- Heldenlied
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Ein Heldenlied ist eine kurze epische Dichtung in Versen, in deren Mittelpunkt eine Figur des heroischen Zeitalters steht. Heldenlieder sind in den meisten Kulturen die früheste poetische Form der Heldensage. Sie sind generell anonym. Sie gehören noch einer Phase mündlicher Überlieferung an und sind meist nur zufällig oder in späteren Sammlungen schriftlich überliefert.
Im germanischen Kulturkreis ist das Heldenlied im 5. bis 8. Jahrhundert als episch-balladeske Dichtform ausgeprägt worden. Die Heldenlieder wurden an den germanischen Fürstenhöfen von Sängern auswendig vorgetragen und in der Regel nicht aufgezeichnet. Das einzige überlieferte deutsche Heldenlied ist das stabreimende Hildebrandslied. Auch das altnordische Atlilied und das altenglische Finnsburglied gelten als typische Vertreter des germanischen Heldenlieds. Viele andere Lieder sind verloren, aber ihre Existenz ist in Einzelfällen durch Hinweise in der lateinischen historiographischen Literatur zu erschließen.
Kaiser Karl der Große ließ laut Einhards Vita Karoli Magni, Kap. 29, "barbarische (d. h. germanische) und sehr alte Heldenlieder", in welchen die Taten und Kriege alter Könige besungen wurden, aufschreiben. Außer bei Einhard ist diese offenbar zu Karls Privatgebrauch angefertigte Sammlung jedoch nirgends belegt. Wenn es sie also überhaupt gegeben hat, dann wird sie irgendwann zusammen mit dem Privatarchiv der karolingischen Kaiser untergegangen sein. Karls Sohn Ludwig der Fromme ist in der Neuzeit gelegentlich zu Unrecht für den Verlust der Heldenliedersammlung seines Vaters verantwortlich gemacht worden; tatsächlich gibt es aber nicht den geringsten historischen Beleg dafür, dass Ludwig der Fromme jemals irgendwelche Schriften hätte vernichten lassen.
Das Jüngere Hildebrandslied wird nicht als Heldenlied, sondern als Heldenzeitlied bezeichnet. Die Erwartungen des Publikums hatten sich geändert, weshalb es einen versöhnlichen Ausgang gibt. Noch wird von Helden berichtet, doch dieser Hildebrand ist wesentlich menschlicher, einem bürgerlichen Menschen ähnlicher, er lässt sich gefangennehmen und zur Frau führen. Diese Entwicklung führt zur Ballade.
Literatur
- Alfred Ebenbauer: Heldenlied und ›Historisches Lied‹ im Frühmittelalter – und davor. In: Heinrich Beck (Hg.): Heldensage und Heldendichtung im Germanischen. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 2. De Gruyter, Berlin/New York 1988, ISBN 3-11-011175-6 , S. 15–34.
- Hans Fromm: Das Heldenzeitlied des deutschen Hochmittelalters. In: Neuphilologische Mitteilungen 62, 1961, ISSN 0028-3754, S. 94–118.
- Otto Gschwantler: Älteste Gattungen germanischer Dichtung. In: Klaus von See (Hg.): Europäisches Frühmittelalter. Neues Handbuch der Literaturwissenschaft 6. Aula, Wiesbaden 1985, ISBN 3-89104-054-7, S. 91–123.
- Andreas Heusler : Lied und Epos in germanischer Sagendichtung. Dortmund 1905 (Nachdruck: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1956).
- Jan de Vries: Heldenlied und Heldensage.Francke, Bern 1961, ISBN 3-317-00628-5.
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