- Hitzekrampf
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Klassifikation nach ICD-10 T67 Schäden durch Hitze und Sonnenlicht ICD-10 online (WHO-Version 2006) Als Hitzeschaden wird in der Medizin jede Gesundheitsstörung bezeichnet, die durch eine für längere Zeit erhöhte Umgebungstemperatur bedingt ist. Der Hitzschlag ist dabei vom Sonnenstich und dem Hitzekollaps (Hitzeerschöpfung) zu unterscheiden. Als Folge treten oft Kreislaufprobleme auf, Hitzetod ist möglich.
Inhaltsverzeichnis
Sonnenstich
Ein Sonnenstich (Insolation, Heliosis) entsteht durch lang andauernde direkte Sonneneinstrahlung auf den Kopf und Nackenbereich. Der für diese Schädigung verantwortliche Teil der Sonnenstrahlung ist der langwellige, d. h. die Wärmestrahlung des Sonnenlichtes. Dies führt zu einer Schwellung der Hirnhaut. So gesehen ist ein Sonnenstich ein isolierter Hitzschlag des Kopfes, also ein rein thermisches Problem. Die immer wieder auftauchende Erklärung, die Hirnhautreizung entstehe durch den UV-Anteil des Sonnenlichtes, ist ein Mythos. Die UV-Strahlung kann die Haut nicht durchdringen, geschweige denn den knöchernen Schädel.[1] Der Sonnenstich äußert sich durch Schwindel, Übelkeit, die zum Erbrechen führen kann, und Nackenschmerzen bis hin zu Nackensteifigkeit (Meningismus). Auch Ohrgeräusche kommen vor. Bei Kleinkindern kann intensive Sonnenbestrahlung eine Hirnhautentzündung herbeiführen, die sogar mit dem Tod enden kann. Die Fontanellen sowie die spärliche Kopfbehaarung der ersten beiden Lebensjahre tragen zu diesem Krankheitsrisiko bei.
Hitzekrampf
Ein Hitzekrampf entsteht durch den Mangel an Flüssigkeit und Mineralstoffen. Besonders bei schweren körperlichen Arbeiten durch den Verlust von körpereigenem NaCl (Kochsalz; 0,9 Prozent der Körperflüssigkeit ist Normwert) beim Schwitzen. Die Symptome sind schmerzhafte Krämpfe in der belasteten Muskulatur bei normaler Körpertemperatur.
Hitzekollaps
- Hauptartikel: Hitzeerschöpfung
Zu einem Hitzekollaps - auch als Hitzeerschöpfung bezeichnet - kommt es durch Flüssigkeits- und Elektrolytverlust ohne entsprechende Zufuhr von außen - und damit zu einer Abnahme des extrazellulären Flüssigkeitsvolumens ohne Erhöhung der Körpertemperatur (Abnahme des Blutvolumens im Kreislauf). Folge kann ein Versagen der Kreislauffunktion sein. Als Ursache sind heute meist sportliche Aktivitäten anzuführen. Ein Hitzekollaps zeigt sich in den entsprechenden Schocksymptomen des hypovolämischen Schocks.
Ab etwa 40 °C tritt die Gefahr des Hitzekollaps auf, der keine direkte thermische Schädigung des Körpers ist, sondern ein Versagen des Kreislaufs. Infolge der starken Erweiterung der Hautgefäße entsteht ein Missverhältnis zwischen Gefäßkapazität und zirkulierender Blutmenge, so dass es zum Blutdruckabfall und schließlich zur Bewusstlosigkeit kommt.
Verstärkt wird die Neigung zum Hitzekollaps, wenn durch Körperarbeit auch noch die Muskelgefäße erweitert werden, oder wenn durch Wasserverluste die zirkulierende Blutmenge vermindert ist. Die kritische Grenze liegt etwa bei einem Wasserverlust von 12 % des Körpergewichts.
Hitzschlag
Hitzschlag beim Menschen
Bei dem lebensgefährlichen Hitzschlag oder Hitzeschlag steigt zusätzlich die Körpertemperatur auf über 40 °C an (Rektaltemperatur). Diese akute Überhitzung des Körpers führt zu einer Hirnschwellung. Symptome sind eine Körpertemperatur wie bei sehr hohem Fieber, Krämpfe, Ausbleiben der Schweißabsonderung durch akuten Wassermangel und Bewusstseinstrübung, die wie Müdigkeit und Schlaf erscheinen kann. Es kann zur Hirnschädigung kommen. Ursachen sind häufig eine körperliche Überanstrengung bei feuchter Hitze oder der Aufenthalt in überhitzten, geschlossenen Räumen.
Hitzschlag bei Pferden
Ein Pferd, das bei hohen Temperaturen arbeitet, aber kaum oder gar nicht mehr schwitzt, steht kurz vor dem Hitzeschlag. Es ist nahezu ausgetrocknet (dehydriert) und kann sich nicht mehr durch Schwitzen abkühlen. Es versucht nun, Wärme über die Lunge abzugeben, deshalb atmet es flach und stoßweise. Häufig bekommt es Muskelzittern, hervorgerufen durch Calciummangel, weil mit dem Schweiß auch viel Calcium ausgeschieden wird. Das Blut verdickt sich, dadurch muss das Herz angestrengter und schneller arbeiten. Im schlimmsten Fall bricht das Pferd zusammen.
Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes
Seit 2005 gibt der Deutsche Wetterdienst regionale Hitzewarnungen heraus (Link s. u.). Mit dem Warnsystem will der Deutsche Wetterdienst die Zahl der Todes- und Krankheitsfälle bei Hitze verringern. Anlass für die Entwicklung des Warnsystems war der heiße Sommer 2003, in dem allein in Deutschland vermutlich mehr als 7000 Menschen u. a. Opfer der hohen Temperaturen wurden.
Vorbeugung
Einem Sonnenstich kann durch das Tragen einer hellen Kopfbedeckung vorgebeugt werden. Besonders gefährdet sind kleine Kinder. Zur Vermeidung eines Hitzekrampfes sollte viel Flüssigkeit getrunken (kein Alkohol) und etwas Salzgebäck gegessen werden. Gegebenenfalls sind Calcium- und Magnesiumpräparate einzunehmen.
Erste Hilfe
Sofortmaßnahmen
- Sonnenstich: Sollte mit einigen Stunden Verzögerung nach der Sonneneinstrahlung plötzlich hohes Fieber auftreten, ist sofort ein Arzt aufzusuchen. Den Patienten in den Schatten bringen, Kopf hochlagern, Runterkühlen des Kopfes mit lauwarmen feuchten Tüchern (Kälte wäre nur eine weitere Belastung für den Körper).
- Hitzkollaps: Flachlagerung, Ruhe. Möglichst entsprechende Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr jedoch nur in leichten Fällen ohne Übelkeit.
- Hitzschlag: Notarztruf; Sofortige Kühlung, z. B. durch Entfernung wärmender Kleidung, kalte Umschläge, Abkühlen von Armen und Beinen in Wasser.
Siehe auch
Literatur
- Lothar Baumann: Die “Hitzetoten“ des Jahres 2003. In: Statistisches Monatsheft 04/2005, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg. S. 23 –27.
Einzelnachweise
- ↑ Tiedt, Zwiener: Taschenbuch der Pathophysiologie, Berlin 1988, S. 692 f.
Weblinks
- Artikel im Pflegewiki.de über Hitzetod/Hitzetote/Hitzewarnungen
- Aktuelle Warnung des Deutschen Wetterdienstes vor Hitze für einzelne Landkreise in Deutschland
- Artikel im Südwestrundfunk über den Sonnenstich
- Francis Dubois: Hitzetote in Frankreich: Pflegepersonal hat seit Jahren gewarnt. Vom 6. September 2003
- tagesschau.de 19.07.2006:Mehrere Menschen sterben an den Folgen der Hitze
- Birgit Lukas, Martin Welp: Umgang der Printmedien mit extremen Wetterereignissen - am Beispiel der Hitzewelle 2003 - Klimawandel als unausweichliche Katastrophe oder bewältigbare Aufgabe? Studie des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung. 2004. Download der 200 kb pdf-Datei beim Potsdamer Klima-Institut. 2004. 45 S.
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