- Heinz Billing
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Heinz Billing (* 7. April 1914 in Salzwedel) ist ein deutscher Physiker und Pionier im Bau von Computeranlagen und Datenspeichern.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Heinz Billing ist einer der bedeutendsten Söhne der Stadt Salzwedel, dessen Vater Walter Billing nach dem Zweiten Weltkrieg dort als Bürgermeister regierte. Der gebürtige Salzwedeler wuchs im elterlichen Haus am Großen Stegel auf und legte 1932 am Jahngymnasium in Salzwedel sein Abitur ab. Nach dem Mathematik- und Physikstudium in Göttingen promovierte er später in München zum Doktor.
Billing gehörte zu den Ersten, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Bereich der Computertechnologie in Deutschland arbeiteten. Er arbeitete an der Aerodynamischen Versuchsanstalt in Göttingen und stellte dort 1948 den Magnettrommelspeicher vor. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Universität in Sydney wurde er von Werner Heisenberg an das Max-Planck-Institut für Physik in Göttingen geholt, wo er 1952 den ersten Elektronenrechner G1 für den Astronomen Ludwig Biermann entwickelte. Der Rechner führte zwei Operationen pro Sekunde aus und hatte einen Trommelspeicher für 26 Wörter mit jeweils 32 Bit. Später konstruierte er dessen Nachfolger G2 (dessen Planung bereits vor dem G1 in Arbeit war) und entwickelte die G3, die 1960 in Betrieb war. Die Eingabe erfolgte bei allen drei Rechnern über eine umgebaute Schreibmaschine in Form von Dezimalzahlen, der Rechner übersetzte diese Eingaben in Dualzahlen, gab das Ergebnis jedoch wieder in Dezimalzahlen aus. Später wurden Lochbänder verwendet. Die G3 arbeitete mit einem magnetischen Kernspeicher als Hauptspeicher, der aus 4096 Worten zu je 42 Bit bestand und der eine Zykluszeit von 10 μs aufwies.[1]
Das Max-Planck-Institut wurde 1958 nach München verlegt und in Max-Planck-Institut für Physik und Astrophysik umbenannt, die Abteilung Astrophysik zog 1979 als Max-Planck-Institut für Astrophysik nach Garching. 1968 wurde Billing Vorsitzender des neu gegründeten Beratenden Ausschusses für Rechenanlagen in der Max-Planck-Gesellschaft (BAR)[2] und blieb dies bis 1986. Danach gehörte er dem Gremium noch bis 1998 an.
1993 wurde der Heinz-Billing-Preis zur Förderung des wissenschaftlichen Rechnens von der Heinz-Billing-Vereinigung zur Förderung des wissenschaftlichen Rechnens e.V., einem innerhalb der Max-Planck-Gesellschaft gegründeten Verein, gestiftet. Er ist mit 3000 Euro dotiert und wird an Arbeiten unter dem Motto EDV als Werkzeug der Wissenschaft vergeben. Dem Kuratorium gehört auch Heinz Billing selbst an.
Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt war die Erforschung von Gravitationswellen.[3] Billing lebt seit mehr als 50 Jahren in Garching bei München.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1987 Konrad-Zuse-Medaille für seine Verdienste um die Informatik, insbesondere in der Fortentwicklung des Magnettrommelspeichers.
- 2006 Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst. Der Maximiliansorden wird in Anerkennung für herausragende Leistungen auf den Gebieten von Wissenschaft und Kunst verliehen und ist eine besonders hohe staatliche Ehrung des Freistaates Bayern.
Weblinks
- Literatur von und über Heinz Billing im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Interview in Welt der Physik
- Heinz-Billing-Preis zur Förderung des wissenschaftlichen Rechnens
- Wer? Heinz Billing, In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Technik und Motor, 5. September 1989 (PDF, 36 kB)
Einzelnachweise
- ↑ Eigenschaften des Rechners G3
- ↑ Ernst von Biron, Reinhard Hennings: Die Geschichte des BAR, Eine Dokumentation aus Anlass der 200. Sitzung des BAR am 30. November 2001, (online, PDF, 654 kB)
- ↑ Gravitationswellendetektor Garching
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