Heliogravüre

Heliogravüre
Tänzerin mit Tambourin in Ägypten, Heliogravure von Jean-Léon Gérôme (1824–1904)
Schwerttänzer in Ägypten, Heliogravure von Jean-Léon Gérôme (1824–1904)
Navaho-Medizinmann, Photogravure von Edward Curtis 1904

Als Heliogravüre (von griech. helios = Sonne), auch Heliogravur, Fotogravüre, Fotogravure, Photogravur, Photogravüre, Klicotypie oder Sonnendruck genannt, bezeichnet man ein fotografisches Edeldruckverfahren, das 1879 von Karl Klietsch (= Karel Klíč) erfunden wurde. Die Heliogravüre ist die Vorläufer-Technik des modernen Tiefdrucks, mit der Fotos und Illustrationen durch ein fotomechanisches Druckverfahren reproduziert werden können und mit dem sich echte Halbtöne darstellen lassen. Sie ist eine Weiterentwicklung des Aquatinta-Verfahrens. So wird die dafür erforderliche Druckplatte ähnlich wie die für die Aquatinta-Radierung hergestellt.

Inhaltsverzeichnis

Techniken der Heliogravüre

Man unterscheidet Direktkopie und Pigmentpapierkopie.

Direktkopie

Eine Kupferplatte wird mit Kolophonium- oder Asphaltpulver eingestäubt und dieses durch Erhitzen als Raster aufgeschmolzen. Darüber wird eine Gelatineschicht aufgebracht. Diese wird durch Baden in einer Kalium- oder Ammoniumdichromat-Lösung sensibilisiert (lichtempfindlich gemacht).

Nach dem Belichten im Wege der Kontaktkopie durch ein Halbton-Diapositiv findet die Entwicklung in warmem Wasser statt. Die Chromgelatine härtet durch Belichtung aus, während die unbelichteten Teile auswaschbar bleiben. Dadurch entsteht ein Gelatinerelief. Je nach Reliefstärke kann die Säure die Gelatine durchdringen. Eine dünne Schicht erlaubt schnelles Durchdringen wodurch das Kupfer längere Zeit geätzt wird und somit tiefere Rasternäpfchen erhält (= dunklerer Ton), bei einer dicken Schicht kann die Säure nicht oder erst verspätet zur Platte durchdringen, wodurch diese kaum bis gar nicht geätzt wird. Beim Ätzen entstehen somit unterschiedlich tiefe Vertiefungen, die nach dem Abwaschen der Gelatineschicht entsprechend dem Gelatinerelief unterschiedlich viel Farbe aufnehmen können und differenzierte Halbtonwiedergaben erlauben.

Pigmentpapierkopie

Bei der Pigmentpapierkopie werden die Vorlagen dazu als originalgroßes Diapositiv im Kontaktverfahren auf ein lichtempfindliches, mit Kalium- oder Ammoniumdichromat behandeltes Chromgelatine-Papier, das sogenannte Pigmentpapier, belichtet. Das Papier wird nach der Belichtung wenige Minuten in kaltem Wasser aufgeweicht und auf eine Kupfer- oder Stahlplatte, die im Aquatintaverfahren vorbereitet wurde, aufgepresst (abgeklatscht). Zum Entwickeln werden das Papier sowie die unbelichteten Partien der Gelatineschicht in warmem Wasser abgelöst und weggespült. Es bleibt ein zartes Gelatinerelief auf der Platte zurück. Der Künstler kann die daran anschließende Ätzung im Eisenchlorid-Bad kontrollieren und manipulieren. Oft wird im Mehrbadverfahren mit mehreren verschieden konzentrierten Eisen(III)chlorid-Lösungen geätzt, weil das FeCl3 je nach Konzentration die Gelatineschicht unterschiedlich gerbt und in verschiedenen Geschwindigkeiten auf die zu ätzende Kupferplatte hindurchdiffundiert. Durch die so gesteuerten unterschiedlichen Ätzzeiten und die Aufrasterung durch das Aquatintakorn kann die Platte Halbtöne drucken.

Verwendung

Heute ist die Heliogravüre im industriellen Druck nicht mehr gebräuchlich, lebt aber im künstlerischen Tiefdruck weiter. Sie wird jedoch im handwerklichen Sinne zur Erhaltung alter Graphik durch Nachdrucke eingesetzt.[1]

Gefahrenhinweis

thumb Gefahrenhinweis Ammoniumdichromat und Kaliumdichromat sind giftige und krebserzeugende Chemikalien

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Autenrieth: Neue und alte Techniken der Radierung und Edeldruckverfahren - Ein alchemistisches Werkstattbuch für Radierer : Vom „Hexenmehl und Drachenblut“ zur Fotopolymerschicht. Tipps, Tricks, Anleitungen und Rezepte aus fünf Jahrhunderten. Krauchenwies 2010, ISBN 978-3-00-035619-3 (Auszüge Online)
  • Jaroslav Husnik, August Albert: Das Gesamtgebiet des Lichtdruckes und die Emailphotographie. (= Chemisch-technische Bibliothek; Bd. 22). 5., von August Albert vollständig umgearbeitete und ergänzte Auflage. A. Hartleben, Wien und Leipzig 1922
  • Hermann Krone: Photographische Urmethoden. Dresden 1907 (Nachdruck: Fotokinoverlag, Leipzig 1985)
  • Willi Schuldes, Horst Sprang: Heliogravüre. Fotografie im künstlerischen Tiefdruck. (= Bibliothek der Gestaltungstechniken). Otto Maier, Ravensburg 1981, ISBN 3-473-61267-7

Weblinks

 Commons: Heliogravure – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Heliogravüre – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Übersicht einzelne Schritte der Heliogravure [2]

Belege

  1. Vergleiche den Aufsatz von Erhard Schmidt unter: [1]

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • héliogravure — [ eljogravyr ] n. f. • 1873; de hélio et gravure ♦ Procédé de photogravure en creux, se tirant comme la gravure en taille douce. Impression en héliogravure. L héliogravure utilise les clichés galvanoplastiques. Héliogravure rotative. ⇒… …   Encyclopédie Universelle

  • Heliogravure — Héliogravure L héliogravure ou rotogravure est un procédé d impression particulièrement adapté aux très longs tirages où une haute qualité de reproduction est exigée. Sommaire 1 Procédé 2 Utilisation 3 Les problématiques de production …   Wikipédia en Français

  • Heliogravüre [1] — Heliogravüre oder Photogravüre (Sonnenätzung), wird als allgemeine Bezeichnung für jene graphische Methoden zur Herstellung geätzter Druckplatten gebraucht, bei welchen mittels des Sonnenlichts das Bild auf den Aetzgrund derartig übertragen wird …   Lexikon der gesamten Technik

  • Heliogravüre [2] — Heliogravüre. Die »Netzheliogravüre« ist für Schnellpressendruck sehr wichtig geworden, insbesondere in der Form des Rotationstiefdruckes. Es wird auf eine Kupferwalze ein Pigmentbild übertragen, in das zuvor ein seines Netz (Raster)… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Heliogravure — He li*o*grav ure, n. [F. h[ e]liogravure.] 1. The process of photographic engraving. [1913 Webster] 2. A plate or picture made by the process of heliogravure. [Webster 1913 Suppl.] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • heliogravure — [hē΄lē ō grə vyoor′] n. [Fr héliogravure: see HELIO & GRAVURE] former term for PHOTOGRAVURE …   English World dictionary

  • Heliogravüre — (häufig auch Photogravüre genannt), eine Methode der photographischen Herstellung von Kupferdrucken in Halbtönen, bei deren Gewinnung das Original nicht aus Strichen oder Punkten zu bestehen, resp. in diese zerlegt zu werden braucht, wie bei der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Heliogravure — Tänzerin mit Tambourin in Ägypten, Heliogravure von Jean Léon Gérôme (1824–1904) Schwerttänzer in Ägypten, Heliogravure von Jean Léon Gérôme (1824–1904) …   Deutsch Wikipedia

  • Héliogravure — L héliogravure ou rotogravure est un procédé d impression particulièrement adapté aux très longs tirages où une haute qualité de reproduction est exigée. L héliogravure est aussi un procédé ancien et de très haute qualité et rareté pour les… …   Wikipédia en Français

  • Heliogravüre — Photogravüre * * * He|lio|gra|vü|re 〈[ vy: ] f. 19〉 Sy Fotogravüre 1. Tiefdruckverfahren ohne Raster 2. auf diese Weise bedrucktes Blatt [<grch. helios „Sonne“ + Gravüre] * * * He|lio|gra|vü|re, die; , n (Druckw.): 1. <o. Pl.> älteres… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”