- Sauerkraut
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Sauerkraut (ˈzaʊ.ɐ.kʁaʊt) oder Sauerkohl ist durch Milchsäuregärung konservierter Weißkohl oder Spitzkohl und wird meist gekocht als Beilage gegessen. Es gilt international als eines der bekanntesten deutschen Nationalgerichte.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsstoffe
Sauerkraut ist reich an Milchsäure, Vitamin A, B, C, K und Mineralstoffen und mit den Kohlgemüsen ein wichtiger heimischer Vitamin-C-Lieferant im Winter. Sauerkraut ist sehr kalorienarm (etwa 80 kJ (19 kcal) je 100 g), praktisch fettlos, enthält 3 bis 4 % Kohlenhydrate und 1 bis 2 % Proteine. Das außerdem enthaltene Histamin kann Unverträglichkeiten auslösen.
Geschichte
Gemüse durch Milchsäuregärung zu konservieren ist eine sehr alte, in verschiedenen Weltregionen gemachte Erfindung. Im antiken Griechenland und im Römischen Reich war so gesäuerter Weißkohl bekannt, ebenso in China. Die heutige Bekanntheit von Sauerkraut in Europa kann sowohl auf die griechisch-römische Tradition zurückgehen als auch auf wandernde Mongolenstämme, die das chinesische Suan cai im 13. Jahrhundert bis nach Europa brachten.
Sauerkraut gelangte auch in die jüdische Küche und von dort wahrscheinlich in die nördlichen Staaten Westeuropas. Es gehörte bis zur Etablierung neuerer Konservierungsmethoden zu den im Winter in Deutschland, den Niederlanden und Polen hauptsächlich verarbeiteten Zutaten. Besonders in osteuropäischen Staaten wird sehr viel Sauerkraut gegessen. Durch seinen hohen Vitamingehalt (besonders Vitamin C) beugte es im Winter Mangelerscheinungen vor. Deshalb wurde es auch ganzjährig als Proviant in der Seefahrt eingesetzt, nachdem im 18. Jahrhundert entdeckt worden war, dass der Verzehr von rohem Sauerkraut Skorbut verhindert.
Vor allem während der Zeit des zweiten Weltkriegs wurde im amerikanischen Sprachraum häufig die stereotypisierende Bezeichnung Krauts für Deutsche (bzw. Kraut für Deutscher) verwendet, welche wohl auf den traditionell hohen Konsum von Sauerkraut während der Wintermonate in Zentraleuropa, speziell in Deutschland, zurückzuführen ist.
Herstellung
Frischer Weißkohl kommt, in feine Streifen geschnitten, in einen Topf. Mit einem Krautstampfer zersprengt man die Pflanzenzellen: Der Zellsaft kann austreten und schließlich den Kohl ganz bedecken. Beigefügtes Salz entzieht während des Gärungsprozesses dem Weißkohl die Flüssigkeit und konserviert den Saft bis zur Gärung (Fermentierung). Bei Weinsauerkraut bzw. Weinkraut wird zusätzlich etwas Weißwein dazugegeben. Die Salzlake bedeckt während der ganzen Gärung, die circa vier bis sechs Wochen dauert, den Weißkohl. Wichtig ist, dass keine Luft zwischen dem frischen Kohl bleibt, da sonst statt der gewünschten sauren Gärung ein Fäulnisprozess beginnen könnte. Deswegen muss Sauerkraut kräftig gestampft und mit Gewichten gepresst werden.
Ursprünglich benutzte man Steinguttöpfe zur Zubereitung. Um einen Luftabschluss und ein gleichzeitiges Entweichen von Gasen zu ermöglichen, besitzt der Sauerkrauttopf eine umlaufende mit Wasser gefüllte Rinne. Der aufgesetzte Deckel taucht rundum in das Wasser und verhindert einen Luftzutritt. Bei Überdruck entweichen die Gasblasen nach außen.
Seit dem späten 19. Jahrhundert stellt man Sauerkraut industriell her, zunächst in Holzfässern, heute in luftdicht verschließbaren Gärsilos. Die älteste deutsche Sauerkrautfabrik ist die Firma Leuchtenberg aus Neuss. Dort wird seit 1861 traditionell Sauerkraut hergestellt. Heutigem industriell hergestellten Sauerkraut wird oft Vitamin C (Ascorbinsäure) als Antioxidanz zugegeben. Die Lagerfähigkeit wird dadurch erhöht.
Die in der Luft vorhandenen und am Weißkohl haftenden Milchsäurebakterien bringen den Gärungsprozess in Gang. Bei den heute üblichen hygienischen Produktions- und Lagerbedingungen kann eine separate Zugabe der Bakterien anstehen, um Fehlgärungen zu vermeiden. Die verwendete Art Leuconostoc mesenteroides setzt auch das Molkereiwesen ein.
Der Ablauf der Gärung wird in drei Phasen eingeteilt:
1. Phase (die ersten drei Tage) Es entwickeln sich Hefen und Essigsäurebakterien (diese sind bereits im Substrat vorhanden), die den restlichen Sauerstoff verbrauchen und Ethanol, Säuren und Ester herstellen.
2. Phase (weitere drei Tage) Es werden heterofermentative Milchsäurebakterien (z. B. Leuconostoc-Arten wie L. plant.) hinzugegeben. Sie bilden Milchsäure, Essigsäure, Mannit und Kohlenstoffdioxid. Der pH-Wert sinkt. Das im Substrat vorhandene Ethanol verestert mit Säuren und wird zu einer wichtigen Geschmackskomponente im Sauerkraut. Je niedriger der pH-Wert ist, umso stärker werden unerwünschte Fremdorganismen wie Clostridien in ihrem Wachstum gehemmt. Die Milchsäurebakterien produzieren Milchsäure, bis deren Konzentration auf 2 % gestiegen ist. Danach werden auch die MS-Bakterien in ihrem Wachstum gehemmt.
3. Phase (ab einem Säuregehalt von 1–2 %, 3–6 Wochen) Es werden heterofermentative Milchsäurebakterien hinzugegeben, die noch säuretoleranter sind als Bacillus beris. Diese können auch Pentosen (Arabinose, Xylose) abbauen. Die Gärdauer beträgt bei Raumtemperatur 3–4 Wochen, bei Kellertemperatur 5–6 Wochen.
Zubereitung
In rohem Sauerkraut sind noch die meisten Vitamine und Mineralstoffe des Weißkohls enthalten. Es ist lose bei Fleischereien, in Reformhäusern und auf Märkten erhältlich. Ansonsten kommt Sauerkraut als Dauerkonserve in Dosen oder in verschweißten Kunststoffbeuteln in den Handel.
Sauerkraut wird mit etwas Wasser oder Brühe und Fett etwa eine halbe Stunde gedünstet. Übliche Gewürze sind – neben Salz und Pfeffer – Lorbeer, Wacholder, Kümmel, Nelken, auch Estragon, Fenchelsamen, Bohnenkraut oder Zucker. Je nach Region werden noch Zutaten wie Zwiebeln, Äpfel oder Weintrauben zugegeben. In Hessen ist das beispielsweise Apfelsaft und in Thüringen Bier.
Viele schätzen besonders wieder aufgewärmtes Sauerkraut: An Vortagen zubereitet, schmeckt es deutlich verändert, insbesondere ist es weicher.
Gerichte mit Sauerkraut
- Bei den hessischen Rippchen mit Kraut wird gepökeltes Schweinekotelett im Sauerkraut mitgekocht.
- Sauerkraut ist wichtiger Bestandteil der bayerischen Küche, meist mit Kümmel gewürzt und oft leicht mit Mehlschwitze gebunden.
- Sauerkraut gehört zur schwäbischen Küche. Die Fildern südlich von Stuttgart sind eines der bekanntesten Anbaugebiete für Spitzkraut (Filderkraut). In Leinfelden-Echterdingen feiert man alljährlich das Filderkrautfest. Ebenfalls typisch für die schwäbische Küche sind Schupfnudeln („Buabaspitzla“) zum Sauerkraut.
- In der berlin-brandenburgischen Küche gibt es viel Sauerkraut.
- In Franken erhält mehrmals gekochtes Sauerkraut Fleischeinlagen. Sie geben einen kräftigen Geschmack.
- Klunz ist ein mitteldeutsches Gericht mit Sauerkraut und Schmalz.
- Das Sauerkraut in Sachsen ähnelt dem fränkischen, wird jedoch häufig mit Kümmel gewürzt.
- Elsässisches Sauerkraut ist eine besondere Spezialität, geradezu die Hauptzutat – noch ziemlich roh und ganz hell.
- Im Szegediner Gulasch aus der ungarischen Küche vermischt sich ein Gulasch mit viel Sauerkraut und etwas Sauerrahm.
- Wesentlicher Bestandteil des polnischen Nationalgerichtes Bigos ist Sauerkraut.
- Berner Platte und Schweizer Platte.
- In Österreich der Bauernschmaus, mit Blutwurst (österr. Blunze), gebratenem und gepökeltem Fleisch, dazu Knödel.
- In Tschechien das Nationalgericht „Vepřo-knedlo-zelo“ (Braten mit Knödeln und Kraut).
- Im fränkischen Heilbronn wird oft ein Sauerkrautauflauf zubereitet. Hierbei ist das Sauerkraut abwechselnd mit grober Leberwurst und Kartoffelpüree in eine Auflaufform geschichtet – dann im Backofen gebacken, bis sich die oberste Schicht Kartoffelpüree leicht braun färbt. Dazu reicht man Brot und Schupfnudeln.
- Auf dem Balkan (besonders Rumänien und Serbien) ist Sarma beliebt: Ganze gesäuerte Kohlköpfe werden „entblättert“ und diese Blätter mit einer gewürzten Farce aus Reis gefüllt, dann in Sauerkraut im Ofen gegart oder in einer geschwitzten Flüssigkeit gekocht.
Weitere Verwendung
- Als Sauerkrautsaft bezeichnet man einen Gemüsesaft aus gepresstem, rohem Sauerkraut. Sauerkrautsaft enthält viel Vitamin C, Milchsäure und lebende Milchsäurebakterien. Er gilt als verdauungsanregend.[1]
Ähnliche Speisen
- Koreanisches Gimchi
- Japanisches Tsukemono
- Salzgurke
- Saure Bohnen
- Saure Rüben
- Kombes
Weblinks
Commons: Sauerkraut – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Erhard Gorys, Das neue Küchenlexikon, dtv, München 1994–2002, ISBN 3-423-36245-6
Kategorien:- Gemüseprodukt
- Deutsche Küche
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