Haus Merenberg

Haus Merenberg
Das Wappen der Stadt Merenberg geht auf das Wappen der Herren von Merenberg zurück.

Das Haus Merenberg war eine mittelalterliche Adelsfamilie, die sich nach der Burg Merenberg in Merenberg bei Weilburg an der Lahn im Landkreis Limburg-Weilburg in Hessen nannte. Die Familie verfügte im 12. und 13. Jahrhundert über ausgedehnten Besitz im heutigen Mittelhessen. Mit Aussterben der Familie im Mannesstamm 1327 ging ihr Besitz an das Haus Nassau-Weilburg über; noch heute trägt der Großherzog von Luxemburg aus dieser Familie den Titel eines Herrn zu Merenberg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die genaue Herkunft des Hauses Merenberg ist ungeklärt. Möglicherweise stammt die Familie aus der Wetterau. Es wurde auch schon vermutet, dass Hartrad I. ein ungarischer Baron gewesen sein könnte, der eine Tochter des Grafen Ludwig II. von Arnstein heiratete. Dies würde den Merenberger Besitz im Bereich der Grafschaft Arnstein erklären.

Ruine der Burg Merenberg, Stammburg des Hauses Merenberg
Burg Gleiberg (nach einem Ölgemälde im Jahre 1892) war 150 Jahre Residenz des Hauses Merenberg

Im Jahr 1129 wurde Hartrad I., der Begründer des Hauses Merenberg, als Vogt des Hochstiftes Worms und Inhaber der Burg Merenberg (auch Merinberg) erstmalig genannt. Die Burg befand sich im Lahrer Zehnt der Grafen von Diez. In den folgenden Jahrzehnten schlossen die Merenberger Ehen mit Mitgliedern wichtiger Familien der Region, darunter die Häuser Nassau, Solms und Westerburg. Vermutlich wurde schon unter Hartrad die Vogtei des Limburger Georgsstifts über Camberg an das Haus Merenberg übertragen.

Im Jahr 1135 gelangte das Geschlecht in den Besitz der Reichsvogtei über die Stadt Wetzlar. Mitte des 12. Jahrhunderts heiratete Hartrad II. Irmgard von Gleiberg aus dem Haus Luxemburg. In Folge dieser Heirat erbten die Merenberger 1163 die westliche Hälfte der Burg und der Grafschaft Gleiberg sowie weitere Rechte im Oberlahngau. Später gelang es Hartrad II., auch die östliche Hälfte der Burg zu erwerben. Er verlegte daraufhin seine Residenz nach Gleiberg und nahm den Titel „Graf“ an. Die Grafschaft Gleiberg war Ausgangspunkt für weitere Erwerbungen zwischen Wetzlar und Marburg.

Giso von Merenberg, ein Bruder von Hartrad II., unterstützte das Kloster Arnstein bei der Gründung des Klosters Hachborn bei Marburg (1186). Giso trat später dem Kloster Hachborn bei. Dem Deutschen Orden überließen die Merenberger Güter in Marburg, Gießen und Weilburg, und mehrere Angehörige der Familie traten dem Orden bei.

Mitte des 13. Jahrhundert kam es im Zuge des Thüringisch-Hessischen Erbfolgekrieges zum Streit zwischen dem neuen Haus Hessen und den Merenbergern. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen ließ Sophie von Hessen 1248 die Burg Blankenstein einnehmen und zerstören. Erst 1265 erkannten die Merenberger die Lehnshoheit Hessens an, und Hartrad V. von Merenberg wurde in das Gefolge des Landgrafen Heinrich von Hessen aufgenommen. Er erhielt die Burg Vetzberg zum Lehen, musste dem Landgrafen aber seine Burgen öffnen.

Die durch die Wasserburg Gießen gesicherte Osthälfte der Grafschaft Gleiberg ging an die Pfalzgrafen von Tübingen, die 1248 die Stadt Gießen gründeten, das Gebiet aber 1264/65 an Landgraf Heinrich von Hessen übergeben mussten.

1292 gelangten die Merenberger wieder in den Besitz der Reichsvogtei über Wetzlar und der Burghauptmannschaft auf Burg Kalsmunt. Die Belehnung erfolgte durch König Adolf von Nassau als Gegenleistung für Merenberger Unterstützung gegen Albrecht von Österreich.

Wahrscheinlich um 1297 gründeten die Merenberger das Kloster Dorlar, nachdem der Speyerer Kanoniker Eberhard von Merenberg der Witwe seines verstorbenen Bruders Hartrad V. die Kirche zu Dorlar übereignet hatte, um die Gründung wirtschaftlich abzusichern.

Nachfolger von Hartrad V. war Hartrad VI. (VII.), der zuerst noch unter der Vormundschaft des Wetzlarer Propstes Hartrad (VI.) von Merenberg stand. Im Jahr 1310 verkaufte Hartrad VI. den Calenberger Zehnt und das Gericht Löhnberg an Johann von Nassau-Dillenburg.

Mit dem Tod Hartrads VI. im Jahr 1328 starb das Geschlecht im Mannesstamm aus. Durch das von König Ludwig IV. dem Bayern 1326 genehmigte Testament wurden Hartrads Töchter Erben der Herrschaft. Graf Gerlach von Nassau wurde als Vormund bestellt. Das Haus Westerburg machte Erbansprüche geltend, und es kam zu einer längeren Fehde, in der die Ansprüche der Westerburger abgewiesen werden konnten.

Lisa, die jüngere Tochter Hartrads VI., ging in ein Kloster und verzichtete auf ihr Erbe. Gertrud, die ältere Tochter, heiratete 1333 Johann I. von Nassau-Weilburg. Das Haus nannte sich seitdem „Nassau-Merenberg“, bis mit der Erbschaft der Grafschaft Saarbrücken die Umbenennung in „Nassau-Saarbrücken“ erfolgte.

Das Mausoleum für Nikolaus Wilhelm und Natalya Alexandrowna Pushkin den Grafen vom Merenberg am Alten Friedhof Wiesbaden

Erst im Jahr 1868 lebte der Titel der Grafen von Merenberg wieder auf, als Ehename für Prinz Nikolaus Wilhelm von Nassau und Natalya Alexandrowna Pushkin, eine Tochter des russischen Dichters Alexander Puschkin.

Herren/Grafen von Merenberg

Die genauen Lebensdaten der Merenberger Dynasten sind nicht bekannt. Eine Zuordnung der Urkunden zu bestimmten Personen ist nicht immer möglich, da die meisten Merenberger Dynasten Hartrad hießen. Die angegebenen Zeiträume beziehen sich auf die Nennung in Urkunden:

  • Hartrad (1090–1129)
  • Hartrad II. (1135/63)
  • Hartrad III. (1163/89)
  • Hartrad IV. (1182–1215)
  • Konrad I. (1140/1233)
  • Konrad II. (1224/56)
  • Hartrad V. (1249–88)
  • Hartrad (VI.), Herr von Merenberg und Propst zu Wetzlar (1297–1316 im Amt), führt die Vormundschaft für seine noch minderjährigen Neffen Hartrad VI.
  • Hartrad VI. (VII.) (1288–1328)
  • Gertrud 1328–1333

Quellen

Literatur

  • Christian Spielmann: Geschichte der Stadt und Herrschaft Weilburg; Stadt Weilburg. 1896 (Neuauflage 2005) ohne ISBN.

Weblinks


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