Hemisphärensynchronisation

Hemisphärensynchronisation

Hemisphärensynchronisation ist eine Methode, die Hirnaktivitäten dahingehend zu verändern versucht, dass in beiden Hirnhälften gleichartige Hirnwellen gemessen werden. Von dem US-amerikanischen Toningenieur Robert Allan Monroe wurde eine Technik (HemiSync) entwickelt, mit deren Hilfe man diesen Zustand gezielt erreichen soll und die darauf aufbauend positive geistige Effekte erzielen will.

Inhaltsverzeichnis

Neurologische Aspekte

Das menschliche Großhirn gliedert sich in eine linke und eine rechte Gehirnhälfte. Die summierte elektrische Aktivität ("Hirnwellen") kann mit Hilfe der Elektroenzephalografie gemessen werden. Durch Hemisphärensynchronisation soll erreicht werden, dass in beiden Hirnhälften gleichzeitige Energieimpulse stattfinden.

Hemisphärensynchronizität wurde bei Schizophrenie-Patienten, während epileptischer Anfälle, im Delta-Komas und bei sterbenden Personen beobachtet.[1] Sie geht mit verminderter geistiger Leistung einher.[2]

Monroes Hemi-Sync

Monroe glaubte, dass die Denkprozesse des Großhirns in den Hemisphären mit unterschiedlichen Taktfrequenzen realisiert werden. Die künstliche Angleichung der Taktfrequenzen nannte er Hemisphärensynchronisation. Um diese Angleichung zu erreichen setzte er akustische Tonsignale ein (sogenannte Binaurale Beats): Ein Hörer glaubt eine akustische Schwebung zu hören, wenn je einem Ohr ein niederfrequenter Ton (<1000Hz) vorgespielt wird, und wenn diese beiden Töne nur eine geringe Frequenzdifferenz (<30Hz) aufweisen (ist die Frequenzdifferenz größer, nimmt man zwei getrennte Töne wahr).

Monroe vermutete eine Folgereaktion im Hirn, bei der in Neuronengruppen gleichzeitig Nervenimpulse auftreten. Er stellte die These auf, dass Tonsignale dieser Art eine Synchronisation der Hirnhälften bewirken können, und dass diese dann mit positiven Effekten wie Schmerzlinderung und Steigerung der Lernfähigkeit einhergehen. Er entwickelte die mit Mindmachines arbeitende Hemi-Sync-Methode und gründete zur ihrer Verbreitung und Erforschung The Monroe Institute (TMI). Die Hemisphärensynchronisation ist nach Monroe die biologische Voraussetzung für eine außerkörperliche Erfahrung und luzides Träumen. Sie könne mit einer reinen Mentaltechnik genauso willentlich und kontrolliert herbeigeführt werden, wie mit einem sogenannten Mentalsystem.

Untersuchungen

Die Methode ist wissenschaftlich nicht plausibel und ihre Wirksamkeit strittig. So stellte Stuart Coupland bei der Anwendung von Hemi-Sync eine verstärkte Asymmetrie zwischen den Hemispären fest - anstelle der gewünschten Symmetrie.[3] Gegen die erhoffte Wirkung spricht auch, dass die Tonsignale auf den Hirnstamm und nicht auf die Hemisphären wirken.[4][5]

Im Auftrag der US-Armee untersuchte das United States National Research Council Geräte zur Hemisphärensynchronisation. Es kritisierte das an vorliegenden Studien zur Wirksamkeit der Geräte, dass Placebo-, Compliance- und Erwartungseffekte nicht berücksichtigt würden, und dass man Statistische Variablen durcheinanderbringe (Quelle datiert aus 1988[6] ).

George Adelmann warnte 1986, dass die pulsierenden Reize, wie sie bei Hemi-Sync eingesetzt werden, epileptische Anfälle auslösen können.[7] Das Monroe-Institute empfahl dennoch Hemi-Sync zur Behandlung von Epilepsie.[8]

Monroe selbst hat keine wissenschaftlichen Publikationen über seine Methode vorgelegt.

Konträr zu der o.a. Untersuchung von Copland et al. gibt es praktische Überprüfungen durch andere Autoren, z.B.

  • eine Studie von 2004, bei welcher Patienten in Vollnarkose zusätzlich HemiSync-Kassetten hörten, was teilweise deutlich verringerten Narkotikabedarf bewirkte.[9]
  • Peter J. Van Der Schaar, MD, PhD: Attention and Learning Deficit Disorders: Impressions of Combined Treatment with Amino Acids and Hemi-Sync®, 1996, [10]
  • eine Studie aus 1997 von James D.Lane, Stefan J.Kasian, Justine E. Owens (alle Departments of Psychiatry and Behavioral Sciences, Duke University Medical Center, Durham, North Carolina, USA und Center for the Study of Complementary and Alternative Therapies, School of Nursing, University of Virginia, Charlottesville, Virginia, USA) zusammen mit Gail R Marsh (Departments of Psychiatry and Behavioral Sciences, Duke University Medical Center, Durham, North Carolina, USA): Binaural Auditory Beats Affect Vigilance Performance and Mood [11]
  • D. Brian Brady: Binaural-Beat Induced Theta EEG Activity and Hypnotic Susceptibility, Northern Arizona University, May 1997, [12]
  • Helané Wahbeh, Carlo Calabrese, Heather Zwickey, Dan Zajdel: Binaural Beat Technology in Humans: A Pilot Study to Assess Neuropsychologic, Physiologic, And Electroencephalographic Effects, The Journal of Alternative and Complementary Medicine. March 2007: 199-206.
  • Christina F. Lavallee, Stanley A. Koren, Michael A. Persinger: A Quantitative Electroencephalographic Study of Meditation and Binaural Beat Entrainment, The Journal of Alternative and Complementary Medicine. April 2011: 351-355.

und die Aufsätze

  • Holt J.: Pilot exploration of CNS electrophysiology of Hemi-Sync and related altered states of consciousness, in Focusing the Whole Brain. Edited by Russell R. Charlottesville, Va, Hampton, 2004 [13].
  • Donald R. Morse DDS, MA (Biol), MA (Psychol), PhD (Nutr); Brain wave synchronizers: A review of their stress reduction effects and clinical studies assessed by questionnaire, galvanic skin resistance, pulse rate, saliva, and electroencephalograph, Stress Medicine, Volume 9, issue 2, pages 111–126, April 1993 [14]
  • Holt, Jonathan H.: Psycho-Oncology and Hemi-Sync®, im Volltext online abrufbar [15]
  • Russ Mason: Alternative and Complementary Therapies,The Journal of Alternative and Complementary Medicine, June 2004, 10(3): 156-160

Literatur

  • Johnson C.P. et al.: The sensed presence may be facilitated by interhemispheric intercalation: relative efficacy of the Mind's Eye, Hemi-Sync Tape, and bilateral temporal magnetic field stimulation. Percept Mot Skills. 1994 Aug;79(1 Pt 1): 351-4, PMID 7991330
  • Dabu-Bondoc S. et al.: Hemispheric synchronized sounds and intraoperative anesthetic requirements. Anesth Analg. 2003 Sep;97(3): 772-5, PMID 12933400
  • Dabu-Bondoc S. et al.: Hemispheric synchronized sounds and perioperative analgesic requirements. Anesth Analg. 2010 Jan; 110(1): 208-10, PMID 19861358

Einzelnachweise

  1. Fenwick: Meditation and the EEG. In: West (Hrsg.): The Psychology of Meditation. Clarendon Press, 1987
  2. Thatcher, R. Kraus, P., Hrybk, M.: Cortico-cortical association and EEG coherence. In: EEG and Clinical Electroencephalography Nr. 64, 1986
  3. Beyerstein, Barry: Pseudoscience and the Brain: Tuners and Tonics for Aspiring Superhumans. In: Della Sala, Sergio: Mind-Myths. Wiley and Sons, 1999
  4. Reston, J.: Mission to a mind. In: Omni 7/1984
  5. Oster, G.: Auditory beats in the brain. In: Scientific American 229, 1994
  6. Druckman, Swets (Hrsg.): Enhancing human performance: issues, theories and techniques. National Academy Press, Washington D. C., 1988
  7. Adelmann, George: Review of Hutchinson's Megabrain. In: The Library Journal, Nr. 15, 3/1986, S. 73
  8. Beyerstein, Barry L.: Brainscams: Neuromythologies of the New Age. In: International Jounrnal of Mental Health Vol. 19, Nr. 3/1990
  9. The effect of hemispheric synchronization on intraoperative analgesia; LewisA.K. et al.; Anesth Analg. 2004 Feb;98(2):533-6
  10. pdf-Datei online abrufbar}, 80 kB
  11. sciencedirect.com, abgerufen am 21. Oktober 2011
  12. online abrufbar, pdf-File, abgerufen am 21.Oktober 2011
  13. psychiatryonline.org Jonathan Holt, M.D. :Practical Geriatrics: Psychiatry and Spirituality at the End of Life: A Case Report, abgerufen am 21. Oktober 2011
  14. [1], abgerufen am 21.Oktober 2011
  15. hemisyncspain.com, pdf-Datei 387 kB, abgerufen am 21.Oktober 2011

Siehe auch

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