Heidelberger Disputation

Heidelberger Disputation
Martin Luther in Heidelberg

Die Heidelberger Disputation (lat. disputare „auseinandersetzen“, „erörtern“) war ein im April 1518 von Martin Luther geleitetes wissenschaftliches Streitgespräch in der Heidelberger Universität. Für die Ausbreitung von Luthers Lehre im südwestdeutschen Raum hatte sie große Bedeutung.

Charakter, Verlauf und Bedeutung

Das Generalkapitel der deutschen Augustiner-Eremiten strenger Observanz fand 1518 in Heidelberg statt. Nachdem die Ordensangelegenheiten geregelt waren, veranstalteten die Augustiner am 26. April 1518 eine wissenschaftliche Disputation, mit deren Leitung Martin Luther betraut war. Die Veranstaltung fand nicht im Augustinerkloster statt, sondern in der Universität, im Hörsaal der Artistenfakultät (Fakultät der Artes liberales).

Die Disputation war bereits Teil des römischen Vorgehens gegen Martin Luther im Ablassstreit. Rom hatte den Augustinerorden damit beauftragt, eine Disputation durchzuführen, in der Luther seine Thesen zum Ablass erläutern sollte. In der Disputation ging Luther aber nicht auf die Problematik des Ablasses ein, sondern behandelte das Thema der Werkgerechtigkeit und die theologia crucis im Gegensatz zur Magistern der Artistenfakultät. Spätere Reformatoren wie Martin Bucer, Erhard Schnepf, Franciscus Irenicus, Martin Frecht und Johannes Brenz waren unter den Zuhörern.

Die Heidelberger Disputation gewann für die Ausbreitung von Luthers reformatorischer Lehre große Bedeutung. Viele seiner Zuhörer wurden zu Trägern der Reformation im südwestdeutschen Raum. Auf die Reformation im Kraichgau hatte vor allem Johannes Brenz großen Einfluss, und Erhard Schnepf predigte schon ab 1520 im Sinn der lutherischen Lehre. Die meisten der später im Kraichgau tätigen Pfarrer und Prediger in den Prädikaturen hatten 1518 in Heidelberg studiert und wurden durch die Disputation für die Reformation gewonnen.

Literatur

  • Die Darstellung folgt im Wesentlichen dem Kapitel Heidelberger Disputation, in: Gerhard Kiesow: Von Rittern und Predigern. Die Herren von Gemmingen und die Reformation im Kraichgau, verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1997 S. 40f.
  • Karl-Heinz zur Mühlen: Die Heidelberger Disputation Martin Luthers vom 26. April 1518, in: Semper Apertus. 600 Jahre Ruprecht-Karl-Universität Heidelberg 1386–1986, Bd. 1, hg. von W. Doerr u.a., Berlin u.a. 1985, S. 188–212.
  • Heinz Scheible: Die Universität Heidelberg und Luthers Disputation, in: ZGO 131 (1983) S. 309–329.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heidelberger Schloß — Heidelberger Schloss Schloss, Heiliggeistkirche und Alte Brücke …   Deutsch Wikipedia

  • Heidelberger Schloss — Schloss, Altstadt und …   Deutsch Wikipedia

  • Heidelberger — ist der Familienname folgender Personen: Bertrand Heidelberger (* 1954), deutscher Pflanzen und Naturheilkundler Charles Heidelberger (1920−1983), amerikanischer Chemiker und Krebsforscher Michael Heidelberger (Immunologe) (1888–1991), US… …   Deutsch Wikipedia

  • Heidelberger Altstadt — Altstadt Stadtteil von Heidelberg …   Deutsch Wikipedia

  • Heidelberger Katechismus — von 1563 …   Deutsch Wikipedia

  • Ottheinrichsbau — Heidelberger Schloss Schloss, Heiliggeistkirche und Alte Brücke …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss Heidelberg — Heidelberger Schloss Schloss, Heiliggeistkirche und Alte Brücke …   Deutsch Wikipedia

  • Schlossruine Heidelberg — Heidelberger Schloss Schloss, Heiliggeistkirche und Alte Brücke …   Deutsch Wikipedia

  • Stückgarten — Heidelberger Schloss Schloss, Heiliggeistkirche und Alte Brücke …   Deutsch Wikipedia

  • Zeit der Reformation — In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Artikel beschreibt nur die lutheranische Reformation in Deutschland. Die Reformation in der Schweiz (Zwingli) fehlt ebenso wie die Reformation in Frankreich und Genf mit… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”