- Jean-Léon Gérôme
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Jean-Léon Gérôme (* 11. Mai 1824 in Vesoul, Haute-Saône; † 10. Januar 1904 in Paris), war ein französischer Historienmaler und Bildhauer. Sein Werk ist dem akademischen Klassizismus zuzuschreiben.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Gérôme kam mit 17 Jahren nach Paris und wurde dort Schüler von Paul Delaroche, den er von 1844 bis 1845 auf einer Italienreise begleitete. Bereits zwei Jahre nach seiner Rückkehr debütierte Gérôme auf der jährlichen Ausstellung des Pariser Salons mit seinem Gemälde Hahnenkampf, für das er auch ausgezeichnet wurde. Auch in den Folgejahren war er ein regelmäßiger Teilnehmer dieser wichtigsten französischen Kunstausstellung, sein bevorzugtes Sujet waren historische und mythische Themen. Wesentlichen Einfluss auf seine Malerei hatte eine Reise in die Türkei im Jahre 1854 und eine weitere, die ihn 1857 nach Ägypten führte.
Gérôme war auch ein erbitterter Kämpfer gegen den Impressionismus. Im Alter von fast 80 Jahren starb er am 10. Januar 1904 in Paris.
Werke
Ein für Gérôme typisches Gemälde ist Pollice verso aus dem Jahre 1872. Es gilt als eines der herausragendsten Werke, die Gladiatoren zum Thema haben, und als das Bild, das unsere heutige Vorstellung über Gladiatorenkämpfe entscheidend prägte. Gérôme hatte umfangreiche Recherchen betrieben und intensiv in Pompeji ausgegrabene Rüstungen studiert. Sein Gemälde beruht daher auf dem damaligen Forschungsstand. Die Kombination der Ausrüstungsgegenstände ist nach heutigem Wissensstand zwar nicht zutreffend, Pollice verso gibt die Atmosphäre des entscheidenden Moments jedoch treffend wieder: Unter dem durch das Sonnensegel gefilterte Licht fällt eine aufgeregte Menge das Todesurteil über den unterlegenen Kämpfer. Selbst die weiß gekleideten Vestalinnen, die dem als Staatsakt geltenden Gladiatorenkampf stets beiwohnten, lassen sich zur tödlichen Geste hinreißen, die allerdings in römischer Zeit nicht als nach unten zeigender Daumen belegt ist. Sowohl das Sonnensegel als auch der privilegierte Sitzplatz der Vestalinnen sind jedoch historisch belegt. Der Regisseur Ridley Scott, der im Jahr 2000 den Film Gladiator drehte, ließ sich nach eigenem Eingeständnis von diesem Gemälde zu seinem Film inspirieren.
Weniger bekannt sind Gérômes Porträts von Personen der französischen Geschichte, darunter Bilder Ludwigs XIV., Molières und Marschall Michel Neys. Gérôme arbeitete darüber hinaus auch als Bildhauer. Seine Bellona aus Elfenbein, Metall und Edelsteinen wurde in der Royal Academy of Arts in London ausgestellt und seine Figurengruppe Bacchus und Amor wurde vom Pariser Salon 1881 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Gérômes lebensgroßer Marmorakt Tanagra war eine der Sensationen am Pariser Salon von 1890. Die höchst detailliert ausgeführte Personifikation der gleichnamigen antiken Stadt hält auf der ausgestreckten linken Handfläche eine Terrakotta-Figur, die auf die damals sehr beliebten Tanagra-Figuren verwies. Seine bemalte Gipsfigur Corinthe stellt eine sitzende, nackte, nur mit Kopf- Brust- und Armschmuck gekleidete Frau dar.
Ein im Jahre 2009 im Depot des Frankfurter Städel „wiederentdecktes“ Gemälde Gérômes aus dem Jahr 1874 Heiliger Hieronymus wurde 2011 nach einer Restaurierung zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt. Das Gemälde war dem Museum 1935 von den Erben des Frankfurter Bankiers Otto Hauck geschenkt worden und umgehend in das Depot gestellt worden.[1]
Galerie
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Diogenes, 1860
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Der Neger (Meister der Hunde)
Romantisierende Darstellung eines schwarzen Mannes als Beispiel für den Orientalismus (Kunst) -
Schwarzer Başı Bozuk, 1869
Schüler
- William DeLeftwich Dodge
- Thomas Eakins
- Wyatt Eaton
- Alexander Harrison
- Henry Herbert La Thangue
- Robert Lee MacCameron
- Henry Siddons Mowbray
- Jean Lecomte du Nouÿ
- Lawton S. Parker
- Harper Pennington
- William Picknell
- Henri Rapin
- Julius Stewart
- Abbott Handerson Thayer
- Douglas Volk
- Julian Alden Weir
- Wassili Wassiljewitsch Wereschtschagin
Ausstellung
- 2010/2011: Jean-Léon Gérôme, Musée d’Orsay, Paris (bis Januar 2011); aktuell im Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid (bis Mai 2011)[2]
Literatur
- Gerald M. Ackerman: Jean-Léon Gérôme. Monographie révisée, catalogue raisonné mis a jour. ACR, Courbevoie 2000, ISBN 2-86770-137-6.
- Gerald M. Ackerman: Jean-Léon Gérôme (1824–1904). Sa vie et son oeuvre. ACR, Courbevoie 1997, ISBN 2-86770-100-7.
- Alexandra Hein: Zwischen Dokumentation und Illusion. Die Orientmotive im Werk von Jean-Léon Gérôme. 2 Bände, Frankfurt am Main 1996.
- Helene B. Weinberg: The American pupils of Jean-Léon Gérôme. Amon-Carter-Museum, Fort Worth, Texas 1984, ISBN 0-88360-049-8.
Weblinks
Commons: Jean-Léon Gérôme – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Jean-Léon Gérôme im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jean-Léon Gérôme im Musée d’Orsay
Einzelnachweis
- ↑ Was für eine Entdeckung! in: FAZ vom 20. August 2011, Seite Z3
- ↑ Jean-Léon Gérôme 1824–1904. Museo Thyssen-Bornemisza, abgerufen am 6. März 2011 (englisch).
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