Heilbronn-Kirchhausen

Heilbronn-Kirchhausen
Wappen von Kirchhausen
Wappen von Heilbronn

Kirchhausen
Stadtteil von Heilbronn

Heilbronn Biberach Böckingen Frankenbach Horkheim Kirchhausen Klingenberg Neckargartach SontheimLage von Kirchhausen in Heilbronn
Über dieses Bild
Koordinaten 49° 11′ 0″ N, 9° 7′ 0″ O49.1833333333339.11666666666677Koordinaten: 49° 11′ 0″ N, 9° 7′ 0″ O
Fläche 11,5 km²
Einwohner 3822 (30. Sep. 2007)
Bevölkerungsdichte 333 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Juli 1972
Postleitzahl 74078
Vorwahl 07066
Adresse der
Verwaltung
Schlossplatz 2
74078 Heilbronn

Kirchhausen ist ein Stadtteil von Heilbronn in Baden-Württemberg und liegt im Nordwesten der Stadt, etwa 12 km Luftlinie vom Stadtzentrum entfernt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Urkunden aus dem Kloster Lorsch erwähnen den im damaligen fränkischen Gau Gartach gelegenen Ort 766 und 771 als Widga, 802 und 823 als Widagowa sowie 843 im Codex Laureshamensis und 849 als Widgavenhusa. 926 erfolgt die Erwähnung in Quellen des Klosters Weißenburg/Elsaß.

1404 kam der Ort in den Besitz des Deutschen Ordens. Die Reformation hatte daher keine direkten Auswirkungen auf den Ort. Das Dorf blieb katholisch. Nach den Bauernkriegen wurde es sogar wegen der Loyalität seiner Bauern zum Deutschen Orden rund 200 Jahre lang Oberamt. 1570 bis 1576 wird das Wasserschloss errichtet. Der Dreißigjährigen Krieg brachte wie überall im Umland große Not. Die Beseitigung der Schäden dauerte bis ins 18. Jahrhundert an.

Johann Wolfgang von Goethe fuhr am 27. August 1797 durch Kirchhausen und notierte: „Gerade Chausseen und schöner Fruchtbau bis Führfelden. Geringer Landort. Weiter dauern die Fruchtbäume fort. Auf dieser ganzen Fahrt sieht man wenig oder gar kein Wasser. Man erblickt nun die Berge des Neckarthals. Kirchhausen liegt zwischen anmuthigen Garten und Baumanlagen; dahinter ist eine schöne Aussicht nach den Gebirgen des Neckars; man kommt durch ein artiges Wäldchen und durch eine Pappelallee bis Frankenbach.“

Bei der Mediatisierung des Deutschen Ordens im Jahre 1805 wurde Kirchhausen württembergisch. 1807 wurde Kirchhausen Sitz eines Oberamts, 1814 erfolgte die Einrichtung einer Unteramtsarztstelle, 1826 die eines Notariats. 1833 erwarb die Gemeinde das Schloss und nutzte es als Rathaus und Notariat.

Am 1. Juli 1972 erfolgte die Eingemeindung nach Heilbronn. Zu diesem Zeitpunkt hatte Kirchhausen eine Gemarkungsfläche von 1148 Hektar, von denen 97% als Wirtschaftsflächen ausgewiesen waren.

Die B 39 verläuft durch den Ort und verbindet Kirchhausen mit Fürfeld und Heilbronn-Frankenbach. Als die A 6 (Teilstück Heilbronn-Mannheim), die durch den nördlichen Teil der Kirchhausener Gemarkung verläuft, Ende der 1960er Jahre fertiggestellt war, hat dies zunächst eine Entlastung der Ortsdurchfahrt bewirkt. Der zunehmende Umleitungs- und Ausweichverkehr führte später jedoch zu immer stärkerer Verkehrsbelastung im Ort. Als jüngste Verkehrsberuhigungsmaßnahme gilt seit Spätjahr 2007 im gesamten Ort eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h.

Religionen

Aufgrund der einstigen Zugehörigkeit zum Deutschen Orden sind heute noch rund 60% der Bevölkerung katholisch. Die katholische St. Alban-Kirche von 1841 ist die älteste Kirche am Ort, 1985 kam die evangelische Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde hinzu. Eine syrisch-orthodoxe Gemeinde hat sich ebenfalls angesiedelt, die im Jahr 2000 eine eigene Kirche (St. Jakob) errichtet hat.

Juden sind in Kirchhausen bereits seit 1598 nachgewiesen, allerdings lebten zeitweise nur einzelne Familien meist als Schutzjuden des Deutschen Ordens in Kirchhausen, so dass sich keine eigenständige Gemeinde bildete. Der letzte Jude in Kirchhausen verstarb 1733, danach sind keine weiteren Ansiedlungen von Juden bekannt.

Wappen

Das Wappen von Kirchhausen zeigt auf Silber eine blaue Pflugschar unter einem schwarzen Deutschordenskreuz, flankiert von zwei Pflugmessern. Die ältesten Darstellungen des Wappens (noch ohne Deutschordenskreuz) sind in der Pfarrkirche auf einem Stein von 1731 sowie auf der Glocke von 1749 belegt. Pflugschar und Pflugmesser deuten auf Landwirtschaft hin. Das Deutschordenskreuz ist auf Dienstsiegeln erst ab 1903 und auf dem Wappen erst bei der Festlegung durch die Archivdirektion im Jahr 1919 belegt. Es weist auf die Zugehörigkeit zum Deutschen Orden bis 1805 hin. Auf einem Stein beim Deutschordensschloss sind beide Wappenversionen dargestellt.

Sehenswürdigkeiten

Deutschordensschloss
  • Das Deutschordensschloss (erbaut 1572 bis 1576) ist ein ehemaliges Wasserschloss des Deutschen Ordens. Beim Schloss befinden sich die historische Zehntscheune und der Nepomukbrunnen, der von Karl-Henning Seemann 1994/95 entworfen wurde. An den Deutschen Orden erinnert außerdem der Amtmannshof des Deutschordens-Amtmanns Hans Hofman von 1628 mit schmuckvollem Inschriftenstein in der nahen Deutschritterstraße.
Kirche St. Alban
  • Die katholische Albanskirche geht auf eine im 15. Jahrhundert erwähnte Kapelle zurück. Der Turm der Kirche stammt von 1579, der Rest des Gebäudes wurde von 1841 bis 1846 nach Plänen von Gottlob Georg Barth von Grund auf erneuert.
  • Die Dreifaltigkeitskapelle mit Blutstein wurde 1718 südöstlich außerhalb des Ortes errichtet. In und um Kirchhausen befinden sich weitere religiöse Standbilder, darunter das Feldkreuz am Holochweg und die Nepomukstatue.
  • Die evangelische Dietrich-Bonhoeffer-Kirche wurde ab 1985 erbaut und am 21. September 1986 eingeweiht.
  • Die syrisch-orthodoxe Kirche St. Jakob von Nisibis ist ebenfalls ein moderner Bau aus dem Jahr 2000.
Alte Mühle

Bevölkerungsentwicklung

  • 1939: 1.528
  • 1945: 1.608
  • 1961: 2.000
  • 1990: 2.900
  • 2005: 3.900

Kultur

  • Seit 1976 (ab 1977 im Zwei-Jahres-Rhythmus) veranstaltet das Ortskartell zusammen mit den Vereinen das so genannte „Schlossfest“.
  • Karnevalsclub Kirchhausen e.V.
  • Gartenfreunde Kirchhausen e.V.
  • Musikverein Heilbronn-Kirchhausen e.V.
  • Harmonika-Freunde Kirchhausen
  • FC Kirchhausen
  • Tennis-Club Kirchhausen
  • Öffentliches Freibad (getragen durch die Stadt Heilbronn und einen Förderverein)

Natur

  • Bäche
    • Rotbach (Richtung Frankenbach), scherzhaft spricht der Volksmund oft auch von "Kirchhausen im Rotbachtal"
    • Bruchbach (heute verdohlt in der Ortsmitte)
  • auf der Markung von Kirchhausen befindet sich der uralte Baum Annalinde

Tradition

Namen

Als „katholische Enklave“ hat sich Kirchhausen einige typische Familiennamen erhalten. Diese sind: Gärtner, Senghaas, Eggensperger, Stürner, Muth. Seit dem vermehrten Zuzug von außen ist diese Entwicklung der Veränderung unterworfen.

Utzname

Wie viele andere Ortschaften hat auch Kirchhausen einen eigenen Utznamen. Er lautet „Gerschtehewwel“, was so viel wie „Gerste-Heber“ bedeutet. Zur nicht genau bestimmten Zeit einer Hungersnot, so die Sage, sollen findige Bauern auf die Idee gekommen sein, das Wachstum von Gerste zu beschleunigen. Sie gingen auf die Felder und zogen an den Halmen der Gerste, um deren Wachstum zu beschleunigen. Dass der Versuch schief ging, ist selbstverständlich. Diese Art von Legende gibt es allerdings für viele Gemeinden in Nordwürttemberg. Eine historisch fundierte Begebenheit muss nicht zugrunde liegen.

„Feindschaften“

Legendär ist die „Feindseligkeit“, die zwischen Kirchhausen und Biberach besteht. Mit der Globalisierung und dem Zuzug Fremder hat ist sie allerdings maximal noch ein „kalter Krieg“, der öfter im Gespräch mit den Älteren aufblitzt. Bis 1950 war es allerdings so, dass „Mischehen“ zwischen den Dörfern nicht gern gesehen waren. War die Liebe allerdings zu stark, und ein Paar wollte zusammenkommen, musste der Mann damit rechnen, dass entweder die „katholischen Kirchhausener Gerschtehewwel“ oder die „evangelischen Biberacher Stegstrecker“ ein Exempel an ihm statuierten. Sprich: Er wurde kräftig verprügelt. Danach stand der Ehe nichts mehr im Weg.

Die Legende von „Sleepy Hollow“

Im selben Stil wie die nordamerikanische Geschichte von „Sleepy Hollow“ rankt sich eine weitere, unaufgeschriebene, aber von Älteren oft erzählte Legende um Kirchhausen. Im Bereich der Annalinde, also zwischen Kirchhausen und dem Hipfelhof, einem Frankenbach vorgelagerten Gehöft, soll ein kopfloser Reiter spuken. In Vollmondnächten könne man beobachten, wie er auf seinem Pferd, in der einen Hand sein Schwert, in der anderen seinen Kopf, in dieser Gegend umher reitet. Fakt ist: Niemand, der noch lebt, hat je eine solche parapsychologische Erscheinung gesehen. Die Legende gibt es zudem an vielen Orten der westlichen Welt, die sich Rittermythen bedient.



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