Herodes Philippos (Tetrarch)

Herodes Philippos (Tetrarch)

Herodes Philippos († 34), häufig kurz Philippos oder Philippus genannt, war von 4 v. Chr. bis zu seinem Tode Tetrarch (Vierfürst) von Ituräa, Golan und Trachonitis.

Philippos war ein Sohn des römischen Klientelkönigs Herodes’ des Großen und seiner fünften Ehefrau Kleopatra aus Jerusalem. Der Ethnarch Archelaos und der Tetrarch Herodes Antipas, beide Söhne aus der vierten Ehe des Herodes mit der Samaritanerin Malthake, waren seine Halbbrüder.

Bei der Aufteilung des Erbes nach dem Tode des Herodes im Jahre 4 n. Chr. erhielt der (noch am Leben befindliche) älteste Sohn Archelaos den größten Teil des Gebietes des herodianischen Königreichs übertragen, während Antipas und Philippos kleinere Herrschaftsbereiche zugeteilt bekamen. Dabei waren die nördlichen, nach Osten gegen die Wüste offenen Landstriche, die Philippos als Landesherr regieren durfte, wirtschaftlich am unbedeutendsten. Sie erbrachten einen jährlichen Steuerertrag von 100 Talenten (während die Gebiete des Ethnarchen Archelaos mit 600 Talenten taxiert waren).

Philippos war verheiratet mit seiner Nichte Salome, die Ehe blieb aber kinderlos.

Nach seiner Regierungsübernahme (4 v. Chr.) baute er die an den Quellen des Jordan gelegene Stadt Paneas aus und gab ihr den Namen Caesarea (Philippi). Den am See Genezareth gelegenen Flecken Bethsaida erhob er in den Rang einer Stadt, verschaffte derselben Einwohner und Hilfsquellen und nannte sie nach Julia Livia, der Ehefrau des römischen Kaisers Augustus, "Julias".

In seiner Würdigung der langen Regierungszeit des Philippos zeichnet der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus (Altertümer XVIII 4,6) von dem Tetrarchen das Bild eines uneitlen und in sich ruhenden Menschen, der seine Verantwortung ernst nahm: "Er war seinen Untertanen ein milder Herrscher und ruhigen Gemütes, brachte auch sein ganzes Leben in seinem eigenen Lande zu. So oft er sich aus seinem Hause begab, nahm er nur wenige Auserlesene mit und ließ sich den Thronsessel, von dem aus er Recht sprach, auf allen Wegen nachtragen. Begegnete ihm dann jemand, der Hilfe und Beistand begehrte, so wurde der Sessel sogleich aufgestellt, und nun hielt er Untersuchung ab, bestrafte die Schuldigen und sprach die unschuldig Angeklagten frei." Nach Josephus starb Philippos in Julias und wurde in der Gruft, die er sich schon bei Lebzeiten erbaut hatte, mit großem Prunk beigesetzt.

Die Tetrarchie des Philippos wurde nach seinem Tode vom römischen Kaiser Tiberius der Provinz Syrien zugeschlagen. Seine Witwe Salome verheiratete sich mit Aristobulos, dem Sohn des Herodes von Chalkis, einem Enkel des Königs Herodes dem Großen, dem sie drei Söhne gebar.

Herodes Philippos sollte nicht verwechselt werden mit seinem Halbbruder gleichen Namens, eigentlich Herodes Boethos, aus der dritten Ehe seines Vaters mit der Jüdin Mariamne (II.), der der erste Ehemann der Herodias und der Vater von Salome war. Diese Verwechslung ist beim Evangelisten Markus nachweisbar (Mk 6, 17).

Quellen

  • Flavius Josephus: "Jüdische Altertümer", Fourier Verlag, Wiesbaden, o. J.

Literatur

  • Linda-Marie Günther: "Herodes der Große", Darmstadt 2005.
  • G. Prause: "Herodes. König der Juden". Hamburg 1977.

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