Hesbon

Hesbon
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Hesbon (Jordanien)
Hesbon
Hesbon

Hesbon (auch Heschbon, (H)Esebon, Esbous, Es(e)bus; arabisch ‏حشبون‎, DMG Ḥašbūn) war eine antike Stadt, die sich östlich des Flusses Jordan befand, also auf dem Territorium des heutigen Jordanien, in der Nähe des Berges Nebo.

Inhaltsverzeichnis

Biblische Überlieferung

Die Bücher Numeri (4 Mos 21,21–35 EU) und Josua (Jos 23,10 EU) berichten vom Sieg Israels über den Amoriter-König Sihon von Hesbon und der Aufteilung seines Landes unter die Stämme Ruben und Gad. Laut dem Buch der Richter (Ri 11,26 EU) habe Israel Hesbon dreihundert Jahre besessen. Zur Zeit des Propheten Jesaja gehörte Hesbon aber zu Moab (Jes 15,4 EU; 16,8 EU). Auch Jeremia beklagte die Zerstörung von Heschbon (Jer 49,3 EU). Im Hohelied werden die Augen des Mädchens mit den „Teichen von Hesbon“ verglichen (Hld 7,5 EU); anscheinend waren die dortigen Zisternen berühmt.

Hellenistisch-römische Zeit

Bei Flavius Josephus erscheint Hesbon als Esbonitis oder Sebonitis (Antq., XIII, xv, 4., XII, iv, 11; Bell. Jud., II, xviii, 1). Nach seinen Angaben eroberte Alexander Jannäus die Stadt; Herodes der Große habe dort ein Fort errichtet (Antq., XV, viii, 5).

Nach dem Jüdischen Aufstand (68-70) wurde das Gebiet von Hesbon von Stämmen besetzt, die Plinius Arabes Esbonitae, 'Araber von (H)esebon', nennt (Hist. Nat., V, xii, 1). Claudius Ptolemäus erwähnt die Stadt unter dem Namen Esboús oder Esboúta unter den Städten der Provinz Arabia Petraea (Geogr. V, xvi).

Nach der Christianisierung wurde Esboús/Hesbon ein bedeutender Bischofssitz; formal existiert noch heute das entsprechende katholische Titularbistum Esbus.

Der Kirchenvater Eusebius sowie der byzantinische Geograph Georgius Cuprios erwähnen die Stadt; einige Jahrhunderte nach der Eroberung durch die Araber wurde sie verlassen.

Archäologischer Befund

Seit 1968 wird der Ruinenhügel Tell Hisban, 20 km südwestlich von Amman gelegen, vornehmlich von der Andrews University archäologisch erforscht. Man fand die Ruinen der römischen Stadt einschließlich zweier byzantinischer Kirchen sowie Reste von Zisternen, aber auch ein Bad aus der osmanischen Periode. Bedeutsam sind weiterhin die Heschbon-Ostraka, in einem kanaanäischen Lokaldialekt beschriftete Tonscherben aus dem 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. Hingegen scheint es vor 700 v. Chr. nur eine relativ kleine Siedlung gegeben zu haben; vor 1200 v. Chr. war die Stätte definitiv unbewohnt. Dies steht im Widerspruch zur biblischen Überlieferung des Sitzes eines bedeutenden Kleinkönigs. Es wird diskutiert, ob das biblische Hesbon an einem anderen Ort gelegen hat, etwa dem einige Kilometer entfernten Tell Dschalul, der noch nicht erforscht worden ist [1]; die Stadt wäre dann nach der Zerstörung durch die Israeliten verlegt und nicht am ursprünglichen Ort wieder aufgebaut worden.

Einzelnachweise

  1. U.Worschech. Das Land jenseits des Jordan: Biblische Archäologie in Jordanien. Brockhaus Verlag / Saatkorn Verlag, 1991. S.122/123.

Literatur

  • Immanuael Benzinger: Esbus 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VI,1, Stuttgart 1907, Sp. 613.
  • Lawrence T. Geraty (Hrsg.): Historical Foundations: Studies of Literary References to Hesban and Vicinity (Hesban 3). Berrien Springs/Mich. 1989.
  • Øystein S. LaBianca (Hrsg.): Sedentarization and Nomadization: Food System Cycles at Hesban and Vicinity in Transjordan (Hesban 1). Berrien Springs/Mich. 1990.
  • Larry A. Mitchel: Hellenistic and Roman Strata: a Study of the Stratigraphy of Tell Hesban from the 2nd Century BC to the 4th Century AD (Hesban 7). Berrien Springs/Mich. 1992.
  • Paul J. Ray: Tell Hesban and Vicinity in the Iron Age (Hesban 6). Berrien Springs/Mich. 2001.

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