- Heidenlöcher (Pfalz)
-
Heidenlöcher Haupttor im Süden der Fliehburg
Entstehungszeit: 9., evtl. 10. Jahrhundert Burgentyp: Höhenburg Erhaltungszustand: ruinös Bauweise: behauene Steine, Bruchsteine, teilweise auch Findlinge Ort: Deidesheim Geographische Lage 49° 24′ 56,4″ N, 8° 10′ 4,1″ O49.4156666666678.1677944444444347Koordinaten: 49° 24′ 56,4″ N, 8° 10′ 4,1″ O Höhe: 347 m ü. NN Die Heidenlöcher bei der pfälzischen Kleinstadt Deidesheim im Bundesland Rheinland-Pfalz sind die Überreste einer Fliehburg aus karolingischer, möglicherweise auch aus ottonischer Zeit.
Die Heidenlöcher sind ein Kulturdenkmal nach dem Denkmalschutz- und dem Denkmalschutzpflegegesetz[1] des Landes Rheinland-Pfalz. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Die Heidenlöcher liegen etwa zweieinhalb Kilometer nordwestlich von Deidesheim auf der Kuppe des 347 Meter hohen Martensbergs, der zur Haardt gehört, dem Ostkamm des Pfälzerwaldes.[2] Die Überreste der Fliehburg sind von charakteristischem Haardtwald umgeben, welcher aus reinem Kiefernwald mit typischer Begleitflora aus Heidekraut und Heidelbeeren besteht und früher von den Winzern des Haardtrandes auf verschiedene Weise genutzt wurde.
Auf dem Kirchberg genannten Südostläufer des Martensberges steht, 500 Meter näher zu Deidesheim hin, die spätgotische Michaelskapelle aus dem Jahr 1470. Seit ihrer Zerstörung im Jahre 1794 war sie Ruine und wurde erst 1952 wieder aufgebaut.[3]
Geschichte
Vermutlich wurde die Fliehburg im 9., vielleicht auch erst im 10. Jahrhundert in Fronarbeit angelegt, um den Bewohnern der näheren Umgebung Schutz vor den damals umherziehenden Normannen zu bieten. Eine gewaltsame Zerstörung ist nicht nachzuweisen, der heutige ruinöse Zustand ist auf Verfall der im frühen 19. Jahrhundert aufgedeckten Bodendenkmale zurückzuführen.
Forschungsgeschichte
In den 1820er Jahren rückten sogenannte Heimatfreunde die Fliehburg erstmals ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit. Die Ausgrabung wurde 1907/08 unter der Leitung von Friedrich Sprater vom Historischen Museum der Pfalz (Speyer) vorgenommen. Sprater ging noch davon aus, dass es sich um eine Siedlung aus keltischer Zeit handele, worauf auch der erste Namensteil hinweist.
Neuere Forschungen ergaben, dass die Anlage mehr als tausend Jahre jünger ist. Der zweite Namensteil rührt von den Einsenkungen her, welche die eingestürzten Bauten im Waldboden hinterlassen hatten. Nach heutigen Erkenntnissen ist nicht sicher, ob die Anlage je ihrer Bestimmung gemäß genutzt wurde. Es wird angenommen, dass die Heidenlöcher zumindest nie dauerhaft bewohnt waren. Zwar weisen die Baureste auf eine ausgeprägte Innenbebauung hin, doch es fehlen sowohl regelmäßig betriebene Feuerstellen als auch Müllgruben.
Anlage
Die Fliehburg war von einer ringförmigen Außenmauer mit einer Länge von etwa 450 Metern umgeben, die ein ovales Areal von ungefähr 1,3 Hektar Fläche umschloss; dies entspricht zwei Fußballplätzen. Die Anlage erstreckt sich in West-Ost-Richtung über etwa 150 und in Nord-Süd-Richtung über gut 100 Meter.
Die an der Außenseite etwa zweieinhalb Meter hohe Ringmauer war aus zwei parallelen Komponenten von drei Meter Gesamtstärke aufgebaut und bestand aus behauenen Natursteinen. Sie hatte innen einen niedrigeren Laufgang und war von einem hölzernen Palisadenzaun gekrönt, so dass eine absolute Höhe von mindestens dreieinhalb Meter erreicht wurde. Im Norden und im Süden war die Mauer von zwei Toren durchbrochen, das nördliche war zwischen zwei Mauerzügen als Zwinger konstruiert. Eine Vorbefestigung bestand aus einem fünf Meter breiten Graben, der durch eine Palisadenwand verstärkt war.
Im Inneren befanden sich etwa 80 bis 85 eingeschossige Gebäude, die wohl sämtlich nicht unterkellert waren und bis auf ein einziges nur aus jeweils einem Raum bestanden, der 10 bis 20 m² maß. Nur ein 80 m² großes Gebäude fällt aus diesem Rahmen; es sollte wohl Versammlungszwecken dienen. Alle Häuser weisen eine schiefwinkelige Mauerführung sowie rechteckige oder nahezu quadratische Grundrisse auf. Die Wände waren als Trockenmauer aus Bruchsteinen, zum Teil auch aus großen Findlingen errichtet. Sie dürften einst Aufbauten aus Fachwerk oder Holzbalken getragen haben.
Neben einem Netz von Gässchen lässt die Anlage vor allem an der Südfront einen Hauptweg entlang der Innenseite der Mauer erkennen.
Literatur
- Michael Geiger: Heidenlöcher. In: Adolf Hanle (Hrsg.): Meyers Naturführer, Pfälzerwald und Weinstraße. Bibliographisches Institut, Mannheim 1990, ISBN 3-411-07131-1, S. 51–53.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ DschG bzw. DSchPflG Rheinland-Pfalz
- ↑ Wanderportal Pfalz: Burg 48: Heidenlöcher. Abgerufen am 13. Juni 2011.
- ↑ Tourist Service Deidesheim: Wanderziel Michaelskapelle. Abgerufen am 13. Juni 2011.
Kategorien:- Wallburg in Rheinland-Pfalz
- Deidesheim
- Kulturdenkmal im Landkreis Bad Dürkheim
- Bauwerk im Pfälzerwald
- Bauwerk im Landkreis Bad Dürkheim
Wikimedia Foundation.