und – nach 2003 – gegen die alliierten Besatzungstruppen im Irak. Sadat führte als Zugeständnis an die Islamisten zum Teil die Scharia als offizielles Strafrecht ein und schuf einen religiösen Rat (Schura). Im Artikel 2 der ägyptischen Verfassung wurde die Scharia zur Grundlage des ägyptischen Gesetzes erklärt [4]. Dennoch agitierte die Bruderschaft gegen Sadat. Daher wurde sie anfangs verdächtigt, für dessen Ermordung am 6. Oktober 1981 verantwortlich zu sein, was sich jedoch als falsch erwies.

1986 übernimmt Hamid Abu Nasr die Führung der Muslimbruderschaft. 1984 und 1987 beteiligte sich die Bruderschaft mittels Allianzen mit großem Erfolg an den Parlamentswahlen. Bei der Wahl von 1995 wurden einige den Muslimbrüdern nahestehende Kandidaten verhaftet. Anfang 1996 wird Mustafa Mashhur neuer Führer der Muslimbruderschaft.

Da sie nicht als Partei antreten durfte, zog sie mit unabhängigen Kandidaten bei der Parlamentswahl 2000 mit 17, bei der Wahl 2005 mit 88 Abgeordneten in die Volksvertretung ein und wurden damit zur stärksten Oppositionskraft. Im Wahlkampf befürworteten ihre Vertreter ausdrücklich die Grundsätze von Demokratie und Pluralismus. Insbesondere seit 2005 hat die Bewegung mit ihrem Engagement im ägyptischen Parlament international für Aufsehen gesorgt, als sie entgegen den Erwartungen vieler Experten beträchtliche Bemühungen unternahm, das politische System zu einem demokratischeren hin zu reformieren. Beispielsweise Samer Shehata von der Georgetown University und Joshua Stacher von der American University in Cairo würdigten diesen Einsatz in einer ausführlichen Analyse im Middle East Report. Sie schrieben zusammenfassend: “Brotherhood MPs are attempting to transform the Egyptian parliament into a real legislative body, as well as an institution that represents citizens and a mechanism that keeps government accountable”[5].

Die Muslimbrüder haben heute in Ägypten etwa eine Million aktive Mitglieder und unterhalten verschiedene karitative Einrichtungen wie Krankenhäuser und Sozialstationen, vor allem in den ärmeren Vierteln. Armenspeisungen und die Schaffung von Arbeitsplätzen für Jugendliche haben dazu geführt, dass die Muslimbrüder insbesondere aus den unterprivilegierten Schichten Unterstützung erfahren.

Losgelöst von ihrer Bedeutung als politischer Gruppierung hat sich die Muslimbruderschaft im Laufe ihres Bestehens dabei auch zu einer treibenden Kraft der ägyptischen Wirtschaft entwickelt. Forciert wurde dieser Trend vor allem in den 1970er Jahren durch den neuen (innen-)politischen Kurs Anwar as-Sadats. Viele der Muslimbrüder, die vor den Verfolgungen durch Präsident Nasser ins Ausland geflohen und dort zu Wohlstand gekommen waren, kehrten nach dessen Tod nach Ägypten zurück und begannen nun ihr angespartes Kapital in eigene Unternehmen zu investieren. Heute sollen sich unter den 18 Unternehmerfamilien und deren Teilhabern, welche als die eigentlichen Kontrolleure der ägyptischen Wirtschaft gelten, angeblich acht Muslimbrüder befinden. Ende der 1980er Jahre verfügten alle von der Muslimbruderschaft kontrollierten Unternehmen im In- und Ausland über ein geschätztes Kapital von zusammen 10–15 Milliarden US$.

Seit Anfang 2010 ist Hussein Mahmoud der Generalsekretär der ägyptischen Muslimbrüder. Die Muslimbrüder unterliegen seit einigen Jahren einer Transformation, während ältere Mitglieder eher eine Theokratie als System bevorzugen, fordern junge bekannte Vertreter hingegen überwiegend die Einführung einer Demokratie mit islamischen Elementen.[6]

Diese Position sorgte auch für eine unterschiedliche Beteiligung während der Revolution in Ägypten 2011, in der die Muslimbrüder keine größere Rolle[7] innehatten bzw. haben. Jüngere Muslimbrüder nahmen zum Teil an den Protesten teil und distanzierten sich unter Anderem vom Gedanken der möglichen Einführung der Scharia.[8] Die Muslimbrüder erklärten, dass sie in Ägypten die Idee eines Religionsstaates ablehnen würden.[9] Insgesamt nahmen die Muslimbrüder bei den Protesten eher eine passive Rolle ein.

Die Muslimbrüder erklärten, dass sie sich im Falle eines Mubarak-Regimewechsels nicht an einer neuen Regierung beteiligen würden. Gleichwohl rief sie Vizepräsident Omar Suleiman auf, sich an einem nationalen Dialog zu beteiligen, was Muhammad Badi'e verneinte, solange Mubarak noch im Amt sei. Diese Position wurde später revidiert zugunsten eines Gipfeltreffens Oppositioneller mit der Regierung[10]. Im Gegensatz zu unter anderem den säkularen Kräften in der Opposition sprachen sich die Muslimbrüder im Mai 2011 gegen eine Verschiebung der Wahlen und eine vorherige Ausarbeitung einer neuen Verfassung aus.[11] Die Proteste für eine Änderung des Wahlrechts um die Wahl früherer Politiker des Mubarak-Regimes zu verhindern unterstützen sie hingegen.[12]

Im Mai 2011 gründeten die Muslimbrüder eine neue Partei, die nach eigenen Angaben auf den Prinzipien der Scharia beruht und auch für andere Religiöse und Frauen offen steht. Zu den 8.821 Gründungsmitgliedern zählten neben männlichen Muslimen auch 978 Frauen und 93 koptische Christen.[13]

Andere Länder

Die Bruderschaft zählt neben dem sogenannten Wahhabismus zu den einflussreichsten Elementen des Islamismus. Mitglieder der Bruderschaft waren zeitweise Umar Abd ar-Rahman, der später die radikalere al-Dschamaʿa al-islamiyya gründete, und Aiman az-Zawahiri, der heute als zweiter Mann bei Al-Qaida gilt und die Muslimbrüder dafür anprangert, dass sie inzwischen zu Wahlen antreten.[14] Laut Selbstdarstellung der Bruderschaft gibt es Zweige in über 70 Ländern der Welt.

  • In Saudi-Arabien gibt es Muslimbrüder seit den 1930er Jahren. Obwohl ihre Vorstellungen sich von der Staatsreligion des Landes, dem hanbalitischen Wahhabismus, unterscheiden und es Meinungsverschiedenheiten gibt, werden sie von der saudischen Regierung geduldet. Der saudische Innenminister kritisierte die Muslimbruderschaft in der Vergangenheit des Öfteren.[15]
  • Im Libanon gibt es seit 1936 einen Ableger.
  • In Syrien wurde die Bruderschaft 1937 von Gelehrten um Mustafa As-Siba'i (geb. 1915) gegründet, die Mitglieder der ägyptischen Bruderschaft waren. Die Muslimbrüder in Syrien spielten eine Hauptrolle in der breit verankerten Widerstandsbewegung, die sich dem Regime der Baath-Partei entgegenstellte. Nachdem Anfang der 1980er Jahre ein Aufstand der Muslimbrüder blutig niedergeschlagen wurde, ein Attentat auf Hafiz al-Assad missglückte und daraufhin ein Massaker an gefangenen Muslimbrüdern im Gefängnis von Palmyra verübt wurde, steht sowohl auf die Mitgliedschaft als auch auf die bloße Unterstützung der Muslimbrüder die Todesstrafe. Im Regelfall wird diese jedoch in eine 12-jährige Haftstrafe umgewandelt. Nach dem Massaker von Hama 1982 kamen die Aktivitäten der Muslimbrüder in Syrien nahezu völlig zum Erliegen.
  • Schon in den 1930er Jahren unterstützte die Bruderschaft die Araber in Palästina. Seit 1946 gibt es im vormaligen Transjordanien einen Organisationsableger. Bis 1947 gab es in Palästina allein 25 Zweigstellen mit 20.000 Mitgliedern. Die Bruderschaft nahm 1948 am Krieg gegen Israel teil. Die Hamas ist heute eine Tochterorganisation der Muslimbrüder.
  • In Jordanien (Islamische Aktionsfront, arab. Jabhat al-Amal al-Islami) sind sie die wichtigste Oppositionspartei. 1994 opponierten sie intensiv gegen den jordanisch-israelischen Friedensvertrag.
  • Im Sudan führten sie 1983 die Scharia ein, als sie eine der wichtigsten Parteien geworden waren.
  • In Algerien gewann die Tochterorganisation FIS 1991 die Wahlen, woraufhin diese annulliert wurden.
  • In Tunesien gibt es die Bewegung der Erneuerung (En-Nahda) als Ableger.

Muslimbrüder in Europa

Als Dachverband unterschiedlicher Organisationen, die den Muslimbrüdern nahe stehen, fungiert in Europa die Föderation Islamischer Organisationen in Europa („Federation of Islamic Organisations in Europe“, FIOE). Sie pflegt als internationaler Dachverband die Auslandsbeziehungen und vertritt offiziell die Position, die zentrale Anlaufstelle im sunnitisch-islamischen Bereich zu sein.

In Deutschland
Die Bruderschaft hatte in Deutschland im Jahr 2005 nach Angaben des Verfassungsschutzes Niedersachsen 1800 Mitglieder.[16]

„Die Muslimbruderschaft-Anhänger nutzen in Deutschland eine Vielzahl ‚Islamischer Zentren’ für ihre Aktivitäten. Die mit mehreren Hundert Anhängern mitgliederstärkste Organisation ist die ‚Islamische Gemeinschaft in Deutschland e.V.’ (IGD), die unter dem Vorsitz von Ibrahim el-Zayat 2008 ihr 50-jähriges Bestehen feierte. Hervorgegangen ist sie aus der 1958 gegründeten ‚Moscheebauinitiative in München e.V.’, die das IZM errichtete. Neben ihrem Hauptsitz im IZM unterhält die IGD nach eigenen Angaben ‚Islamische Zentren’ in Nürnberg, Stuttgart, Frankfurt am Main, Köln, Marburg, Braunschweig und Münster.“

Bundesverfassungsschutz: 2009[17]

Laut den Landesverfassungsschutzberichten von Bayern und Baden-Württemberg übt die Muslimbruderschaft am „Islamischen Zentrum München e.V.“ maßgeblichen Einfluss aus. Anhänger des syrischen Zweigs der Muslimbrüder hätten Anfang der 80er Jahre die „Islamischen Avantgarden“ mit organisatorischem Schwerpunkt im „Islamischen Zentrum“ in Aachen gegründet. Der in Kairo wohnhafte damalige oberste Führer der Bruderschaft, Mohammed Mahdi Akef, bezeichnete den Präsidenten der IGD, Ibrahim el-Zayat, in einem ARD-Fernsehbeitrag [18] als „Chef der Muslimbrüder in Deutschland“. Ibrahim El-Zayat wehrte sich jedoch gegen diese Bezeichnung und ließ auf der Homepage der Muslimbrüder eine Gegendarstellung veröffentlichen, in der er schrieb, er sei "kein Mitglied der Muslimbruderschaft". [19] Ein Mitglied der Muslimbruderschaft in Deutschland soll neben Ibrahim El-Zayat auch Mehmet Erbakan sein.

Oberste Führer der Muslimbrüder

Literatur

  • Mohammed Azizi, Mimoun Azizi: Machtprobe am Nil. Der Siegeszug der Moslembrüder Eine Analyse des innerägyptischen Machtkampfes. Re Di Roma, ISBN :978-3-86870-106-7.
  • Jürgen Endres: Zwischen Gewalt und Gewaltlosigkeit. Muslimbruderschaft und militante Islamisten in Ägypten. Universität Hamburg, Hamburg 1997, (Universität Hamburg - IPW, Forschungsstelle Kriege, Rüstung und Entwicklung Arbeitspapier 1997, 4, ISSN 1432-8283), (Zugleich: Hamburg, Univ., Magisterarbeit, 1996).
  • Johannes Grundmann: Islamische Internationalisten. Strukturen und Aktivitäten der Muslimbruderschaft und der Islamischen Weltliga. Reichert, Wiesbaden 2005, ISBN 3-89500-447-2, (HECEAS / Aktuelle Debatte 2), Grundmann Islamische Internationalisten.pdf (Rezension von I. Küpeli).
  • Gilles Kepel: Der Prophet und der Pharao. Das Beispiel Ägypten. Die Entwicklung des muslimischen Extremismus. Piper, München 1995, ISBN 3-492-03786-0.
  • Gudrun Krämer: Gottes Staat als Republik. Zeitgenössische Muslime zu Islam, Menschenrechten und Demokratie. Nomos, Baden-Baden 1999, ISBN 3-7890-6416-5.
  • Paul Landau: Le Sabre et le Coran. Tariq Ramadan et les Frères Musulmans à la conquête de l'Europe. Du Rocher, Monaco 2005, ISBN 2-268-05317-2
  • Latifa Ben Mansour: Frères musulmans, Frères Féroces. Voyages dans l'enfer du discours islamiste. Ramsay, Paris 2002, ISBN 2-84114-583-2.
  • Richard P. Mitchell: The Society of the Muslim Brothers. Oxford UP, London 1969, ISBN 0-19-215169-X, Reihe: Middle Eastern monographs 9 (mit den Dok. zum Verbot).
  • Emmanuel Razavi: Frères musulmans. Dans l'ombre d'Al Qaeda. Jean Cyrille Godefroy, Paris 2005, ISBN 2-86553-179-1.
  • Xavier Ternisien: Les Frères Musulmans. Fayard, Paris 2005, ISBN 2-213-62280-9.
  • Cornelia Weinberger: Die ägyptische Neo-Muslimbruderschaft - Legalisten wider Willen?. Grin, 2004, ISBN 3-638-32661-6.
  • Ted Wende: Alternative oder Irrweg? Religion als politischer Faktor in einem arabischen Land. Tectum, Marburg 2001, ISBN 3-8288-8315-X.
  • Christian Wolff: Die ägyptische Muslimbruderschaft. Von der Utopie zur Realpolitik. Diplomica, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8366-6434-9, (Zugleich: Erlangen-Nürnberg, Univ., Diplomarbeit, 2008).
  • Verfassungsschutz Niedersachsen: Thema im Fokus: Die Ideologie der Bruderschaft, Düsseldorf 2006 (PDF-Datei, 92 kB)
  • Muhammad Sameer Murtaza: Die ägyptische Muslimbruderschaft. Geschichte und Ideologie. Rotation, 2011, ISBN 978-3-942972-06-2.


Weblinks

 Commons: Muslimbrüder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rudolf Radke: "Im Namen Allahs - Der Islam zwischen Aggression und Toleranz", Bergisch-Gladbach, 1996 (Bastei-Lübbe-Verlag), S. 99
  2. Thomas Schmidinger, Dunja Larise: Zwischen Gottesstaat und Islam - Handbuch des politischen Islam, Wien 2008, S. 77 f
  3. Patrick Hemminger, The European: Die Muslimbrueder Geschichte und Gegenwart, Dezember 2009
  4. James Traub: Islamic Democrats? In: The New York Times. 29 April 2007. (28 Nov. 2009)
  5. Samer Shehata, Joshua Stacher: The Brotherhood Goes to Parliament. In: Middle East Report. Fall 2006. 29 Nov. 2009.
  6. Egypt, and the Post-Islamist Middle East, Jadaliyya - Arab Studies Institute, 10. Februar 2011
  7. The Muslim Brotherhood uncovered, The Guardian, 8. Februar 2011
  8. From the blogosphere to the street the role of social media in the egyptian uprising, Jadaliyya - Arab Studies Institute, 9. Februar 2011
  9. Karin Leukefeld, Neues Deutschland: "Wir wollen keinen Gottesstaat", 10. Februar 2011
  10. Die Nach-Mubarak-Zeit hat begonnen, taz, 6. Februar 2011
  11. taz: Tag der Zwietracht auf dem Tahrir, 30. Juli 2011
  12. Tagesschau: Ägyptens Militärrat geht auf Parteien zu, 2. Oktober 2011
  13. Egypt's Brotherhood party chooses Christian VP, Associated Press, abgerufen am 26. Mai 2011.
  14. Mona el-Ghobashy: The Metamorphosis of the Egyptian Muslim Brothers. In: International Journal of Middle East Studies. Vol. 37 (August 2005), No. 3, S. 390 f.
  15. In Search Of Friends Among The Foes U.S. Hopes to Work With Diverse Group
  16. Verfassungsschutz Niedersachsen, Kurzbeschreibung der Muslimbruderschaft
  17. Verfassungsschutzbericht 2009
  18. Eurabia ante portas oder: Ist Europa noch zu retten?, 28. März 2007
  19. Gegendarstellung el-Zayats auf Ikhwanweb, 6. Mai 2007

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