- Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund
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Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB) wurde auf dem ersten Nachkriegskongress der Freien Gewerkschaften am 5. Juli 1919[1] in Nürnberg als neuer Dachverband und organisatorischer Nachfolger der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands gegründet. Die Delegierten wählten Carl Legien zum ersten Vorsitzenden der neuen Organisation.
Er war ein Zusammenschluss von 52 deutschen Gewerkschaften und durch Kooperationsverträge mit dem Allgemeinen freien Angestelltenbund (AfA-Bund) und dem Allgemeinen Deutschen Beamtenbund (ADB) verbunden. Seinen Namen mit dem Zusatz „Allgemeiner“ erhielt er, da im März 1919 die christlichen und liberalen Gewerkschaften mit der Gründung eines eigenen Dachverbandes den Namen Deutscher Gewerkschaftsbund bereits besetzt hatten.
Als einflussreiche Massenorganisation rief er unter dem Vorsitz von Carl Legien 1920 zu einem Generalstreik, der den rechtsgerichteten Kapp-Putsch nach wenigen Tagen zusammenbrechen ließ.
Die Freien Gewerkschaften waren als Richtungsgewerkschaften nicht politisch neutral, sondern verstanden sich als ökonomischer Arm der sozialistischen Arbeiterbewegung. Neben den Freien gab es die Christlichen Gewerkschaften und die arbeitgebernahen Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine, die jedoch beide nie die Mitgliederzahlen der Freien Gewerkschaften erreichen konnten. Die Gewerkschaften des ADGB erreichten 1920 einen Höchststand von über 8 Millionen Mitgliedern. Durch die hohe Arbeitslosigkeit ging diese Zahl deutlich zurück: Ende 1932 wird die Mitgliederzahl auf noch 3,5 Millionen geschätzt.
Trotz der Spaltung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) während des Ersten Weltkriegs bestand weiter eine enge Bindung der Freien Gewerkschaften an die größte Arbeiterpartei. Einmütig kämpften SPD und ADGB für die Einführung der Arbeitslosenversicherung und den gesetzlich geregelten Achtstundentag, der durch die Arbeitszeitverordnung von 1923 massiv durchlöchert worden war. Gemeinsam gründete man Ende 1931 die Eiserne Front gegen die erstarkende NSDAP.
Die ADGB-Gewerkschaften waren zunächst auch für Angehörige anderer Arbeiterparteien bis hin zur KPD offen. Das änderte sich erst mit dem auf Drängen der Sowjetunion 1929 zustande gekommenen Beschluss der KPD, grundsätzlich mit konkurrierenden Listen bei Betriebsratswahlen anzutreten. Die Revolutionäre Gewerkschafts-Opposition (RGO) entwickelte sich so zu einer kommunistischen Sondergewerkschaft, was zum Ausschluss zahlreicher Kommunisten aus dem ADGB führte. Im März 1932 hatte die RGO rund 200.000 Mitglieder.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten versuchte die Gewerkschaftsführung, die eigenen Organisationen durch einen Kurs der Anbiederung an die NSDAP zu retten und bot im April 1933 sogar an, sich „in den Dienst des neuen Staates zu stellen“. Gleichzeitig distanzierte sich der Vorsitzende Theodor Leipart von der SPD und erklärte den ADGB für parteipolitisch neutral. Höhepunkt dieser Politik war der Aufruf des Bundesvorstandes zur Teilnahme am „Feiertag der nationalen Arbeit“, zu dem die NS-Führung den 1. Mai umdeuten wollte.
All dies verhinderte nicht die Zerschlagung der Freien Gewerkschaften am 2. Mai 1933. Die Gewerkschaftshäuser wurden handstreichartig von der SA und der NSBO besetzt, die Gewerkschaftsvermögen beschlagnahmt und zahlreiche Gewerkschafter misshandelt. In Duisburg wurden an diesem Tag vier Gewerkschaftssekretäre bestialisch ermordet.
Gemeinwirtschaftliche Unternehmen
Der ADGB verfügte über eine Reihe von gemeinwirtschaftlichen Unternehmen.
So wurde 1924 die Bank der Deutschen Arbeit gegründet.
Am 29. Juli 1928 wurde in Bernau (Land Brandenburg) der Grundstein für die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes gelegt. Der Komplex wird seit Januar 2008 von der Handwerkskammer Berlin als Seminar- und Lehrgangshotel genutzt.[2]
Einzelnachweise
- ↑ Deutsches Historisches Museum: 1919, abgefragt am 4. Juli 2009
- ↑ Märkische Oderzeitung. Brandenburger Blätter, 25. April 2008, Seite 3
Volltext-Angebote im Internet
- Online-Edition Die Arbeit (1924–1933)
- MOZ online 2007
Kategorien:- Gewerkschaft (Weimarer Republik)
- Nürnberger Geschichte
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