Hausbock

Hausbock
Hausbock
Hausbock (Hylotrupes bajulus), Weibchen

Hausbock (Hylotrupes bajulus), Weibchen

Systematik
Überklasse: Sechsfüßer (Hexapoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Bockkäfer (Cerambycidae)
Gattung: Hylotrupes
Art: Hausbock
Wissenschaftlicher Name
Hylotrupes bajulus
Linnaeus, 1758
Holzschaedlinge-16.jpg

Der Hausbock (Hylotrupes bajulus) ist ein Vertreter der Bockkäfer (Cerambycidae) der Gattung Hylotrupes. (Dieses Wort ist zusammengesetzt aus (gr.) hyle "Holz" und einer latinisierten Form von trypetes "Bohr(end)er"; baiulus (lat.) ist ein "Träger".)

Deutsche Synonyme:

  • Balkenbock
  • Großer Holzwurm

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der ausgewachsene Käfer erreicht eine Körperlänge von 8 bis 22 Millimetern und ist verhältnismäßig flach. Er variiert nicht nur in der Größe, sondern auch in der Farbe und Zeichnung beträchtlich, ist aber dennoch kaum mit anderen Arten zu verwechseln. Die Grundfarbe ist braun (besonders frisch geschlüpfte Tiere) bis schwarz, fein grau behaart, Fühler und Beine sind oft heller als der restliche Körper. Auf den Flügeldecken sind zwei Paar mehr oder weniger deutliche weiße Haarflecken. Der Halsschild ist stark gerundet mit zwei glatten glänzenden Schwielen auf der Oberseite. Der Kopf ist deutlich schmäler als der Halsschild. Die Schenkel sind zur Spitze hin deutlich verdickt, die Klauen an der Basis mit einem kleinen Zähnchen versehen. Die Vorderhüften sind durch den Vorderbrustvorsprung weit voneinander getrennt. Die Augen sind durch die Fühler tief ausgerandet. Letztere sind für einen Bockkäfer relativ kurz, das 3. Fühlerglied ist deutlich länger als das 4.

Der Hausbock ist der Bockkäfer, der fälschlicherweise (in der Umgangssprache) als „Holzbock“ bezeichnet wird. Unter Holzbock versteht man aber verschiedene Gattungen von Zecken, z. B. den Gemeinen Holzbock.

Vorkommen

Die Käfer legen ihre Eier in totem Nadelholz, aber auch gerne in Gebäuden, hier besonders im Dachstuhl, ab. Sie kommen in der ganzen Paläarktis vor und wurden vom Menschen neben Nordamerika auch nach Südafrika und neuerdings sogar nach Australien verschleppt.

Der Entwicklungszyklus des Hausbockkäfers

Larve des Hausbocks
Hörbeispiel der durch den Holzfraß der Larven entstehenden Geräusche

Der Körper der Hausbockkäferlarven erreicht in mehreren Wachstumszyklen bzw. Häutungen eine Länge bis zu ca. 30 mm, ist elfenbeinfarbig und deutlich gegliedert. Der Kopf ist am Körper größer und zeigt neben den kräftigen Fraßwerkzeugen drei beidseitig neben den Fraßwerkzeugen befindliche Punktaugen[1]. Die Larve erzeugt beim Holzfraß mit ihren Mandibeln zeitweise deutlich hörbare Geräusche. Diese können als sicheres Anzeichen für einen aktiven Befall angesehen werden. Nach dem letzten Larvenstadium verpuppt sich die ausgewachsene Larve dicht unter der Holzoberfläche. Nach seiner Wandlung[2] (Metamorphose) schlüpft ein geschlechtsreifer Käfer aus, der einen Kopulationspartner sucht (Zeitraum Mai bis August). Der Käfer besitzt nur eine sehr kurze Lebensspanne (ca. 4 Wochen) und nimmt in dieser Zeit keine Nahrung auf. Die adulten Käfermännchen suchen nach ihrem Ausschlüpfen geeignetes Holz zur Eiablage auf, dabei wird das Holz anhand der holzspezifischen, ausströmenden Aerosole auf die Eignung zur Eiablage geprüft. Erst dann produzieren die männlichen Hausbockkäfer einen Sexuallockstoff (Pheromon), der die Weibchen anlocken soll. Weiterhin suchen sie einen Versteckbereich innerhalb der Hölzer, der für die Kopula geeignet ist. Die Weibchen wiederum suchen nach dem Schlüpfen einen passenden Sexualpartner. Dabei orientieren sie sich einerseits nach dem Pheromon der Männchen und andererseits an der Duftintensität der vorhandenen Hölzer. Es wird das Käfermännchen zur Begattung aufgesucht, bei dem das Holz die besten Entwicklungsmöglichkeiten für die Nachkommen bietet. Etwa 2 bis 3 Tage nach der Kopulation beginnt das Weibchen mit der Eiablage[3]. Die Eier werden mit Hilfe einer flexiblen Legeröhre in Risse oder Spalten (auch solche, die sich aus zimmermannstechnischen Verbindungen ergeben) möglichst tief „eingeimpft“. Im Verlauf der Eiablage werden ca. 6–8 Gelege mit ca. 50 Eiern angelegt. Für die Bewertung und für die Planung eines vorbeugenden Holzschutzes ist zum Thema Eiablage auch folgende Feststellung wichtig:

„Die an und für sich sehr legefreudigen Hylotrupes-Weibchen legen ihre Eier nur in Spalten, z. B. Holz-Trockenrissen, von bestimmter Breite ab. Bei künstlichen Spalten mit parallelen Wänden werden fast ausschließlich Breiten von 0,3–0,6 cm gewählt. Rauhe Flächen werden glatten eindeutig vorgezogen, doch hängt der Eintritt der Eiablage nicht von einer bestimmten Oberflächenbeschaffenheit des Holzes ab.“

aus: Becker, Sinnesphysiologische Untersuchungen über die Eiablage des Hausbockkäfers, 1943, Staatliches Materialprüfungsamt Berlin-Dahlem

Kurz nach der Eiablage bzw. Kopulation versterben männliche wie weibliche Hausbockkäfer

Aus dem in Holzspalten und Rissen abgelegten Ei schlüpft die Larve und frisst sich durch das Holz. Die Dauer der Entwicklung der Larve ist stark von verschiedenen Faktoren (beispielsweise Eiweißgehalt, Feuchte, Temperatur, Art des Holzes) abhängig und beträgt ca. 4–18 Jahre.

Im Gegensatz zum Holzwurm (Anobium punctatum) erkennt man eine Aktivität nicht an herausquellendem Holzmehl. Der Hausbock verstopft seine Gänge mit dem Fraßmehl und betritt diese nicht wieder. Der Befall bleibt daher sehr lange Zeit unentdeckt, da außer ovalen Ausflugslöchern von etwa vier bis sieben Millimeter Größe ein Befall rein äußerlich nicht festzustellen ist. Erst nach Aufritzen einer verbleibenden papierdünnen Holzhaut fällt der Befall auf. Ein aktiver Befall lässt sich z. B. durch hörbare Fraßgeräusche, frische Larven- oder Käferfunde, frische Ausflugslöcher etc. feststellen, ein sicherer Aktivitätsnachweis ist jedoch äußerst schwierig. Die Hausbocklarve benötigt eine Mindest-Holzfeuchte [4] von ca. 12%, wobei die ideale Entwicklungsfeuchte bei ca. 30% liegt. Deshalb tritt ein Befall durch Hausbocklarven auch kaum in den freiliegenden Holzbauteilen von zentralbeheizten Räumen auf. Ganz anders verhält es sich bei verbauten Hölzern zum Außenbereich (z. B. ausgebauter Dachstuhl), hier entwickelt sich ein Mikroklima innerhalb des Holzquerschnittes, der den klimatischen Ansprüchen der Larven entgegenkommt. Der Befall konzentriert sich daher im Wesentlichen auf Dachstühle und Holzhäuser.

Bei der Beurteilung der Gefährdung von Holz durch Insektenbefall wird häufig die Meinung geäußert, dass 60- bis 80-jährige Nadelhölzer von Hausbockkäfern nicht mehr befallen werden können. Man geht davon aus, dass sich essentielle Reservestoffe im Holz mit der Zeit derart verändern, dass sie für die Insektenlarven nicht mehr bioverfügbar sind und dass auf diesem Wege ein insektenvorbeugender Schutz erreicht wird. Da dieser Meinung umfangreiche Praxiserfahrungen entgegenstanden, untersuchte A. Körting 1961 die Entwicklung von Hausbockkäferlarven in Hölzern unterschiedlichen Alters. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten sind in nachfolgender Tabelle zusammengefasst:

Alter der Holzbauteile Gewichtszunahme
(50-100mg Gewicht, Mittelwert)
Gewichtszunahme
(100-150mg Gewicht, Mittelwert)
5 Jahre 146 mg (Q=86) 144 mg (Q=64)
59 Jahre 49 mg (Q=168) 35 mg (Q=183)
89 - 103 Jahre 29 mg (Q=253) 23 mg (Q=381)
>360 Jahre 32 mg (Q=390) 10 mg (Q=388)

Q = Quotient aus der zerstörten Holzmenge und der absoluten Gewichtszunahme

Diese Untersuchungen belegen eindeutig, dass eine Entwicklung in sehr alten Holz durchaus möglich ist und auch stattfindet. Hier die Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse:

  • Die Hausbockkäferlarven zeigten in 5 bis 360 Jahre alten Hölzern Gewichtszunahmen; eine erfolgreiche Entwicklung ist also in allen Altersklassen möglich. Mit zunehmendem Holzalter nimmt der Nährwert des Holzes ab, allerdings nicht soweit, dass eine Larvenentwicklung unmöglich würde. Die Larven kompensieren die Abnahme des Nährwertes durch eine Erhöhung der gefressenen Holzmenge.
  • Wenn älteres Holz befallen wird, dann ist der Schadfraß in 60 Jahre alten Hölzern etwa doppelt so hoch, in 100 Jahre alten Hölzer 3-fach gesteigert und in Hölzern über 350 Jahren etwa 5 bis 6 mal so stark wie in frischem Holz.
  • Der rückläufige Neubefall von älterem Holz ist vor allem auf eine altersbedingte Abnahme der Attraktivität durch den Verlust von flüchtigen Holzinhaltsstoffen zurückzuführen. Jüngere Hölzer werden bei der Eiablage deutlich bevorzugt; bei hohem Befallsdruck werden aber auch sehr alte Hölzer belegt, die ihre Attraktivität bereits weitgehend eingebüßt haben. Auch ist gerade bei Sanierungen des Dachstuhls durch den Einbau neuer Hölzer eine gesteigerte Befallsattraktivität des Dachstuhls festzustellen. Der Nährwert des Holzes wird von den Elterntieren nicht geprüft und ist kein Auswahlkriterium bei der Eiablage.

siehe hierzu auch Körting A. 1961: „Zur Entwicklung und Schadtätigkeit des Hausbockkäfers (Hylotrupes bajulus L.) in Dachstühlen verschiedenen Alters“ Anz. Schädlingskunde, 34/10, Seite 150-153 und Neuere Untersuchungen der Bundesanstalt für Materialprüfung.


Die Larven des Hausbocks befallen verbautes, also kein frisches Holz (Trockenholzinsekt). Seine Gefährlichkeit drückt sich in der in verschiedenen Landesbauordnungen vorhandenen Meldepflicht aus. Die gefährlichsten aller Holzschädlinge sind dafür bekannt, dass sie das Splintholz verbauten Nadelholzes in relativ kurzer Zeit stark schädigen können. Laubholz und Kernholz wird nicht befallen.

Bekämpfung

Als Voraussetzung für die Bekämpfung einer Schädigung durch die Larven des Hausbocks gilt die Feststellung einer Befallsaktivität. Dies stößt jedoch zumeist auf massive Schwierigkeiten:

  • Bei der fachkundigen Begehung können gerade die versteckten Bereiche mit hoher Befallswahrscheinlichkeit (Schichten in der Taupunktzone, Traufe etc.) z. B. durch Verbauungen nicht eingehend untersucht werden.
  • Der aktive Befall des Hausbocks macht sich nicht zwangsweise durch Mehlauswurf bemerkbar und kann nur durch vereinzelt auftretende Geräusche, frische Ausflugslöcher oder Larvenfunde sicher belegt werden. Eventuelle Ausmehlungen deuten eher auf einen Befall durch parasitoide bzw. prädatorische Insekten hin, was wiederum ein sicherer Hinweis auf die Anwesenheit der holzschädigenden Larven ist.
  • Das Fehlen von Fraßgeräuschen kann jedoch auch auf die noch geringe Größe der Larve oder auf ein bestehendes Stadium der Verpuppung zurückgeführt werden.
  • Das Fehlen frischer Ausflugslöcher kann seine Ursache in der verdeckten Lage oder einem noch nicht abgeschlossenen metamorphosichen Zyklus haben.
  • Larvenfunde können oft nur durch Aufspaltung der betroffenen Hölzer sichtbar gemacht werden.

Der Hausbock kann nach DIN 68800/4 mit folgenden Verfahren bekämpft werden:

  • Chemische Holzschädlingsbekämpfung durch Abbeilen und Imprägnieren der Oberflächen
  • Chemische Holzschädlingsbekämpfung durch druckhafte oder drucklose Injektionen
  • Heißluftverfahren
  • Begasung[5] (z. B. Sulfuryldifluorid)
  • Sonderverfahren (Mikrowelle)

Literatur

  • H. Freude, K. W. Harde, G. A. Lohse: Die Käfer Mitteleuropas, Bd. 9. Spektrum Akademischer Verlag, Elsevier 1966, ISBN 3-8274-0683-8
  • Simon Aicher, Boromir Radovic, Gerhard Volland: Hausbockbefall bei Brettschichtholz. Bauforschung, T 2954. Otto-Graf-Institut, Universität Stuttgart, Forschungs- und Materialprüfungsanstalt für das Bauwesen (FMPA). Fraunhofer-IRB-Verlag, Stuttgart 2001, 240 S., ISBN 3-8167-5977-7
  • Jochen Müller: Holzschutz im Hochbau. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8167-6647-1
  • Dietger Grosser: Pflanzliche und tierische Bau- und Werkholzschädlinge. München 1984
  • Hans-Peter Sutter: Holzschädlinge an Kulturgütern erkennen und bekämpfen. Verlag Paul Haupt, Bern Stuttgart Wien 2002, ISBN 3-258-06443-1
  • G. Becker: Untersuchungen über die Ernährungsphysiologie der Hausbockkäferlarven. In: Z.vergl. Physiologie. 29/3, 1941, S. 315-388
  • W. Behrenz, G. Technau: Untersuchungen zur Immunisierung des Holzes durch Heißluftbehandlung. 1956

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Hausbock (Hylotrupes bajulus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Bild: Punktaugen
  2. Grafik: Entwicklungsschema
  3. Bild: Eiablage
  4. Grafik:Entwicklungsfeuchten
  5. http://www.dgfh.de/pdf/begas1002.pdf

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