- Schwebung
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Als Schwebung bezeichnet man die Resultierende der additiven Überlagerung (Superposition) zweier Schwingungen, die sich in ihrer Frequenz nur wenig voneinander unterscheiden. Schwebungen treten unter anderem im Bereich der Signalverarbeitung auf, wenn die beiden Signalfrequenzen f1 und f2 nahe zueinander liegen. Weiter tritt sie bei Wellen auf, für die das Superpositionsprinzip gilt, also beispielsweise bei Schallwellen und elektromagnetischen Wellen.
Inhaltsverzeichnis
Mathematische Beschreibung
Herleitung der Formeln für Schwebungsfrequenz und -periode
In der folgenden Berechnung ist:
- f1 die Frequenz der Sinus-Schwingung 1,
- f2 die Frequenz der Sinus-Schwingung 2,
- die Amplitude der einzelnen Schwingungen (gleich für 1 und 2),
- t der Zeitpunkt,
- π die Kreiszahl,
- yR die resultierende Summenschwingung,
- ihre Amplitude,
- fR ihre Frequenz,
- fS die Frequenz einer cosinusförmigen Schwingung, welche die Schwebungsfunktion yR einhüllt,
- fSchwebung die Schwebungsfrequenz.
Man betrachte zwei gleichgerichtete harmonische Schwingungen mit leicht unterschiedlichen FrequenzenZur Vereinfachung sei angenommen, dass beide Schwingungen dieselbe Amplitude haben.
Dann kann die Summenschwingung so dargestellt werden:
- .
Dieser Ausdruck kann durch Anwendung der Additionstheoreme umgeformt werden in die folgende Formel:
Die letzte Formel besagt, dass die Frequenz der Überlagerungsschwingung die mittlere Frequenz der beiden Teilschwingungen ist (entspricht dem Sinus-Glied der Formel, siehe fR unten) und dass die resultierende Amplitude sich zeitlich ändert (dies wird durch das Kosinus-Glied ausgedrückt, siehe fS und fSchwebung unten). Es gilt:
Für fS findet man den Ausdruck fS = (f1 − f2) / 2 - dieses ist die Frequenz, die sich rechnerisch aus dem Kosinus-Glied ergibt. Da es für die Umhüllende der Überlagerungsschwingung (d.h. für die hörbare Amplitudenschwankung) egal ist, ob sich der Kosinus im plus- oder minus-Bereich befindet, ist die hörbare Frequenz der Lautstärkeänderung doppelt so groß. Diese so genannte Schwebungsfrequenz ist definiert als
und ihr Betrag ist wesentlich kleiner als fR. Die sich daraus ergebende Schwebungsperiode
ist der zeitliche Abstand zwischen zwei Punkten minimaler Amplitude (Knoten) der Schwebungsfunktion yR.
Unreine Schwebung
Sind die Amplituden der beiden beteiligten Schwingungen nicht gleich, dann spricht man von der so genannten Unreinen Schwebung. Bei dieser ist das entsprechende Kosinus-Glied anders ausgebildet, und es treten keine Stilleperioden (wenn die resultierende Amplitude der reinen Schwebung durch Null geht) auf. Des Weiteren schwankt die Schwingungsdauer, anders ausgedrückt, die resultierende Frequenz (das Sinus-Glied oben) ist nicht konstant.
Akustische Schwebungen
In der Akustik ist die Schwebung deutlich zu hören: Erklingen zwei Töne, deren Frequenzen sich nur wenig unterscheiden, so ist ein Ton zu hören, dessen Frequenz dem Mittelwert der Frequenzen der beiden überlagerten Töne entspricht. Dieser Ton ist moduliert, seine Lautstärke schwankt mit der sogenannten Schwebungsfrequenz, die der Differenz der Frequenzen der beiden Töne entspricht.
Erhöht sich der Frequenzunterschied, so vermag das Ohr den immer schneller werdenden Lautstärkeschwankungen nicht mehr zu folgen und man vernimmt einen Ton rauer Klangfärbung, der sich bei weiterer Vergrößerung der Frequenzdifferenz in zwei Einzeltöne aufspaltet. Überschreitet die Schwebungsfrequenz die Hörschwelle von ca. 20 Hz, wird sie als Differenzton hörbar.
Dieses Phänomen demonstriert das folgende Klangbeispiel?/i: Einem Sinuston mit der konstanten Frequenz 440 Hertz ist ein zweiter Sinuston überlagert, dessen Frequenz von 440 Hertz auf 490 Hertz ansteigt.
Wie die Schwebungen eines Intervalls (hier eines Halbtons) wahrgenommen werden, hängt sehr stark von der Höhenlage ab, was im folgenden Beispiel deutlich wird:
Beispiel: Gespielt werden die (Sinus-) Töne e und f von der großen bis zur dreigestrichenen Oktavlage zuerst einzeln, dann zusammen. Die Frequenz von f ist in jeder Oktavlage 6,6% höher als die von e.
in Hz E 82,5 F 88 E F e 165 f 176 e f e' 330 f' 352 e' f' e'' 660 f'' 704 e'' f'' e''' 1320 f''' 1408 e''' f''' allein allein zusammen allein allein zusammen allein allein zusammen allein allein zusammen allein allein zusammen Anhören?/i Klangbeispiele
Schwebungen bei der Überlagerung zweier Töne mit 440 Hz und 440,5 Hz
Mit reinen Sinusschwingungen Mit 100% Grundfrequenz, 50% erster Oberton und 25% zweiter Oberton Anhören?/i Anhören?/i Zwei chromatische Halbtöne (Frequenzunterschied 4%) im Zusammenklang
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Reine Sinustöne: Der Schwebungscharakter ist beim Zusammenklang deutlich. Kaum zwei getrennten Töne hörbar. Als Orgelregister mit Obertönen (Grundton: 100%, Obertöne: 75%, 50%, 30%, 15%, 10% und 5%). Hier hört man deutlich beim Zusammenklang zwei getrennte Töne (Man kann sie nachsingen).
Klangbeispiele mit speziellen Schwingungsformen
Um das Verständnis der akustischen Schwebung etwas zu erleichtern, finden sich hier vier beispielhafte unterschiedliche Schwingungen. Alle besitzen dieselbe Startfrequenz von 110 Hz, sie unterscheiden sich jedoch in ihrer Wellenform: Dreieck, Rechteck, Sägezahn, Sinus
In allen vier Klangbeispielen wurden zwei Schwingungen überlagert. Ab Sekunde 4 wurde begonnen, eine dieser Schwingungen langsam in der Frequenz zu erhöhen und sie dann wieder um das Doppelte (der Änderung) zu reduzieren. Einen exakten Verlauf stellt folgendes Diagramm dar:
Schwebungen bei unreinen Intervallen
Bei unrein intonierten Intervallen, kann man die Schwebungen der Obertöne folgendermaßen berechnen:
- Oktave :
- Quinte :
Beispiel dazu bei mitteltöniger Stimmung: mitteltönige Quinten?/i.
- große Terz: :
Bei den gewöhnlich außerhalb des kritischen Bereichs liegenden Intervallen hört man eine Schwebung, wenn zwei deutlich vorhandene Obertöne oder ein Oberton und eine Grundfrequenz nahe beieinander liegen.
Wie man den folgenden Wellenbildern entnehmen kann, ist bei reinen Sinustönen kaum eine Schwebung wahrnehmbar (Die Amplituden ändert sich kaum), bei einem hohen Obertonanteil ist sie jedoch deutlich hörbar.
Anhören: Zuerst reine Sinusschwingungen, dann mit Obertönen?/i Schwebungen bei Intervallen spielen bei der reinen, den mitteltönigen, den wohltemperierten und der gleichstufigen Stimmung eine große Rolle. Zum Beispiel hört man bei einer reinen Terz keine Schwebung, bei der gleichstufigen eine erhebliche - als Reibung empfundene - Schwebung. Die Schwebungen der mitteltönig gestimmten Quinten sind so gering, dass sie nicht als Missklang empfunden werden.
Akustische Täuschung?
Die auditive Wahrnehmung von Schwebungen beruht im Allgemeinen nicht auf einer akustischen Täuschung sondern auf physikalisch realen Vorgängen. Anders ist dies bei den so genannten Binaurale Beats, wo den Ohren über Kopfhörer je eine von zwei differierenden Frequenzen zugeführt wird und die Wahrnehmung von Schwebungen erst durch die Signalverarbeitung im Gehirn entsteht.
Anwendungen
Das Phänomen der Schwebung kann vielseitig angewendet werden. In der Musizierpraxis wird sie als
- belebender Klangeffekt bei Musikinstrumenten beispielsweise als zuschaltbarer sogenannter Tremoloeffekt oder als spezielles Register in Pfeifenorgeln eingesetzt.
- Das Leslie-Lautsprecher-Kabinett verwendet den Doppler-Effekt zur Erzeugung der Schwebung. Hierbei wird der konstante Originalton mit einem in der Tonhöhe vibrierenden Ton überlagert.
- Bei der Tremoloharmonika (Wiener Stimmung) und bei den meisten einem Handzuginstrumenten erfolgt die Tonerzeugung mit zwei Durchschlagzungen, die in einer Schwebung gestimmt sind.
- Das Stimmen eines Musikinstruments nach Gehör (ohne Stimmgerät mit optischer Anzeige), also das eigentliche Einstimmen auf den Kammerton als Referenzfrequenz, erfolgt solange, bis keine Schwebung mehr zu hören ist: Der Ton ist „schwebungsnull - er stimmt“ .
- Die Tonharmonie des Bambus-Instruments Angklung basiert auf dem Prinzip von zwei bis vier in Schwebung befindlicher Klangkörper (Bässe, Melodieinstrumente und Akkorde), die gleichzeitig geschüttelt werden.
Unangenehm störend wird die Schwebung hingegen, wenn zwei Instrumente mit annähernd sinusförmigen Tönen (Flöten) eng benachbarte Töne spielen - man sagt, die Töne reiben sich. Beim Unisono-Zusammenspiel zweier Blockflötenanfänger kann es bei extremen Unsauberkeiten sogar dazu kommen, dass in der Tiefe ein äußerst penetranter Differenzton hörbar wird.
Mit zwei elektrischen Schwingkreisen können Systeme gebaut werden, die folgenden Effekt nutzen: Ein Schwingkreis erzeugt eine (manuell justierbare,) feste Referenzfrequenz. Ein zweiter Schwingkreis wird über seine Dipolantenne in seiner Frequenz beeinflusst. Beide Frequenzen werden überlagert, die daraus resultierende Schwebung wird weiterverarbeitet. Dies kann wie bei dem
- Theremin ein durch Handbewegungen beeinflusstes Musikinstrument sein.
- Bei Metallsuchgeräten beeinflusst Metall einer bestimmten Masse die Frequenzen,
- bei Überwachungsanlagen mit Bewegungsmeldern wird beispielsweise durch Annäherung eines Menschen das Signal eines Wärmesensors als Stellglied im veränderbaren Schwingkreis ausgenutzt.
Siehe auch
- Ondes Martenot
- Schwebungssummer
- Interferenz
- Gekoppelte Pendel
- akustische Täuschung
- Binaurale Beats
- Moiré-Effekt
- Konsonanz im Artikel Pythagoras in der Schmiede
Weblinks
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