- Heisenhof
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Der Heisenhof ist ein ehemaliges landwirtschaftliches Gut in der Ortschaft Barme der Gemeinde Dörverden. Der Hof gehörte bis Herbst 2011 der Wilhelm-Tietjen-Stiftung für Fertilisation Ltd., deren Gesellschafter der inzwischen verstorbene rechtsextreme Rechtsanwalt Jürgen Rieger war.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Heisenhof (eigentlich Drübberanlage genannt, 1686 bis 1839 ehemaliges Rittergut der Familie von Ramdohr) war seit den 1930er Jahren bis zum Kriegsende im Teil eines ca. 380 ha umfassenden Geländes der sogenannten Anlage Weser der Eibia GmbH[1], einer Munitionsfabrik, in der Zwangsarbeiter vor allem aus Osteuropa arbeiten mussten. 1945 bis 1949 war das Gelände von Besatzungstruppen beschlagnahmt. Von 1957 bis 1996 wurde der Heisenhof als Teil der Niedersachsen-Kaserne der Bundeswehr genutzt, zuletzt als Offizierskasino und Standortverwaltung. Die Bundeswehr hatte das Gelände von der Industrieverwaltungsgesellschaft in Bonn gemietet, an welcher der Bund damals beteiligt war.
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Im Jahre 2003 wurden die ehemals zum Standort gehörenden Grundstücke zum Kauf angeboten. Den Heisenhof nebst 2,6 ha Land erwarb die Wilhelm-Tietjen-Stiftung für Fertilisation Ltd. in einer Versteigerung für 255.000 €.[2] Im August 2006 wurde die Limited wegen eines fehlenden Geschäftsberichtes im britischen Register gelöscht. Das Amtsgericht Jena setzte im März 2007 einen Nachtragsliquidator für das Vermögen der Gesellschaft in Deutschland ein. Die Restgesellschaft sollte abgewickelt und die Immobilie verkauft werden. Seit Anfang Mai 2008 ist die Gesellschaft wieder aktiv. Die Nachlassverwaltung ist seit Juli 2008 rechtskräftig aufgehoben.
Seit 2009 wurde seitens des Landkreises versucht, den Heisenhof abreißen zu lassen; ein Gerichtsurteil im April 2011 entschied, dass dies, ungeachtet der Bedenken wegen des von 1988 bis 2006 bestehenden Denkmalschutzes, rechtmäßig sei.[3]
Im Oktober 2011 wurde das gesamte Areal von der Wilhelm Tietjen Stiftung an den Kaufmann Rüdiger Meyer aus Kirchlinteln verkauft. Dieser beabsichtigt, aus dem ehemaligen Rittergut mit Hilfe von Investoren aus dem Mittleren Osten für 10 Millionen Euro ein Erholungszentrum mit Spa, Wellness und Hotel zu machen[4], das den Namen Gut Ramdohr tragen soll. Er kämpft nun um den Erhalt der zahlreichen historischen Gebäude und gegen die bestehende Abrissverfügung[5]. Ob er jedoch Erfolg hat, wird sich wahrscheinlich spätestens im Frühjahr 2012 zeigen. Nach Aussagen des Landrates Peter Bohlmann soll dann wohl mit dem Abriss begonnen werden[6]. Wenn die Gebäude für etwa 200.000 Euro abgerissen wurden, liegt für das Land jedoch keine Baugenehmigung vor. Kritische Stimmen aus dem Weser-Aller-Bündnis: Engagiert für Demokratie und Zivilcourage befürchten, dass der neue Eigentümer nur ein Strohmann sei, der den drohenden Abriss verhindern solle und das Gelände später wieder an die rechte Szene übergibt. Entsprechende Hinweise wurden auch an den Landkreis Verden herangetragen. Dörverdens Bürgermeisterin Karin Meyer sagte, man werde die Ausstellung einer Baugenehmigung nur prüfen, wenn die Wirtschaftskraft und der Nutzen für die Allgemeinheit nachgewiesen werden könne, was derzeit nicht der Fall sei.
Nutzung
Der Heisenhof wurde nach Abzug der Bundeswehr bis zum Verkauf nur begrenzt wohnlich genutzt. Nach Abtrennung zum ehemaligen Kasernengrundstück bestand keine Sicherung der Abwasserentsorgung mehr. Dieses nahm die Untere Bauaufsichtsbehörde des Landkreis Verden zum Anlass, die Nutzung des Heisenhofs durch die Eigentümerin und deren Mieter zu untersagen.[7] Aufgrund fehlender rechtswirksamer Baugenehmigungen und der ungeklärten Abwasserentsorgung ist die Nutzung der Immobilie nur sehr beschränkt möglich. Eine Sammlung von Wehrmachts- und anderen Militärfahrzeugen, die Rieger nach einem Brandanschlag hierher verbracht hatte, ließ der Nachlaßliquidator entfernen. Gleichwohl diente der Heisenhof weiterhin als regionaler Treffpunkt der Neonazi-Szene.
Bürgerinitiative
Nachdem bekannt wurde, dass Rieger hinter dem Erwerb des Heisenhofes durch die Wilhelm-Tietjen-Stiftung steht, bildete sich eine Bürgerinitiative. Die Initiatoren befürchteten den Aufbau eines bundesweiten Schulungszentrums für Rechtsextremisten. Demonstrationen zum Protest gegen die Rechtsextremisten fanden wiederholt statt.
Weblinks
- weser-kurier.de „Sie marschieren wieder“ – Broschüre zum Thema Rechtsextremismus in Bremen und der Region (PDF) S.32-56 zum Heisenhof (6,87 MB)
- weser-kurier.de vom 31.10.2011 „Andrang auf dem Heisenhof“ - Artikel zum Tag der offenen Tür am 30.10.2011 sowie zum Denkmalschutz
- heisenhof.info Informationsportal des Aktionsbündnisses für Toleranz und Demokratie
- [2] Seite für den Erhalt der historischen Gebäude des Guts Drübber, mit zahlreichen Fotos
Einzelnachweise
- ↑ Eibia GmbH-Anlage „Weser“, Munitionsanstalt, Beschreibung
- ↑ Sie marschieren wieder ... : Der Heisenhof: Ein- und Aussichten, Herausgeber und Verlag: Bremer Tageszeitungen AG, 2005, ISBN 3-938795-00-X
- ↑ Rechtes Schulungszentrum in Niedersachsen: Der Heisenhof ist am Ende in taz.de, 22. April 2011; abgerufen 23. April 2011
- ↑ [1] Wellness und Freizeit auf dem Heisenhof, kreiszeitung.de 6.10.2011
- ↑ http://www.gegendenabriss.de
- ↑ http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/ACHIMER-KURIER/458649/Noch-keine-Investoren-fuer-den-Heisenhof.html
- ↑ Nds. Oberverwaltungsgericht vom 11. Mai 2005
52.8157916666679.1973583333333Koordinaten: 52° 48′ 56,9″ N, 9° 11′ 50,5″ OKategorien:- Rechtsextremismus
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- Bauwerk im Landkreis Nienburg/Weser
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