- Heilbronn-Horkheim
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Horkheim
Stadtteil von HeilbronnKoordinaten 49° 7′ 0″ N, 9° 10′ 0″ O49.1166666666679.1666666666667Koordinaten: 49° 7′ 0″ N, 9° 10′ 0″ O Fläche 4,85 km² Einwohner 4089 (30. Sep. 2007) Bevölkerungsdichte 843 Einwohner/km² Eingemeindung 1. Apr. 1974 Postleitzahl 74081 Vorwahl 07131 Adresse der
VerwaltungSchleusenstraße 18
74081 HeilbronnHorkheim ist ein Stadtteil der Stadt Heilbronn mit etwa 4100 Einwohnern. Die früher selbstständige Gemeinde wurde zum 1. April 1974 nach Heilbronn eingemeindet.
Der Ort liegt 5,5 km südwestlich von Heilbronn und 250 m vom Neckar entfernt. Horkheim liegt nur wenige Meter über dem Grundwasserspiegel, wodurch der Ort öfter den Überschwemmungen des Neckars bei Hochwasser ausgesetzt war. Diesem Umstand jedoch verdankt Horkheim seinen Namen, denn Horkheim hieß früher „Horegeheim“, was von dem altdeutschen Begriff „hor“ (Sumpf) bzw. „horeg“ (sumpfig) herrührt. Die häufigen Überschwemmungen machten Horkheim „sumpfig“.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Horegeheim wird urkundlich erstmals am 15. November 976 erwähnt, als Kaiser Otto II. die bischöfliche Kirche zu Worms mit dem zu der Abtei Mosbach gehörigen Ort beschenkte. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts ging der Besitz wieder direkt auf die damaligen Kaiser über. 1344 wird erstmals die Burg Horkheim erwähnt, die damals zur Hälfte von Ebergard II. von Württemberg an Reinhard von Höfingen verliehen wurde. Die Burg blieb württembergisches Lehen, bis Eberhard sie 1389 an die Heilbronner Komturei des Deutschen Ordens veräußerte, der auch den Kirchensatz und weiteren Besitz im Ort hatte. Der Deutsche Orden verkaufte die Burg an die Heilbronner Patrizierfamilie Lemlin, die sie 1461 unter die Oberlehensherrschaft der Kurpfalz stellte. Während der Ort, der kurzzeitig auch der Kurpfalz gehörte, nach dem Bayerischen Erbfolgekrieg 1504 an Württemberg fiel, blieb die Burg Kurpfälzer Lehen.
Bis ins 18. Jahrhundert war der Ort rein landwirtschaftlich geprägt, wobei insbesondere der Weinbau von Bedeutung war. Es gab einst mehrere Keltern am Ort. Während den Notzeiten des Dreißigjährigen Krieges war Horkheim zeitweise nahezu entvölkert. Die Lehnsnehmer der Burg Horkheim, Heilbronner Patrizier, siedelten ab dem Ende des 17. Jahrhunderts Juden in der Burg an. Die Juden (um 1750 rund 90 Personen) mussten jedoch beim Verlassen der Burg Schutzzoll an die württembergischen Lehnsherren des Dorfes entrichten und konnten sich erst ab 1811 auch im Dorf ansiedeln. Die jüdische Gemeinde erreichte um 1860 mit über 70 Personen nochmals eine große Ausdehnung, ging dann jedoch – überwiegend aufgrund von Abwanderung nach Heilbronn – bis 1933 auf vier Personen zurück, die 1941/42 deportiert und ermordet wurden.
Nach der Schiffbarmachung des oberen Neckars (von Stuttgart nach Heilbronn) ab 1713 wurde Horkheim auch zum Schifferdorf, wenngleich weiterhin die Landwirtschaft der bestimmende Erwerbszweig bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bleiben sollte. Viele Schiffbauer aus Horkheim wanderten um 1848, nachdem die Eisenbahn die Neckarschifffahrt zum Erliegen brachte, nach Amsterdam aus. Daran erinnern bis heute die Amsterdamer Straße und die Gmelichstraße, letztere benannt nach mehreren Familien dieses Namens, die in Amsterdam wohlhabend wurden und ihrer Heimatgemeinde Horkheim Stiftungen hinterließen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die Rechte des Deutschen Ordens und der Kurpfalz aufgehoben und kamen vollends an Württemberg. Nach dem Ende der Neckarschifffahrt im 19. Jahrhundert gewann der Tabakanbau in Horkheim Bedeutung. 1905 wurde hier der erste Trockenschuppen in Württemberg erbaut. In den 1920er Jahren wurde direkt am nördlichen Ortsrand der Neckarkanal erstellt, der mit dem weiter nordwestlich verlaufenden Altarm des Flusses eine künstliche Insel bildet. Längs des Kanals siedelten sich nach Osten Industriebetriebe an, außerdem dehnte sich der Ort durch Neubaugebiet stark nach Süden und Osten aus, so dass Horkheim inzwischen mit dem benachbarten Heilbronn-Sontheim nahezu zusammengewachsen ist. 1939 wurden 838 Einwohner gezählt, Ende 1945 waren es 918.[1] Bis 1974 stieg sich die Wohnbevölkerung auf 2900 Einwohner an. Die Gemarkungsfläche betrug 1974 486 Hektar.
Horkheim wurde am 1. April 1974 nach Heilbronn eingemeindet. 1978 ereignete sich ein Neckar-Hochwasser, bei dem in Horkheim schwere Schäden entstanden.
Der Ort ist überwiegend Wohnort für Pendler nach Heilbronn und Neckarsulm.
Wappen
Das Wappen von Horkheim zeigt in goldenem Schild eine rote Krone, aus der ein Frauenrumpf mit schwarzer Oberbekleidung und schwarzem Kopftuch ragt.
Vor 1805 hatte Horkheim kein eigenes Wappen. Seit dem 15. Jahrhundert hatten Rat bzw. Vogt von Weinsberg für die Horkheimer gesiegelt.
- Das Wappen mit drei württembergischen Hirschstangen und H: Nach dem Übergang zu Württemberg zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhielt Horkheim ein eigenes Siegel, das den Buchstaben "H" unter drei württembergischen Hirschstangen zeigte.
- Das Wappen mit einem verschleierten Frauenkopf: Im Jahr 1912 schlug die Archivdirektion ein Wappen vor, das einen schwarz verschleierten naturfarbenen Kopf einer Frau vor goldenem Hintergrund zeigt. Im Gemeindesiegel wurde das Wappen seit 1930 verwendet. Dieses Wappen entsprach bereits weitgehend dem Wappen der Wigmar, einer Horkheimer bzw. Heilbronner Patrizierfamilie. Nach der Oberamtsbeschreibung [2] ist der Adlige (Edle) Burkhard Wigmar 1314 Schultheiß in Heilbronn. Die Herren von Horkheim sollen laut der Oberamtsbeschreibung "eines Stammes" mit den Wigmars sein. 1954 wurde das Wappen nochmals leicht modifiziert bzw. besser der historischen Vorlage der Wigmar angeglichen, und am 15. März 1963 vom Innenministerium Baden-Württembergs bestätigt. Die Ortsflagge ist Rot-Gelb.
Bau- und Kulturdenkmäler
- Die Burg Horkheim ist eine zeitweise als Wasserburg ausgestaltete, einst in Kurpfälzer Besitz befindliche und an Heilbronner Patrizier verliehene spätmittelalterliche Anlage, in der vom 17. bis 19. Jahrhundert Schutzjuden lebten und eine Synagoge eingerichtet hatten. Die vielfach umgebaute Anlage wird heute zu Wohnzwecken genutzt. Von der ursprünglichen Bausubstanz sind insbesondere das viergeschossige Steinhaus sowie Teile der Umfassungsmauern mit Ecktürmen erhalten.
- Die evangelische Georgskirche wurde erstmals 1330 erwähnt und zu Beginn des 17. Jahrhunderts sowie 1895 umfassend erneuert. In der im Kern gotischen Chorturmkirche sind ein Taufstein von 1725 sowie mehrere Grabplatten der Patrizierfamilie Lemlin aus deren einst bei der Kirche befindlichen Grabkapelle erhalten. Neben der Kirche befindet sich in der Kirchgasse das evangelische Horkheimer Pfarrhaus von 1769/70 mit einer für Pfarrhäuser seltenen zur „deutschen Diele“ ausgebildeten Durchfahrt. Der auf 1733 datierte Kellerhals beim Pfarrhaus führt in einen älteren Gewölbekeller.
- Das Alte Rathaus in der Schleusenstraße wurde bereits 1595 erwähnt, der im Kern noch mittelalterliche Bau wurde 1768 barockisiert. Gegenüber dem Rathaus liegt am Eingang zur Schlossgasse die Horkheimer Kelter von 1774 mit Backstube. Die historischen Backöfen wurden beim Einsturz des unter der Kelter gelegenen Gewölbekellers 1985 zerstört. In der Schleusenstraße befinden sich weitere Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, wie das Handwerkerhaus Schleusenstraße 7 mit überkragenden Giebelgeschossen sowie das Wohnhaus Schleusenstraße 21 von 1765.
- Die ehemalige Landmaschinenfabrik Amos in der Talheimer Straße ist ein Baudenkmal aus der örtlichen Industriegeschichte, der Betrieb wurde ursprünglich 1860 in Horkheim gegründet. In dem historischen Werkstattbau, errichtet in Fachwerkbauweise mit Ziegelausfachung, finden heute verschiedentlich Ausstellungen statt.
- Der Dachreiterbrunnen von Karl-Ulrich Nuss aus dem Jahr 1989 thematisiert einen einstigen Utznamen der Horkheimer.
Quellen und Anmerkungen
- ↑ Mitteilungen des Württ. und Bad. Statistischen Landesamtes Nr. 1: Ergebnisse der Einwohnerzählung am 31. Dezember 1945 in Nordwürttemberg
- ↑ Seite 179 adlige Familien: Wigmar
Literatur
- Eugen Knupfer (Bearb.): Urkundenbuch der Stadt Heilbronn. Kohlhammer, Stuttgart 1904 (Württembergische Geschichtsquellen. N. F. 5)
- Beschreibung des Oberamts Heilbronn. Kohlhammer, Stuttgart 1901/1903
- Eberhard Gönner: Wappenbuch des Stadt- und Landkreises Heilbronn mit einer Territorialgeschichte dieses Raumes. Herausgegeben vom Stadt- und Landkreis Heilbronn und der Archivdirektion Stuttgart. Stuttgart 1965.
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