Heidenlöcher bei Deidesheim

Heidenlöcher bei Deidesheim
Haupttor der Fliehburg
Ein Heidenloch

Die Heidenlöcher etwa zweieinhalb Kilometer nordwestlich der pfälzischen Kleinstadt Deidesheim (Rheinland-Pfalz) sind die Überreste einer Fliehburg aus karolingischer, möglicherweise auch aus ottonischer Zeit.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Heidenlöcher liegen auf der Kuppe des Martensberges (347 m ü. NN), der zur Haardt gehört, dem Ostkamm des Pfälzerwaldes. Südöstlich, auf halber Höhe des Berges, befindet sich die Michaelskapelle aus dem Jahr 1470.

Anlage

Lageplan

Die Fliehburg war von einer ringförmigen Außenmauer mit einer Länge von etwa 450 m umgeben, die ein ovales Areal von ungefähr 1,3 ha Fläche umschloss. Die Anlage erstreckt sich in West-Ost-Richtung über ca. 150 m und in Nord-Süd-Richtung über ca. 100 m.

Die an der Außenseite ca. 2,50 m hohe Ringmauer war aus zwei parallelen Komponenten von 3 m Gesamtstärke aufgebaut und bestand aus behauenen Natursteinen. Sie hatte innen einen niedrigeren Laufgang und war von einem hölzernen Palisadenzaun gekrönt, so dass eine absolute Höhe von mindestens 3,50 m erreicht wurde. Im Norden und im Süden war die Mauer von zwei Toren durchbrochen, das südliche war zwischen zwei Mauerzügen als Zwinger konstruiert. Eine Vorbefestigung bestand aus einem 5 m breiten Graben, der durch eine Palisadenwand verstärkt war.

Im Inneren befanden sich etwa 80 bis 85 eingeschossige Gebäude, die wohl sämtlich nicht unterkellert waren und bis auf ein einziges nur aus jeweils einem Raum bestanden, der 10 bis 20 m² maß. Nur ein 80 m² großes Gebäude fällt aus diesem Rahmen; es sollte wohl Versammlungszwecken dienen. Alle Häuser weisen eine schiefwinkelige Mauerführung sowie rechteckige oder nahezu quadratische Grundrisse auf. Die Wände waren als Trockenmauer aus Bruchsteinen, zum Teil auch aus großen Findlingen errichtet. Sie dürften einst Aufbauten aus Fachwerk oder Holzbalken getragen haben.

Neben einem Netz von Gässchen lässt die Anlage vor allem an der Südfront einen Hauptweg entlang der Innenseite der Mauer erkennen.

Geschichte

Es wird vermutet, dass die Fliehburg im 9., vielleicht auch erst im 10. Jahrhundert in Fronarbeit angelegt wurde, um den Bewohnern der näheren Umgebung Schutz vor den damals umherziehenden Normannen zu bieten. Nach heutigen Erkenntnissen ist nicht sicher, ob die Anlage je ihrer Bestimmung gemäß genutzt wurde. Mit Sicherheit ist auszuschließen, dass die Heidenlöcher dauerhaft bewohnt waren; denn es fehlen sowohl regelmäßig betriebene Feuerstellen als auch Müllgruben. Auch eine Zerstörung hat nicht stattgefunden, der heutige ruinöse Zustand ist auf Verfall im Laufe der Jahrhunderte zurückzuführen.

Archäologie

In den 1820er Jahren rückten Heimatfreunde die Fliehburg erstmals ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit. Die Ausgrabung wurde 1907/08 unter der Leitung von Friedrich Sprater vom Historischen Museum der Pfalz (Speyer) vorgenommen. Sprater ging noch davon aus, dass es sich um eine Siedlung aus keltischer Zeit handele, worauf auch der erste Namensteil hinweist. Erst neuere Forschungen ergaben, dass die Anlage mehr als tausend Jahre jünger ist. Der zweite Namensteil rührt von den Senken her, welche die eingestürzten Bauten im Waldboden hinterlassen hatten.

Weblinks

49.4156666666678.16779444444447Koordinaten: 49° 24′ 56″ N, 8° 10′ 4″ O


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