- Histaminunverträglichkeit
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Klassifikation nach ICD-10 T78.1 Sonstige Nahrungsmittelunverträglichkeit, anderenorts nicht klassifiziert ICD-10 online (WHO-Version 2006) Unter Histamin-Intoleranz / Histaminose versteht man die Unverträglichkeit von mit der Nahrung aufgenommenem Histamin, deren Ursache ein Mangel des Histamin abbauenden Enzyms Diaminoxidase (DAO) oder ein Missverhältnis zwischen Histamin und der DAO sein könnte. Diese Theorie wurde in den 1980er Jahren im Rahmen der Erforschung der biogenen Amine entwickelt[1]. Nach Ansicht einiger Autoren ist die Histamin-Intoleranz nicht angeboren, sondern ein erworbenes Krankheitsbild, von dem knapp 1 % der europäischen Bevölkerung betroffen sei[2][3]. 80 % der erkrankten Patienten sind weiblichen Geschlechts mittleren Alters. Die Krankheitssymptome können in der Schwangerschaft verschwinden, treten jedoch nach der Schwangerschaft wieder auf.
Kontrollierte Einzelstudien[4][5], und eine umfassende Metaanalyse aus dem Jahr 2003 konnten bisher keine wissenschaftlichen Nachweise für die postulierte Nahrungsmittelintoleranz durch biogene Amine wie das Histamin finden[6].
Die Histaminintoleranz ist eine nicht-immunologische Nahrungsmittelunverträglichkeit, angeblich oft Folge oder Begleiter anderer Unverträglichkeiten oder Allergien.
Inhaltsverzeichnis
Symptome
Mögliche Symptome nach Aufnahme histaminreicher Nahrung sind nach Ansicht der o.g. Autoren:
- Hautrötung, Nesselsucht, Ekzeme
- Kopfschmerzen, Hitzegefühl, Migräne, Schwindel
- verengte oder rinnende Nase, Atembeschwerden, Asthma bronchiale, Halsschmerzen
- Flatulenz, Durchfall, Übelkeit/Erbrechen, Bauchschmerzen, Magenstechen
- Hypotonie, Herzrasen (Tachykardie), Herzrhythmusstörungen
- Dysmenorrhoe, Blasenentzündung, Harnröhrenentzündung und Schleimhautreizungen der weiblichen Geschlechtsteile
- Erschöpfungszustände, Seekrankheit
Pathomechanismus
Histamin wird im Körper durch das Enzym Diaminoxidase (DAO) abgebaut. Bei einer Histaminintoleranz soll die Aktivität dieses Enzyms eingeschränkt sein, und durch die Nahrung aufgenommenes und im Körper gebildetes Histamin kann nur teilweise abgebaut werden. Beim Verzehr histaminhaltiger Nahrung (z. B. Rotwein oder Hartkäse) kommt es zu einer pseudoallergischen Reaktion des Körpers. Auch die aktive oder passive Exposition gegenüber Tabakrauch steht im Verdacht, die Histamin-Intoleranz zu begünstigen, ist jedoch noch nicht ausreichend untersucht worden[7].
Unverträgliche Nahrungsmittel
Histamin entsteht in bakteriell fermentierten Nahrungsmitteln, wie:
- Rotwein
- geräuchertes Fleisch, Salami, Schinken, Innereien
- viele Fischprodukte, insbesondere Fischkonserven
- Meeresfrüchte
- gereifte Käsesorten (je höher der Reifegrad, desto höher der Histamingehalt)
- Sauerkraut
- eingelegte Gemüse
- Bier
- Hefe
- Essig
- sowie in zahlreichen anderen Nahrungsmitteln (vgl. Liste in [8])
- Andererseits soll es Nahrungsmittel (wie z. B. Ananas) und Medikamente geben, die den Abbau von Histamin verzögern[8].
Diagnose
Für die Diagnose ist eine Anamnese (Erhebung der Vorgeschichte) wichtig. Es soll auf den zeitlichen Zusammenhang zwischen der Einnahme von histaminreichen Nahrungsmitteln mit dem Auftreten von Symptomen und auf Besserung nach Weglassen der genannten Auslöser geachtet werden.
Die ähnliche Nahrungsmittelallergie sollte durch entsprechende Tests ausgeschlossen werden.
Die Aktivität der Diaminoxidase im Blut kann bestimmt werden.
Therapie
Die Grundlage der Behandlung besteht in einer Reduktion des mit der Nahrung zugeführten Histamins. Außerdem sollen nach Ansicht der Therapeuten Nahrungsmittel gemieden werden, die zwar selbst nicht viel Histamin enthalten, aber im Körper gespeichertes Histamin freisetzen sollen, z. B. Zitrusfrüchte. Weiterhin können auch bestimmte Medikamente Histamin freisetzen (beispielsweise Morphin).
Wenn sich der Verzehr histaminhaltiger Nahrungsmittel nicht vermeiden lässt, sind Antihistaminika und Cromoglicinsäure wirksam.
Nach Ansicht des Wiener Allergologen R. Jarisch soll Vitamin C eingenommen werden[8].
Das Nahrungsergänzungsmittel DAOSiN® enthält Schweinenierenextrakte, die auch Diaminoxidase enthalten sollen. Bis Februar 2008 wurde das Produkt unter dem Namen Pellind verkauft. Wirksamkeitsstudien hat der Hersteller bisher nicht vorgelegt.
Quellen und Einzelnachweise
- ↑ Sattler J, et al.: Food-induced histaminosis as an epidemiological problem. Inflammation research 1988 (23):361-5 doi:10.1007/BF02142588
- ↑ Maintz L, et al.: Die verschiedenen Gesichter der Histaminintoleranz: Konsequenzen für die Praxis. Dtsch Arztebl 2006 (103): A-3477 / B-3027 / C-2903
- ↑ Maintz L, Noval N: Histamine and histamine intolerance. American Journal of Clinical Nutrition 2007 (85)1185-1196
- ↑ Lüthy J, Schlatter C: Biogene Amine in Lebensmitteln. Z Lebensm Unters Forsch. 1983 (177):439-43. PMID 6364621
- ↑ Kanny G, et al.: Histamine content does not influence the tolerance of wine in normal subjects. Allerg Immunol (Paris). 1999 (31):45-8. PMID 10219426
- ↑ Jansen SC, et al.: Intolerance to dietary biogenic amines: a review. Ann Allergy Asthma Immunol. 2003 (91):233-40; quiz 241-2, 296. PMID 14533654
- ↑ Wilhelm T: Diskussion zu dem Beitrag 'Die verschiedenen Gesichter der Histaminintoleranz': Tabakrauch ist bedeutende Histaminquelle. Deutsches Ärzteblatt 2007 (104): A 1758
- ↑ a b c Reinhart Jarisch (2004): Histamin-Intoleranz, Histamin und Seekrankheit. Thieme, ISBN 3-13-105382-8 Kap.11: S.168/169
- Abbot, Lieners, Mayer, Missbichler, Pfisterer, Schmutz: Nahrungsmittelunverträglichkeit (Histaminintoleranz). HSC 3001 Mauerbach, 2006, ISBN 978395022870-0
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