Helke Sander

Helke Sander

Helke Sander (* 31. Januar 1937 in Berlin) ist eine deutsche feministische Filmemacherin und Autorin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Abitur in Remscheid besuchte Helke Sander eine Schauspielschule in Hamburg. Nach ihrer Heirat mit dem finnischen Schriftsteller Markku Lahtela und der Geburt ihres Sohnes Silvo (* 1959) arbeitete sie als Regisseurin am finnischen Arbeitertheater und für das finnische Fernsehen. 1965 kehrte Sander nach Berlin zurück.

Von 1966 bis 1969 studierte sie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und arbeitete neben dem Studium als Übersetzerin und Reporterin. 1968 gründete sie zusammen mit anderen Frauen den Aktionsrat zur Befreiung der Frau. Als dessen Vertreterin hielt sie bei der Delegiertenkonferenz des SDS im September 1968 eine Rede. Darauf folgte der berühmte Tomatenwurf, der als Auftakt der Frauenbewegung in der Bundesrepublik gilt.

Gemeinsam mit Claudia von Alemann organisierte sie das Erste internationale Frauenfilmseminar, das 1973 in Berlin stattfand. 1974 gründete sie die Zeitschrift Frauen und Film, die erste feministische Filmzeitschrift in Europa, die sie bis 1981 herausgab. Sanders' filmisches Schaffen ist untrennbar mit ihrem feministischen Engagement verbunden. So thematisiert etwa Eine Prämie für Irene, der 1971 als Auftragsarbeit für den WDR entstand, die konfliktbehaftete Doppelrolle der Frau am Arbeitsplatz und im privaten Bereich. 1972 drehte sie zusammen mit Sarah Schumann den Film Macht die Pille frei?, dem im darauffolgenden Jahr mit Männerbünde eine weitere Zusammenarbeit folgte. Ihr Film Die allseitig reduzierte Persönlichkeit – Redupers (1978) zählt zu den wichtigsten feministischen Filmen der 1970er Jahre. Viel Beachtung fand der Dokumentarfilm BeFreier und Befreite (1992) über die von Soldaten der Roten Armee begangenen Vergewaltigungen während der letzten Kriegs- und ersten Nachkriegswochen, der zum Teil kontrovers diskutiert wurde. 1997 entstand der Spielfilm Dazlak – Skinhead, für den Helke Sander gemeinsam mit Sohn Silvo auch das Drehbuch verfasste.

Filmografie (als Regisseurin)

  • 1966: Thérèse Raquin (nur Regieassistenz)
  • 1967: 3000 Häuser (nur Schauspielerin)
  • 1967: Subjektitüde (auch Drehbuch)
  • 1967: Silvo (auch Drehbuch)
  • 1967: Brecht die Macht der Manipulateure! (auch Drehbuch)
  • 1968: Die rote Fahne
  • 1969: Die Worte des Vorsitzenden (nur Regieassistenz)
  • 1969: Nicht löschbares Feuer (nur Regieassistenz)
  • 1970: Kinder sind keine Rinder (auch Drehbuch und Kamera)
  • 1971: Eine Prämie für Irene (auch Drehbuch)
  • 1973: Männerbünde (auch Drehbuch)
  • 1973: Macht die Pille frei? (auch Drehbuch)
  • 1977: Unsichtbare Gegner (nur Schauspielerin)
  • 1978: Die allseitig reduzierte Persönlichkeit – Redupers (auch Drehbuch und Schauspielerin)
  • 1981: Der subjektive Faktor (auch Drehbuch, Produktion und Erzählerin)
  • 1981: Wie geht das Kamel durchs Nadelöhr?
  • 1983: Die Gedächtnislücke – Filmminiaturen über den alltäglichen Umgang mit Giften (auch Drehbuch)
  • 1983: Fräulein Berlin (nur Schauspielerin)
  • 1984: Der Beginn aller Schrecken ist Liebe (auch Drehbuch und Schauspielerin)
  • 1984: Vater und Sohn (nur Schauspielerin)
  • 1985: Nr. 1 – Aus Berichten der Wach- und Patrouillendienste (auch Drehbuch)
  • 1986: Sieben Frauen – Sieben Todsünden (Seven Women, Seven Sins, Segment Völlerei? Füttern!; auch Drehbuch)
  • 1986: Nr. 8 – Aus Berichten der Wach- und Patrouillendienste (auch Drehbuch)
  • 1987: Nr. 5 – Aus Berichten der Wach- und Patrouillendienste (auch Drehbuch)
  • 1988: Felix (Segment Muss ich aufpassen?; auch Drehbuch)
  • 1989: Die Meisen von Frau S. (auch Drehbuch und Produktion)
  • 1989: Die Deutschen und ihre Männer – Bericht aus Bonn (auch Drehbuch, Schnitt und Produktion)
  • 1992: BeFreier und Befreite (auch Drehbuch)
  • 1992: Des Lebens schönste Seiten (nur Schauspielerin)
  • 1997: Dazlak – Skinhead (auch Drehbuch)
  • 1999: Muttertier – Muttermensch (auch Drehbuch und Schnitt)
  • 2001: Dorf (auch Drehbuch, Schnitt und Produktion)
  • 2002: Bungalow (nur Schauspielerin)
  • 2005: Mitten im Malestream (auch Drehbuch)

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • 1. versuch. die richtigen fragen zu finden. Flugblatt, Februar 1968. Abgedruckt in: Ilse Lenz (Hrsg.): Die Neue Frauenbewegung in Deutschland. 2., aktualisierte Auflage, VS Verlag, Wiesbaden 2010. S. 53-57. Flugblatt im Archiv FrauenMediaTurm Köln (PD-FB 01)
  • Helke Sander (aktionsrat zur befreiung der frauen). Rede vor der 23. Delegiertenkonferenz des SDS als Vertreterin des Aktionsrates zur Befreiung der Frauen am 13. September 1968. Abgedruckt in: Ilse Lenz (Hrsg.): Die Neue Frauenbewegung in Deutschland. 2., aktualisierte Auflage, VS Verlag, Wiesbaden 2010. S. 57-61. Original Redemanuskript im Archiv FrauenMediaTurm Köln (PD-FB 06)
  • Die Geschichten der drei Damen K. Frauenbuchverlag, München 1987, ISBN 3-88897-123-3
  • Oh Lucy. Erzählung. Kunstmann, München 1991, ISBN 3-88897-044-X
  • BeFreier und Befreite. Krieg, Vergewaltigungen, Kinder. (gemeinsam mit Barbara Johr als Hrsg.), München 1992 (Kunstmann Verlag) ISBN 3-88897-060-1
  • Fantasie und Arbeit. Biografische Zwiesprache. (gemeinsam mit Iris Gusner) Schüren, Marburg 2009, ISBN 978-3-89472-692-8
  • Der letzte Geschlechtsverkehr und andere Geschichten über das Altern, München 2011 (Kunstmann Verlag) ISBN 978-3-88897-728-2

Sekundärliteratur

  • Helke Sander: Mit den Füßen auf der Erde, mit dem Kopf in den Wolken, [Hrsg.:] Freunde der Deutschen Kinemathek e.V. [Red.: Michael Töteberg], Berlin : Freunde der Dt. Kinemathek, 2003, Reihe: Kinemathek Nr. 97, ISBN 3-927876-21-6

Siehe auch

Weblinks


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