Waldernbach

Waldernbach
Waldernbach
Koordinaten: 50° 32′ N, 8° 9′ O50.5372222222228.1433333333333330Koordinaten: 50° 32′ 14″ N, 8° 8′ 36″ O
Höhe: 330–350 m ü. NN
Fläche: 6,52 km²
Einwohner: 1.731 (1. Jan. 2006)
Eingemeindung: 1. Jan. 1971
Postleitzahl: 35794
Vorwahl: 06476
Ortsansicht von Waldernbach von Süden aus

Waldernbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Mengerskirchen im Landkreis Limburg-Weilburg in Hessen, Deutschland. Das Dorf im Westerwald hat ca. 1.730 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Waldernbach (Hessen)
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Lage von Waldernbach in Hessen
Der ehemalige Basaltsteinbruch „Füllburg“ zwischen Lahr und Waldernbach
Die Karte der Topographische Aufnahme der Rheinlande auf der Waldernbach verzeichnet ist

Waldernbach liegt im südlichen Westerwald, etwa 18 Kilometer nördlich von Limburg an der Lahn, 10 Kilometer westlich von Weilburg und 12 Kilometer östlich von Westerburg. Der Ort liegt in Hessen an der Grenze zu Rheinland-Pfalz. Zum Ort gehört das Feriendorf am Seeweiher Mengerskirchen.

Die angrenzenden Orte sind, von Norden beginnend, im Uhrzeigersinn in Hessen: Mengerskirchen (Gemeinde Mengerskirchen), Rückershausen, Merenberg (Gemeinde Merenberg), Lahr und Fussingen (Gemeinde Waldbrunn (Westerwald)). In Rheinland-Pfalz grenzt der Ort an Neunkirchen (Verbandsgemeinde Rennerod).

Waldernbach liegt in der ehemals versumpften Quellmulde des Vöhlerbach, oberhalb von etwa 330 m.ü.NN und ist von bewaldeten Basalthöhenrücken umgeben. Der Vöhlerbach fließt von Waldernbach Richtung Barig-Selbenhausen, vereinigt sich nördlich von Löhnberg mit dem Kallenbach und mündet in der Lahn. Nördlich zwischen Waldernbach und Mengerskirchen fließt der Seebach, der den Seeweiher speist. Der Seebach mündet in den Vöhlerbach.

Westlich des Ortes erstreckt sich ein ausgedehnter Höhenrücken vom Rühlscheid (426 m.ü.NN) nördlich des Ortes, Waldmark 425 m.ü.NN) westlich des Ortes über dem Kohlhau (425 m.ü.NN) zum Heidersberg (388 m.ü.NN) westlich von Fussingen und Hillscheid (433 m.ü.NN) nördlich von Neunkirchen. Südlich von Waldernbach befinden sich die Berge Backenscheid (390 m.ü.NN) und Füllburg (358 m.ü.NN). Nordöstlich des Ortes befindet sich der Lauersberg (347 m.ü.NN).

Geologie

Der Ort liegt im Oberwesterwälder Hügelland an der Grenze zum Hohen Westerwald. Geologisch besteht der Untergrund aus oberdevonischem Schiefer. Die Höhenrücken bestehen überwiegend aus Olivinbasalten. Diese Schichten besitzt ein Alter vor etwa 300 Millionen Jahren. Über dieser Schicht haben sich tertiäre Ablagerungen, vor allem während der Miozänzeit vor etwa 20 Millionen Jahren, gebildet. Diese bestehen im Wesentlichen aus Basalten und Tonen. Die oberste Bodenschicht, ca. 3-15 Meter, und der Oberboden sind stark lößhaltig. Diese Schichten haben sich während der Würmeiszeit vor etwa 115–10 Tausend Jahren gebildet.

Klima

Die mittlere wirkliche Lufttemperatur zwischen Mai und Juli beträgt etwa 12 °C. Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge beträgt etwa 850 Millimeter.

Geschichte

Aufgrund des Endung des Ortsnamen -bach ist von einer durchgehenden Besiedlung des Ortes seit der Fränkischen Landnahme um das 6. Jahrhundert auszugehen. Ursprünglich hieß der Ort nur Dernbach. Zur Unterscheidung von anderen Orten mit Namen Dernbach (Gaudernbach bei Weilburg, Langendernbach, Dernbach im Westerwald) wurde seit de 16. Jahrhundert durchgehend der Namenszusatz Wald- verwendet. Die Schreibweise Wald Dörnbach war ebenfalls gebräuchlich.

Die Ersterwähnung des Ortes erfolgte im Jahr 1296.

Landeshoheiten

Die Geschichte Waldernbachs war bis 1886 von der ehemaligen Zugehörigkeit zur Zenten und zum Kirchspiel Lahr geprägt. Die Zente Lahr war Teil des Amtes Ellar. Gegen Ende der Karolingerzeit gehörte das Amt Ellar mit seinen vier Zenten zur Niederlahngau des Herzogtum Franken. Bis zum 13. Jahrhundert zur gelangte das Amt Ellar an die Grafschaft Diez. Die Zehntrechte gehörten zum Haus Westerburg als Vögte des Stift St. Severus in Gemünden. Ab dem Jahr 1315 war die Zente Lahr an das Haus Merenberg verpfändet. Die Einlösung erfolgte vor 1333. Im Jahr 1337 verpfändete die Grafschaft Diez die Gebiete erneut, diesmal an das Haus Nassau-Hadamar. Die Einlösung erfolgte zwischen 1356 und 1362.

1367 trat die Grafschaft Diez das Amt Ellar mit der Zente Lahr als Mitgift an die Grafschaft Katzenelnbogen ab. Nach dem Ende des Erbfolgestreits der Grafschaft Nassau-Hadamar erhielt 1408 das Haus Nassau-Dillenburg ein Drittel des Amtes Ellar, der Rest verblieb bei der Grafschaft Katzenelnbogen.

Mit dem Tod von Philipp von Katzenelnbogen 1479 starben die Grafen von Katzenelnbogen im Mannestamm aus. Es kam zu einem lang anhaltenden Streit zwischen den Grafen von Nassau-Dillenburg und der Landgrafschaft Hessen um das reiche Erbe. Als nächster Verwandter Philipps ergriff Heinrich III. von Hessen-Marburg Besitz des Katzenelnbogener Erbes. Die hessischen Landgrafen verkauften 1534 die Hälfte ihres Anteils an Kurtrier. Mit dem Vergleich im Katzenelnbogener Erbfolgestreit 1555 kam das Amt Ellar komplett an Nassau-Dillenburg.

Bei der Erbteilung des Hauses Nassau-Dillenburg im Jahr 1607 wurde das Amt Ellar der neu gegründete Grafschaft Nassau-Hadamar unter Graf Johann Ludwig zugewiesen. Im Jahr 1650 wurde die Grafschaft zum Fürstentum erhoben. Nach dem Aussterben des Hauses Nassau-Hadamar 1711 wurde das Fürstentum mehrfach zwischen den übrigen Ottonischen Linien des Hauses Nassau geteilt. Waldernbach fiel 1717 an das Haus Nassau-Dillenburg, ab 1739 an Haus Nassau-Diez, 1742/43 an das Haus Nassau-Siegen (katholisch), 1743 wieder an Nassau-Diez als letzte ottonische Linie.

Im Jahr 1806 wurde Waldernbach in das Großherzogtum Berg eingegliedert. Der Ort gehörte ab 1807 zur Mairie Lahr im Canton Hadamar. Dieser gehört zum Arrondissement Dillenburg und damit zum Département Sieg. Nach der Niederlage Napoléon Bonaparte in der Völkerschlacht bei Leipzig wurde die Oranisch-Nassauische Landeshoheit wieder hergestellt. Das Haus Oranien-Nassau tauschte seinen Besitz auf dem Westerwald jedoch schon auf dem Wiener Kongress mit dem Königreich Preußen gegen Luxemburg. Das Königreich Preußen übergab noch am selben Tag das Gebiet an das Herzogtum Nassau.

Bei der Neugliederung der Ämter im Herzogtum Nassau 1816 wurde Waldernbach dem Amt Hadamar zugeschlagen. Nach der Annexion des Herzogtum Nassau gehöre der Ort ab 1866 wieder zum Königreich Preußen. Dort gehörte es der Provinz Hessen-Nassau und dem Regierungsbezirk Wiesbaden an. Im Jahr 1866 wurde durch die preußische Kreis- und Provinzialordnung die nassauische Ämterteilung aufgehoben. Waldernbach gehörte zum Oberlahnkreis (Kreisstadt Weilburg).

Im Jahr 1945 wurde der Ort der US-amerikanischen Besatzungszone zugeteilt und wurde somit Teil Hessens. Waldernbach gehörte zum "Oberlahnkreis" im Regierungsbezirk Wiesbaden. Mit dessen Auflösung 1968 wurde der Ort Teil des Regierungsbezirks Darmstadt und 1981 Teil des Regierungsbezirks Gießen. 1974 wurde er Teil des neu geschaffenen Landkreises Limburg-Weilburg (Zusammenschluss "Kreis Limburg" und "Oberlahnkreis" mit Kreisstadt Limburg).

Seit dem 1. Januar 1971 ist Waldernbach Ortsteil der Gemeinde Mengerskirchen.

Ortsgeschichte

Seeweiher Mengerskirchen
Die Ruinen der Kapelle „Unserer lieben Frau“ zwischen Waldernbach und Mengerskirchen

Die eindeutige Ersterwähnung des Ortes erfolgte am 6. Mai 1296 als ein Friedrich von Vetzberg alle seine Güter in Valtderenbach dem Herrn von Merenberg verkaufte. Im gleichen Jahr am 23. Juni übertrug ein Lenfrid Wollensleger, Burgmann von Merenberg, einen Hof in Waldernbach an die Kapelle in Merenberg.

Waldernbach lag im Mittelalter an der Hohen Straße und der alten Rheinstraße von Limburg nach Siegen und der Frankfurter Straße von Frankfurt über Weilburg, Merenberg Richtung Köln. Die Straßen kreuzten sich am Knoten. Im 18. Jahrhundert wurden die Verkehrsbeziehungen auf die Neue Mainzer Landstraße (heute Bundesstraße 54) verlegt, womit Waldernbach seinen Fernstraßenzugang verlor.

Die Bevölkerung lebte überwiegend von dem geringen Ertrag der Landwirtschaft auf den eher kargen Böden. Eine wichtige Rolle nahm über lange Zeit die Schafzucht ein. Die Landwirtschaft war seit dem Mittelalter in der Dreifelderwirtschaft organisiert. Daneben betrieben die Einwohner von Waldernbach besonders das Handwerk des Besenbindens. Der Seeweiher Mengerskirchen, nördlich des Ortes, wurde bereits 1452 aufgestaut und diente dem Betrieb von vier Mühlen und zur Fischzucht.

Der Ort gehörte Ursprünglich zur Urpfarrei Lahr. Für Waldernbach war seit 1590 eine eigene Kapelle belegt die sich am Standort der heutigen Kirche befand. Ab dem Jahr 1536 setzte die Reformation hier ein. Die Grafen von Dillenburg schrieben den lutherischen Glauben vor. Um 1557 trat der Landesherr Johann VI. von Nassau-Dillenburg zum Calvinismus über, was zu einem erneuten Wechsel der Religion führte. Am 1. April 1576 wurde Eberhard Artopaeus Pfarrer in Lahr. Anfangs Lutheraner, wurde er später ein überzeugter Calvinist und die zentrale Person der Reformation im Kirchspiel Lahr. Als Schulinspektor wirkte er über die Grenzen seiner Pfarrei hinaus. Artopaeus gründete 1582 die Kirchspielschule in Lahr. In dem Gebäude bei der Kirche wurde für alle Kinder aus dem Kirchspiel Unterricht im Winterhalbjahr durchgeführt. Für die Kinder aus Waldernbach bedeutete dieses einen Schulweg von ca. 45 Minuten.

Mit dem Beginn des Dreißigjährigen Kriegs 1618 begann eine verheerende Phase für den Ort. Fast jährlich mussten die verschiedenen Kriegsparteien einquartiert werden, zudem musste die Bevölkerung erhebliche Sondersteuern tragen und Bestechungsgelder aufbringen. Ursache der Kriegslast war die Nähe zu den wichtigen Lahnübergängen und die anfängliche Neutralität der Grafschaft Nassau Hadamar die dazu führte das keine Kriegspartei das Gebiet schonte.

Bereits 1619 marschierte eine bayrische Armee durch die Grafschaft. Im Winter 1622/23 bezogen Truppen des ligistischen General Tilly Winterlager in der Grafschaft, nach ihrem Sommerfeldzug kehrten sie Winter 1623/24 zurück. 1626 durchquerten wieder Truppen der katholischen Liga den Ort. Am 23. Juni 1627 besetzten Wallensteins Truppen unter General Görzenichs den Oberen Westerwald. Nur mit einer gemeinsamen Aktion mehrerer Grafschaften gelangte es die plünderten Truppen zu vertreiben.

Die oranisch-nassauischen Herrscher blieben trotz Restitutionsedikt im Besitz ihrer Länder nachdem Johann Ludwig 1630 in Wien zum Katholizismus konvertierte. Mit der Durchführung der Rekatholisierung in seiner Grafschaft wurden die Jesuiten beauftragt.

1632/33 kam es zu starken Verheerungen durch schwedische Truppen, Nach dem Durchzug der Truppe brach unter der mangelleidenden Bevölkerung von Waldernbach die Pest aus. 1634 durchquerten hessisch/schwedische Truppen unter Peter Melander die Region, die Anfang Oktober desselben Jahres durch spanische Truppen abgelöst wurden. Bei den Plünderungen durch die Spanier wurde der Heimberger von Waldernbach erschossen. 1636 waren es schwedische und kaiserliche Truppen, 1638 wieder kaiserliche Truppen. 1640 nahmen die schwedischen Truppen im Amt Ellar Quartier. Auf einen Einwohner kamen zwei Soldaten. Im August 1646 war ein Durchmarsch bayrischer Truppen zu verzeichnen.

Mehrfach war die Gemeinde, in Folge von Plünderungen und Missernten, nicht in der Lage fällige Steuern zu entrichten. Daher musste sie 1633 die Wiesen beim „Mengerskirchener See“ an Johann Ludwig von Nassau-Hadamar übereignen. Am 27. Mai 1638 übertrugen die Gemeinden Ellar, Fussingen, Hausen, Neunkirchen und Waldernbach den gemeinsamen Hochwald „Waldmark“, als Ausgleich für nicht gezahlte Steuern, an ihren Landesherrn. 1641 übernahm Johann Ludwig auch noch das Eigentum an der Schwarzenmühle unterhalb des Seeweihers.

Im Jahr 1736 beteiligen sich die Waldernbacher Bauern am „Klöppelstreit“ einen Aufstand gegen den Landesherrn in Dillenburg. Ursache war die Kriegssteuer die Fürst Christian von Nassau-Dillenburg den Dörfern auferlegt hatte. Die Bauern jagten die Pfändungsbeamten aus den Dörfern. Ungefähr 1.600 Bauern versammelten sich zu einem Heerlager am Seeweiher Mengerskirchen. Die Bauern holten den Franziskaner Cornelius aus Hadamar als Feldprediger. Vieh und bewegliches Vermögen hatten die Bauern über die nahen Grenzen in andere Herrschaften gebracht. Es kam zu vereinzelten Zusammenstößen zwischen den Bauern und Soldaten aus Dillenburg sowie Soldaten aus Weilburg die zur Verstärkung herangeeilt waren. Gleichzeitig riefen die Bauern das Reichskammergericht an. Das Gericht bestätigte am 13. Juni 1736 jedoch Fürst Christian von Nassau-Dillenburg in seinem Recht und verurteilte die Bauern zu einer Geldstrafe. Fürst Christian von Nassau-Dillenburg musste aber die Fürsten von Nassau-Weilburg um Hilfe bitten um das Urteil zu vollstrecken.

Um 1740 errichtete die Gemeinde Waldernbach eine eigene Schule. Für das Jahr 1751 sind für Waldernbach 65 Häuser belegt. Im Siebenjährigen Krieg war das Dorf 1759 zeitweise von französischen Truppen besetzt. Von diesen wurde der Waldernbacher Bauer Wilhelm Keyl erschossen.

Während der Koalitionskriege kam es ab 1792 wieder zu Truppendurchmärschen und Einquartierungen. Im Jahr 1795 plünderten französische Truppen die Orte im Amt Ellar. Nach einer Aufstellung des Amtmanns Creutzer betrugen die von 1795-1800 in Waldernbach entstandenen Schäden 58.583 Gulden 178 Albus. Für das Jahr 1804 sind 88 Häuser in Waldernbach belegt

Während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Berg traten Zahlreiche neue Rechtsordnungen ein. Auf das Ortsbild wirke sich das Verbot von Strohdächern 1810 am stärksten aus. Diese Verordnung sollte im Brandfall das Überspringen des Feuers auf weitere Gebäude verhindern. Dem Brandschutz diente auch die Einführung von Schornsteinfegern. Mit der Schulreform im Großherzogtum Berg 1810 wurde die Schule in die Trägerschaft der Zivilgemeinde übergeben und ein ganzjähriger Schulbetrieb eingerichtet. Am 13. September 1811 wurde der Mühlenbann aufgehoben. Insgesamt dienten 12 Einwohner aus Waldernbach als Soldaten in den französischen Kriegsdienst.

Mit der Nassauische Feuerpolizeiverordnung von 1826 wurde eine Pflichtfeuerwehr errichtet, die Dörfer Ellar, Hausen, Fussingen, Waldernbach, Lahr und Hintermeilingen bilden einen Spritzenverband. Die Feuerspritze wurde in Fussingen, dem höchstgelegenen Ort, untergestellt.

Der Ort legte 1839 einen eigenen Friedhof an. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde auf dem Friedhof in Lahr beerdigt. Waldernbach bestand zu dieser Zeit (1844) aus 111 Häusern.

Im Oktober 1848 erreichte die Deutsche Revolution den Westerwald. Nach anfänglichen Tumulten und Steuerverweigerungen brach offener Widerstand aus, als das Militär versuchte die Steuern zu pfänden. Am 5. Februar 1849 kam es im Amt Hadamar zu flächendeckenden Ausschreitungen an denen sich wahrscheinlich auch Bürger aus Waldernbach beteiligten. Durch die Zehntablösung Weihnachten 1848 trat eine merkliche Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse ein. Mit Ende des Herzogtums Nassau wurde vom 27. August bis zum 28. August das Dorf von zwei preußischen Offizieren und 67 Soldaten besetzt. Mit dem Übergang an das Königreich Preußen änderten sich Verhältnisse im Ort langsam.

Pfarrkirche Waldernbach

Ab dem Jahr 1893 begann die schrittweise Lösung der katholischen Waldernbacher Gemeinde von der Pfarrei Lahr. Es wurde in Waldernbach eine gemeinsame Expositur für die Orte Waldernbach, Allendorf, Merenberg und Barig-Selbenhausen errichtet. Die heutige Pfarrkirche wurde bereits 1878 errichtet.

Die Lokomotive der Firma Borsig, Baujahr 1901, wurde als Denkmal für die Kerkerbachbahn in Heckholzhausen aufgestellt.

Eine wesentliche Bedeutung kam dem Bau der Kerkerbachbahn zu mit der Waldernbach am 24. Oktober 1907 an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde. Es kam zu einem deutlichen Aufschwung beim Abbau der Bodenschätze. In der Nähe von Waldernbach entstanden besonders Basaltbrüche und Tongruben. Gleichzeitig nutzten immer mehr Bewohner die bessere Verkehrsanbindung und pendelten als Bauarbeiter in das Rheinland und das Ruhrgebiet. Von den Arbeitsreisen brachten die Einwohner die Idee des Vereinswesens mit. Einer der ältesten Vereine ist die 1900 gegründete KAB.

Nach dem Ersten Weltkrieg knüpfte der Ort an die traditionellen Wirtschaftsstrukturen an. Weiterhin standen die Gewinnung von Bodenschätzen und die Landwirtschaft im Vordergrund. Mit der Freiwilligen Feuerwehr Waldernbach (1925) und dem TUS Waldernbach (1926) wurden weitere Vereine gegründet. Die 1926 errichtete Kraftpostlinie Hadamar-Mengerskirchen verbesserte die Erreichbarkeit des Ortes. Ebenfalls setzte der Tourismus um 1927/28 als Erwerbsquelle ein. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges kam er jedoch wieder zum erliegen. Die Kapelle am Ortsausgang Richtung Lahr wurde am 17. September 1922 „zur Ehre Gottes und für die verstorbenen oder gefallenen Krieger“ geweiht. Mit dem Josefhaus gründeten die Arnsteiner Patres 1920 in Waldernbach eine Missionsschule.

Das Kriegerdenkmal an der Straße nach Lahr

Während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft waren die Vereine im Dorf entweder gleichgeschaltet oder stellten ihre Arbeit ein. Die Kriegsvorbereitungen waren in Waldernbach wahrnehmbar. Im September 1936 lag Waldernbach am Rand eines ausgedehnten Manövergebiets zwischen dem Heidenhäuschen und Rennerod. Vom 30. November 1939 bis zum 29. Januar 1940 waren Soldaten der 10. Panzerdivision der Wehrmacht, zur Vorbereitung des Westfeldzugs, im Ort untergebracht. Bis zum 10. Mai 1945 folgten weitere Truppendurchmärsche. Am 27. März 1945 besetzen Soldaten der 1. US-Armee den Ort, damit war der Zweite Weltkrieg in Waldernbach beendet.

Die fortschreitende technische Entwicklung führte zu einer schrittweisen Abkehr von der Landwirtschaft. Es wurden verstärkt Bemühungen unternommen den Tourismus zu fördern. Waldernbach erhielt 1967 das Prädikat „Anerkannter Erholungsort“, 1981 folgte das Prädikat „Staatlich anerkannter Luftkurort“. Zur Förderung des Tourismus wurde das Bürgerhaus "Westerwaldhalle" errichtet und am Seeweiher Mengerskirchen ein Feriendorf angelegt. Nachdem die Arnsteiner Patres die Missionsschule in den 1950er einstellten wurde sie vom Bistum Limburg in die Jugendbegegnungsstätte Hildegardishof umgewandelt.

Nach der Kreis- und den Gemeindereformen in den frühen 1970er Jahren begann der Landkreis Limburg-Weilburg die Schulen zu Mittelpunktschulen zusammenzulegen. In Waldernbach wurde am 21. Oktober 1977 die Westerwaldschule gegründet. Bei der Schule wurde am 4. August 1979 ein Sportplatz für den Ort eingeweiht. 1982 folgte eine Sporthalle.

Das sich ändernde Reiseverhalten in den 1980er und 1990er-Jahren führte zu einem Abflauen des Tourismus. Die Pendlerbewegung verschob sich zunehmend in das Rhein-Main-Gebiet.

Im Jahr 1997 wurde im Ort ein Sportlerheim errichtet.

Panoramafoto von Waldernbach

Einwohnerentwicklung

Jahr Haushalte
1612 34
1679 29
1751 63
1844 172
Jahr Einwohner
1844 691
1748 701
1939 741
1961 912
Jahr Einwohner
1970 1010
2006 1731

Politik

Der Ort gehört bei Wahlen zum Deutschen Bundestag zum Wahlkreis "177 Hochtaunus", für Wahlen zum Hessischen Landtag zum Wahlkreis "22 Limburg-Weilburg II".

Mit der Gebietsreform ist die Gemeindeverwaltung auf die Gemeinde Mengerskirchen (heute: Marktflecken Mengerskirchen) übergegangen. Im Ort besteht ein Ortsbeirat aus fünf Mitgliedern. An der Spitze des Ortsbeirates steht der Ortsvorsteher Peter Hörle (2008). Der Ortsbeirat hat gegenüber der Gemeindevertretung Vorschlags- und Anhörungsrecht in den Angelegenheiten, die den Ort betreffen. [1].

Die Wahl des Ortsbeirats richtet sich nach dem hessischen Kommunalwahlrecht. Dieses sieht das Kumulieren und Panaschieren vor. Die Kommunalwahl fand zuletzt am 27. März 2011 statt. Die Kommunalwahl vom 26. März 2006 lieferte für den Ortsbeirat Waldernbach folgendes Ergebnis:

Parteien und Wählergemeinschaften Sitze
2006
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 4
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 1
Gesamt 5

Kultur und Sehenswürdigkeiten

christliche Konfessionen

Die Bevölkerung ist traditionell römisch-katholischer Konfession. Die Kirchengemeinde verfügt über die Kirche „St.Katharina“. Sie gehört zum pastoralem Raum Mengerskirchen im Bistum Limburg.

Die evangelischen Christen Waldernbachs gehören zur Pfarrei Neunkirchen.

Vereine

Fischweiher zwischen Waldernbach und Rückershausen

Das kulturelle Leben des Dorfes wird von den Vereinen getragen. Es bestehen Vereine aus dem traditionell katholischen Milieu wie der „Kath. Arbeiterverein Waldernbach“ (gegründet 1900), die „kath. Frauengemeinschaft“ und der „Kirchenchor St.Cäcilia Waldernbach“.

Die Freiwillige Feuerwehr Waldernbach wurde im Jahr 1925 gegründet, die mit ihrer seit dem 1. Juli 1972 bestehenden Jugendfeuerwehr ein Träger der Jugendarbeit ist.

Es besteht ein Zweigverein des Sozialverband VdK Deutschland.

Auch ein Fischerei-Sportverein existiert in Waldernbach, gegründet wurde er 1962. Der Verein hat (Stand: 30. April 2007) 77 Mitglieder .

Sport

In Waldernbach gibt es einen Fußballplatz und eine Turnhalle. Vereine wie der „Tennisclub-Rot-Weiß“ und der „Turn- und Sportverein“ organisieren ein sportliches Programm. Vom Ort aus sind mehrere Wanderwege für Freizeitsportler ausgeschildert.

Bauwerke

Innenansicht des Kriegerdenkmals

In der Ortsmitte steht die 1878 erbaute Pfarrkirche „St. Katarina“. Die Kirche wurde neugotisch im Stil der norddeutschen Backsteingotik, als rotfarbiger Klinkerbau, ausgeführt. Es handelt sich um einen einschiffigen Bau mit Dachreiter und Treppenturm. An der Ostseite befindet sich das gegliederte Staffelgiebelhauptportal, der Chor ist auf der Westseite. Im Inneren steht ein neugotischer Altar.

Am Ortsausgang Richtung Lahr befindet sich die 1921/22 errichtete Kapelle „zur Ehre Gottes und für die verstorbenen oder gefallenen Krieger“. Ein kleiner rechteckiger Basaltbau mit Schieferdach und Dachreiter. Im Inneren auf einem Altar steht vor einem schlichten Holzkreuz eine Pietà.

Im Ortskern haben sich mehrere Einhäuser in Fachwerkbauweise aus dem 17./18. Jahrhundert erhalten. Zahlreiche Bildstöcke und Wegkreuze prägen das Ortsbild und die Gemarkung.

Regelmäßige Veranstaltungen

Ein Höhepunkt im Festkalender ist die Fastnacht, die mit zahlreichen Veranstaltungen begangen wird. Das wichtigste Dorffest ist die Kirmes am ersten Wochenende im September. Daneben werden von den Vereinen weitere Veranstaltungen ausgerichtet.

Wirtschaft und Infrastruktur

Waldernbach verfügt, aufgrund der vergleichsweise guten Verkehrsanbindung, über das wichtigste Gewerbegebiet in der Gemeinde Mengerskirchen. Daneben bestehen ortsübliche Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe. Seit dem Jahr 1925 sorgt die Freiwillige Feuerwehr Waldernbach (ab 1. Juli 1972 mit Jugendfeuerwehr) für den Brandschutz und die allgemeine Hilfe in diesem Ort. Es befinden sich im Dorf das Bürgerhaus "Westerwaldhalle" in der Rathausstraße, ein Jugendraum im Pfarrheim sowie Kinderspielplätze.

Verkehr

Wegweiser des Kerkerbachbahn Rad- und Gehweg

Durch den Ort verlaufen keine Fernstraßen. Die Anschlussstellen an die Bundesstraße 49 befinden sich in Merenberg (ca. 7 km). Die nächste Anschlussstelle an die Bundesstraße 54 ist in Neunkirchen (ca. 9 km). Die Entfernung zu A 45 bei Herborn beträgt 23 km.

Seit der Stilllegung der Kerkerbachbahn 1958 existiert keine Bahnlinie mehr. Es verkehren regelmäßig Buslinien nach Limburg an der Lahn, nach Hadamar, nach Mengerskirchen und Weilburg. Die Entfernung zum Flughafen Frankfurt beträgt etwa 86 km.

Durch Waldernbach verläuft der Hessischer Radfernweg R8 und Kerkerbachtalradweg. In der Nähe des Ortes verläuft der Fernwanderweg 7 von Burbach nach Weilburg (unterhalten vom Westerwaldverein). Es gibt ein ausgedehntes Netz an ausgeschilderten Wanderwegen.

Bildung

Westerwaldschule Waldernbach

In Waldernbach befindet sich ein Kindergarten. Als Grundschule dient die Franz-Leuninger-Schule in Mengerskirchen.

Mit der Westerwaldschule verfügt Waldernbach über eine zentrale Haupt- und Realschule für die Gemeinden Mengerskirchen, Merenberg, Waldbrunn (außer Ellar) und Heckholzhausen (Gemeinde Beselich).

Das nächste Gymnasium ist das Philippinum in Weilburg, von Kindern aus Waldernbach werden weiterführende Schulen in Weilburg und Limburg besucht.

Einzelnachweise

  1. Hauptsatzung der Gemeinde,Satzung der Ortsbeiräte (Stand: 29. Juni 2008)

Literatur

  • Hermann-Josef Hucke (Hrsg.): Großer Westerwaldführer. 3. Auflage. Verlag Westerwald-Verein e.V., Montabaur 1991, ISBN 3-921548-04-7.
  • Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes. 3. Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1999, ISBN 3-922244-80-7.
  • Armin M. Kuhnigk: Die 1848 Revolution in der Provinz. 2. Auflage. Camberger Verlag Lange, Camberg 1980, ISBN 3-87460-028-9.
  • Falko Lehmann; Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Hessen Landkreis Limburg-Weilburg. 2, Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1994, ISBN 3-528-06243-6.
  • Christian Daniel Vogel: Beschreibung des Herzogthums Nassau. Verlag Wilhelm Bayerle, Wiesbaden 1844 (http://gdz.sub.uni-goettingen.de/no_cache/dms/load/img/?IDDOC=310322&, abgerufen am 29. Juni 2008).
  • Walter Rudersdorf; Gemeinde Ellar/Westerwald (Hrsg.): Im Schatten der Burg Ellar. Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1967, ISBN ohne.
  • Klaus Schatz: Geschichte des Bistums Limburg. Gesellschaft für Mittelrheinischen Kirchengeschichte, Mainz 1983.

Weblinks

 Commons: Mengerskirchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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